Medienbranche erzielt Umsatzplus, erwartet aber ein sich abflachendes Wachstum

Die deutsche Unterhaltungs- und Medienbranche bleibt auf Wachstumskurs und erwirtschaftete 106,6 Mrd. Euro im Jahr 2023 / Neues Segment „Connectivity“ erfasst Serviceumsätze für Mobilfunk und Festnetz und trug 32,2 Mrd. Euro bei / Onlinewerbung legt weiter zu – werbefinanzierte Angebote sind auf dem Vormarsch / Zunehmend digitaler Konsum und disruptive Technologien wie generative KI erhöhen den Druck zur Weiterentwicklung der Geschäftsmodelle / Umsätze durch Live-Erlebnisse sind 2023 deutlich gewachsen

Alle Downloads zu dieser Pressemitteilung

Studien-PDF

Frankfurt am Main, 11. September 2024

Der Unterhaltungs- und Medienmarkt in Deutschland bleibt auf Wachstumskurs. Im Jahr 2023 wuchs der Markt um 4,9 % und setzte 106,6 Milliarden Euro um – 5,0 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr. Bis 2028 wird ein Anstieg auf 118,8 Milliarden Euro erwartet bei einem jährlichen durchschnittlichen Wachstum von 2,2 %. Zu diesen Ergebnissen kommt der „German Entertainment & Media Outlook 2024-2028“ (GEMO) der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland. Als umfangreichste Studie zur Unterhaltungs- und Medienbranche in Deutschland untersucht der GEMO seit Jahren die Umsatzentwicklungen und Trends der Medienindustrie.

Nicht-digitale Umsätze überwiegen, doch digitale Segmente wachsen stärker

Mit einer Wachstumsrate von 10,3 % legte der digitale Anteil (ohne Connectivity) im Jahr 2023 erneut stärker zu als die nicht-digitalen Segmente, die um 3,6 % auf 44,2 Milliarden Euro stiegen. Der Umsatz des digitalen Bereichs lag bei 30,3 Milliarden Euro. Die deutsche Medienlandschaft bleibt weiterhin stark von nicht-digitalen Geschäftsmodellen bestimmt, die auch in fünf Jahren voraussichtlich mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes (ohne Connectivity) ausmachen werden. Dazu gehören beispielsweise auch Live Erlebnisse wie Livemusik, Kino und Messen. Kino und Messen profitierten von Aufholeffekten nach den Einbrüchen während der COVID-19-Pandemie. Livemusik hat das Vorpandemie-Niveau übertroffen und macht etwa die Hälfte der gesamten Umsätze der Musikbranche aus.

Trotz des weiterhin hohen nicht-digitalen Anteils ist die Tendenz klar: Digitale Segmente sind die Wachstumstreiber der Branche. So liegt die erwartete jährliche Wachstumsrate zwischen 2023 und 2028 zum Beispiel im Bereich Virtual und Augmented Reality bei 10,6 %, die von Onlinewerbung bei 7,9 % und die von Internetvideo bei 7,4 %. Dynamisch bleibt auch die Entwicklung im umsatzstarken Segment Videospiele und E-Sport. Klassische nicht-digitale Segmente wie Fernsehen und TV-Werbung (im Broadcast Modus) sowie Bücher, Zeitungen und Zeitschriften verzeichnen hingegen negative durchschnittliche Raten von -1,2 % bzw. -2,1 %.

Auch wenn die Digitalisierung voranschreitet, bleibt Deutschland beim Grad der Digitalisierung hinter anderen Ländern, einschließlich Frankreich und Großbritannien, zurück. So trugen 2023 hierzulande digitale Geschäftsmodelle 41 % zum Gesamtumsatz (ohne Connectivity) bei, während es auf globaler Ebene 54 % waren. Dies ist vor allem auf den Vertrieb bzw. die Konsumentenausgaben zurückzuführen.

Während der größere Anteil der Umsätze im Unterhaltungs- und Medienmarkt auf die Einnahmen aus Konsumentenausgaben entfällt, zeigen die Einnahmen aus Werbeausgaben das stärkere Wachstum

Von den 106,6 Milliarden Euro Gesamtumsatz entfielen 44,2 Milliarden Euro auf Konsumausgaben und 30,3 Milliarden Euro auf den Werbemarkt. Sowohl die Konsumausgaben als auch die Werbeerlöse werden in den nächsten Jahren weiterwachsen, wobei der Werbemarkt deutlich stärker zulegen wird. Grund dafür ist das hohe Wachstum der Onlinewerbung. Schon jetzt wird mehr als die Hälfte der Werbeerlöse digital erwirtschaftet. In den kommenden Jahren setzt sich dieser Trend fort.

Um der zunehmenden Digitalisierung des Medienkonsums Rechnung zu tragen, führt der GEMO in diesem Jahr erstmals das Segment „Connectivity“ ein. Es beinhaltet die Serviceumsätze der Telekommunikationsunternehmen und den Datenkonsum. Auf den Bereich entfielen 2023 32,2 Milliarden Euro. Bis 2028 wird ein durchschnittliches Wachstum von 1,7 % erwartet.

Der Datenverbrauch ist 2023 um rund 23 % auf 126,6 Milliarden Gigabyte angestiegen – bis 2028 liegt das durchschnittliche Wachstum bei 19,6 %.

Konsumverhalten und Innovationen wie KI erhöhen den Druck auf eine Neuausrichtung der Geschäftsmodelle

Das langsamere Wachstum der Konsumausgaben zeigt, dass der Verkauf von Unterhaltungs- und Medienprodukten schwieriger wird. Eine steigende Anzahl digitaler Angebote trifft auf eine zurückhaltende Zahlungsbereitschaft der Konsumierenden. In vielen Segmenten bahnt sich eine Neuausrichtung der Geschäftsmodelle an. So haben zum Beispiel Streaminganbieter wie Disney+, Netflix und Amazon Prime Video bereits werbefinanzierte Abomodelle eingeführt. Die Werbeerlöse aus werbebasierten Streaming-Angeboten wachsen in den nächsten Jahren voraussichtlich durchschnittlich um 15,7 % pro Jahr.

Zusätzliche Dynamik für die Anpassung der Geschäftsmodelle ergibt sich durch die fortschreitende Entwicklung der generativen künstlichen Intelligenz.

In den kommenden fünf Jahren bestimmen digitale Ökosysteme das Wachstum der Branche. Im Werbemarkt vergrößert sich der digitale Anteil voraussichtlich auf mehr als zwei Drittel der Umsätze.