Digitale Brieftaschen 2023: Potenziale und Herausforderungen für Banken

18 Januar, 2024

PwC-Studie: Die Hälfte der Bundesbürger:innen würden einen digitalen Personalausweis nutzen / Ein Drittel wünscht eine sich EU-weite digitale Brieftaschen-App / Datenschutz bleibt Hauptkriterium / Banken am ehesten geeignet als Anbieter von digitalen Brieftaschen / Nutzung der Online Ausweisfunktion (eID) fast verdoppelt

Frankfurt, 18. Januar 2024

Etwa die Hälfte der Bundesbürger:innen möchten einen digitalen Personalausweis verwenden – nicht nur für digitale Behördengänge, sondern zunehmend auch für private Bankgeschäfte, Online-Signaturen oder, um Versicherungsangelegenheiten zu regeln. Vor allem jüngere Menschen unter 45 Jahren sind dafür offen, wie die aktuelle PwC-Studie „Digitaler Personalausweis und digitale Brieftaschen 2023“ ergab. Damit sehen die Menschen mehr Potenziale im digitalen Personalausweis als noch vor zwei Jahren.

„Die Möglichkeit, sich verlässlich und sicher digital auszuweisen, würde den Online-Alltag der Bürger:innen erleichtern und die digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft beschleunigen. Die Akzeptanz der Nutzer:innen für digitale Identitätsnachweise wie die eID-Funktion, den Online-Personalausweis und die digitale Brieftasche hängt stark davon ab, wie die Daten geschützt und verwendet werden und welche Vorteile die Lösungen im täglichen Einsatz bieten.“

Johannes Jahnke,Manager bei PwC Deutschland

Mehr Anwendungsfälle für digitale Brieftasche

Mit einer digitalen Brieftasche, in welcher der digitale Personalausweis, Impfpass, Führerschein und die Gesundheitskarte sicher verwahrt werden, würde die Mehrzahl der Bundesbürger:innen digitale Behördengänge (79 Prozent) erledigen. Weitere Anwendungsmöglichkeiten sehen die Befragten in der Kommunikation mit Ärzten (75 Prozent), etwa um sich Rezepte ausstellen zu lassen oder dem Abschluss von Bankgeschäften, wie der online Kontoeröffnung oder Kreditanträgen (73 Prozent). Eine eingeschränkte Nutzbarkeit hält Bürger:innen derzeit noch von einer weiteren Verwendung ab. 

Mehr als die Hälfte der im Oktober 2023 befragten 2.000 Verbraucher:innen würden damit Online-Käufe (56 Prozent) und Echtzeitzahlungen im stationären Handel (54 Prozent) erledigen. 83 Prozent sehen allerdings ein Risiko von Hacker-Angriffen und Identitätsdiebstahl, fast 80 Prozent befürchten, mit einer ID-Wallet steige auch ihre Abhängigkeit von einem permanent funktionsfähigen Smartphone. 

„Die digitale Brieftasche gewinnt in verschiedenen Anwendungsgebieten wie Behörden, Banken, Signaturen und Gesundheit an Bedeutung. Dieser Rückenwind für digitale Identitäten sollte genutzt werden. Die Kombination der digitalen Brieftasche mit unterschiedlichen Zahlverfahren wird zunehmend in integrierten End-to-End-Prozessen nachgefragt.“

Maximilian Harmsen,Embedded Finance Lead bei PwC Deutschland

Ein Drittel der Verbraucher:innen (36 Prozent) in Deutschland wünscht sich außerdem einen EU-weiten Zugriff auf eine digitale Brieftasche, bei der die hinterlegten Dokumente innerhalb der EU genutzt werden können, etwa um online ein Bankkonto zu eröffnen oder Zahlungen zu leisten.

Banken als Anbieter

Aktuell halten 26 Prozent der Befragten Banken am ehesten dafür geeignet, eine digitale Brieftasche anzubieten. 2021 taten dies nur 9 Prozent. Eine institutionelle Bereitstellung durch ein Bundesministerium sehen nun nur noch 23 Prozent, nach zuvor 35 Prozent 2021. 

„Damit können Banken einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau eines europäischen Ökosystems für digitale Identitäten leisten“, betont Johannes Jahnke.

Mix an Lösungen für digitale Identifizierung und weiteres Potential für die eID

Im direkten Vergleich haben die Befragten mit der eID Funktion wenig Erfahrung gegenüber etablierten Verfahren wie dem PostIdent- (61 Prozent) oder VideoIdent-Verfahren (38 Prozent). Die seit 2010 bestehende eID-Funktion des deutschen Personalausweises wird aktuell lediglich von 13 Prozent der Bundesbürger:innen genutzt. Dennoch konnte dieser Wert gegenüber 2021 (7 Prozent) nahezu verdoppelt werden. Gleichzeitig schätzen Nutzer der eID-Funktion das Verfahren als sicherer (95 Prozent) und kundenfreundlicher (90 Prozent) ein als alle übrigen genannten Lösungen zur digitalen Identifizierung. Insbesondere die Unterschiede der Altersstrukturen unterstreichen die Notwendigkeit eines vielfältigen Mixes an Lösungen, um eine digitale Exklusion von Nutzergruppen auszuschließen. Der Nutzung der eID-Funktion stehen laut der Befragung insbesondere Einschränkungen der Einsatzvielfalt gegenüber, die es sowohl politisch (digitale Lösung als Alternative zum PIN-Brief) als auch privatwirtschaftlich (Steigerung der Anwendungsfälle) zu überwinden gilt.

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Luisa Sennhenn

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