PwC-Analyse „Emissionsmarkt Deutschland“: Nach sechsmonatiger Flaute verzeichnet die Frankfurter Börse im vierten Quartal drei Erstnotizen / Jahresbilanz 2024 fällt dennoch bescheiden aus / Volumen der Kapitalerhöhungen bricht um mehr als 80 Prozent ein / Für 2025 sieht PwC-Experte Stephan Wyrobisch positive Signale
Frankfurt am Main, 16. Dezember 2024
Nach zwei Quartalen ohne einen einzigen Börsengang kam im Schlussquartal 2024 wieder etwas Leben in den deutschen Emissionsmarkt: Drei Unternehmen setzten ihren Börsengang um und beendeten damit die sechsmonatige Flaute auf dem Frankfurter Parkett. Die Jahresbilanz fällt dennoch verhalten aus: Mit nur fünf Börsengängen und einem Emissionsvolumen von 1,9 Milliarden Euro geht 2024 als schwaches IPO-Jahr in die Geschichte ein.
Zu diesen Ergebnissen kommt die Analyse „Emissionsmarkt Deutschland“, für die das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC vierteljährlich die Aktienneuemissionen sowie Kapitalerhöhungen von Unternehmen mit Primary Listing an der Börse Frankfurt erfasst.
Trotz anhaltender wirtschaftlicher und geopolitscher Unsicherheiten konnte sich der Kapitalmarkt 2024 zu neuen Höhen aufschwingen. Getrieben von der Aussicht auf weitere Zinssenkungen der Zentralbanken erreichten die Indices gegen Ende des Jahres Rekordhöhen. Diese Rahmenbedingungen nutzten im Schlussquartal 2024 drei Unternehmen für ihre Erstnotiz: Springer Nature konnte bereits Anfang Oktober den lange geplanten Sprung an die Börse umsetzen. Das IPO des Wissenschaftsverlags spielte 616 Millionen Euro ein.
Auch das Biotech-Unternehmen Pentixapharm nutzte das günstige Zeitfenster, um die Abspaltung vom Medizintechnikkonzern Eckert & Ziegler umzusetzen. Das Volumen dieses Spin-offs lag bei 20 Millionen Euro.
Das dritte Debüt des Schlussquartals kommt aus Österreich: Die Steyr Motors AG ist seit Ende Oktober im Scale-Segment der Frankfurter Wertpapierbörse notiert. Der Börsengang brachte dem Spezialmotorenhersteller 16 Millionen Euro ein.
„Insbesondere der Börsengang von Springer Nature galt als Gradmesser, wie belastbar das aktuelle Transaktionsumfeld ist. Dank einer soliden Aftermarket-Performance setzt die Erstnotiz von Springer Nature einen positiven Schlusspunkt für das Jahr 2024 und macht Hoffnung für 2025.“
Die IPO-Bilanz für das Gesamtjahr 2024 fällt dennoch mager aus – wie bereits 2023: Nur fünf Unternehmen wagten den Sprung an die Frankfurter Börse. Das Emissionsvolumen lag bei 1,9 Milliarden Euro. 2023 registrierte die Frankfurter Börse drei IPOs; die Erlöse erreichten damals ebenfalls 1,9 Milliarden Euro.
Auch bei den Kapitalerhöhungen war das Jahr 2024 von Zurückhaltung geprägt: Das Volumen brach im Vergleich zu dem bereits geringen Niveau aus dem Jahr 2023 (3,0 Milliarden Euro) um mehr als 80 Prozent ein und erreichte lediglich 569 Millionen Euro. Die Anzahl der Kapitalerhöhungen lag für das Gesamtjahr 2024 mit 22 auf dem Niveau des Vorjahres (23), allerdings weit entfernt von den regen Aktivitäten im Jahr 2021, als sich 60 Unternehmen auf diesem Weg frisches Kapital in Höhe von insgesamt 16,69 Milliarden Euro an der Börse besorgten. PwC-Experte Stephan Wyrobisch sieht mehrere Gründe für den Einbruch bei Kapitalerhöhungen:
„Zum einen halten Unternehmen sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten mit Investitionen tendenziell zurück, was sich beispielsweise auch in eher unterdurchschnittlicher M&A-Aktivität zeigt. Zum anderen mögen auch die Aussichten auf sinkende Zinsen das ein oder andere Unternehmen zum Abwarten bewogen haben.“
Für einen Lichtblick sorgen die Fremdkapitalemissionen: 2024 haben sich sowohl das Emissionsvolumen als auch die Anzahl der Fremdkapitalemissionen im Investment-Grade-Bereich im Vergleich zum Vorjahr deutlich erholt: Bei insgesamt 107 Emissionen (2023: 82 Emissionen) betrug das durchschnittliche Volumen je Emission circa 810 Millionen Euro (2023: rund 904 Millionen Euro).
Beflügelt von sinkenden Leitzinsen und den damit verbundenen fallenden Spread-Erwartungen der Investoren gewann auch der Markt für High-Yield-Bonds im Jahr 2024 deutlich an Fahrt: So wurden bereits im ersten Halbjahr deutlich mehr Emissionen (27) verzeichnet als im gesamten Jahr 2023 (20). Insgesamt wurden im Jahresverlauf 54 High-Yield-Anleihen platziert. Das Emissionsvolumen hat sich mit 23,1 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr (8,0 Milliarden Euro) nahezu verdreifacht.
Für das Jahr 2025 sieht PwC-Experte Stephan Wyrobisch positive Signale und geht von einem stabilen Transaktionsumfeld aus: „Ein Blue-Sky-Szenario ist zwar nicht in Sicht, denn viele Unsicherheitsfaktoren wie die fragile geopolitische Lage und die schwächelnde Wirtschaft bestehen weiterhin fort. Doch erwartete Zinssenkungen, die angekündigte De-Regulierung der neuen US-Regierung und ein stärker werdender Exit Trend im Private Equity Sektor könnten positive Impulse für den Kapitalmarkt und das Transaktionsumfeld setzen“, resümiert Stephan Wyrobisch.
„Vor diesem Hintergrund bin ich zuversichtlich, dass sich die Pipeline an Börsenaspiranten, die sich in den vergangenen Jahren aufgetürmt hat, 2025 zumindest teilweise materialisieren wird. Die Anzahl der Börsengänge in Frankfurt dürfte im Gesamtjahr zwischen fünf und zehn liegen, vielleicht sogar wieder im zweistelligen Bereich.“
Im „Emissionsmarkt Deutschland“ erfasst PwC vierteljährlich sämtliche Aktienneuemissionen sowie Kapitalerhöhungen von Unternehmen mit Primary Listing an der Börse Frankfurt. Darüber hinaus werden Neuemissionen von Unternehmensanleihen deutscher Emittenten erfasst. Die Angaben der Kapitalerhöhungen basieren auf Informationen von Refinitiv, Bloomberg und Capital IQ und beinhalten Transaktionen bis einschließlich 6. Dezember 2024.
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