PwC-Studie: Zinserträge der Banken 2023 erstmals über 100 Milliarden Euro / Privatkundengeschäft und Sparkassen große Gewinner / Zinserträge bis 2025 aber um bis zu 7 % rückläufig
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Frankfurt am Main, 17. September 2024
Die deutschen Banken und Sparkassen haben 2023 überdurchschnittlich von der Zinswende profitiert, doch deutet sich bereits für 2024 ein Abschwächen der seit 2022 signifikant gestiegenen Zinserträge an. Auf Basis einer Analyse von PwC Deutschland und Barkow Consulting sind die Zinserträge der Branche 2023 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 20 Prozent auf ca. 111 Milliarden Euro gestiegen. 2022 hatten sie bereits um 11 Prozent auf 92 Milliarden Euro zugelegt – so stark wie seit 1994 nicht mehr.
Allerdings dürfte sich das Bild bereits 2024 wieder eintrüben: Dem Analyse- und Prognosemodell zufolge werden die Zinserträge der Banken und Sparkassen unter Annahme verschiedener Szenarien bereits im laufenden Jahr sinken. Diese Rückgänge sollten sich 2025 noch verstärken.
„Die Zinswende hat den Banken und Sparkassen ein phänomenales Comeback der Zinserträge beschert. Nach unserem Prognosemodell dürfte das Zinsgeschäft allerdings schon in diesem Jahr wieder an Schwung verlieren.“
Der Analyse liegen je nach Modellierung der Entwicklung und Anlagefiktion der langfristig angelegten Sichteinlagen – der sogenannten Fristentransformation – drei Szenarien (Minimum: 50 Prozent, Basis: 67 Prozent und Maximum: 75 Prozent) zugrunde. Zudem werden konstante Margen im Kreditgeschäft und ein Bestandswachstum von Einlagen und Krediten in Höhe von 2 Prozent p. a. angenommen. Darüber hinaus werden analog der Markterwartung eine ähnliche Zinsweitergabe durch die Banken wie im Zinserhöhungszyklus ab Juli 2022 unterstellt und jährliche Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) um 75, 35 und erneut 35 Basispunkte von 2024 bis 2026 zugrunde gelegt.
Im Basis-Szenario sinken die Zinserträge der Banken und Sparkassen in den Jahren 2024 und 2025 um insgesamt 4,6 Prozent. Im Minimum-Szenario sogar um 6,9 Prozent.
Zudem dürften die Provisionserträge stagnieren und die Kosten für Personal und Verwaltung weiter zulegen. Bereits 2023 waren die Personalkosten der Branche so stark wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr gestiegen. Darüber hinaus ist im Jahr 2024 und 2025 weiterhin mit erhöhten Kreditrisiken zu rechnen, nachdem bereits in 2023 insbesondere im gewerblichen Immobiliengeschäft deutlich erhöhte Ausfälle bzw. die Bildung höherer Risikovorsorge zu beobachten waren.
Positive Effekte werden sich hingegen durch den Wegfall der Belastungen aus der Europäischen Bankenabgabe ergeben, da die Aufbauphase für den Abwicklungsfonds im Jahr 2023 abgeschlossen wurde.
Entsprechend sind gegenüber dem Jahr 2023 bereits in 2024 zum Teil deutlich rückläufige Vorsteuerergebnisse zu erwarten. Dabei sind in Abhängigkeit vom Geschäftsmodell und der Positionierung auf der Einlagenseite deutliche unterschiedliche Auswirkungen zu beobachten, die sich teilweise bereits in den bisher veröffentlichten Halbjahresergebnisse 2024 auch widerspiegeln.
„Die wirtschaftlichen Aussichten sind von erheblichen Risiken und Unsicherheiten geprägt. Banken sollten den kräftigen Schub bei den Zinserträgen nutzen, um ihre Resilienz gegen künftige Herausforderungen wie geopolitische Krisen, wachsende Cyberrisiken und Konjunkturschwächen zu stärken. Neben einer weiteren Steigerung der Prozesseffizienz u. a. durch den Einsatz innovativer Technologien kann auch der Ausbau des Leistungsangebots in den Bereichen Verbriefung oder ESG-Finanzierung ein probates Mittel hierfür sein.“
Der Studie zufolge bauten die Zinseinkünfte im Jahr 2023 ihre Rolle als wichtigste Einnahmequelle der Branche weiter aus. Die Netto-Zinserträge machten im vergangenen Jahr mehr als 70 Prozent der Gesamterträge aller Institutsgruppen aus. 2022 stellten Zinserträge bereits knapp zwei Drittel aller Erträge der Branche. Bei den Volksbanken waren es 2022 sogar 70,8 Prozent, bei den Privatbanken „nur“ 58,5 Prozent.
Die größten Gewinner der Zinswende waren die Sparkassen: Sie konnten ihre Zinserträge von 2021 bis 2023 um rund 57 Prozent steigern, gefolgt von den Privatbanken mit einem Plus von 35,5 Prozent. Verglichen dazu legten die Zinserträge der Volksbanken um 26 Prozent zu.
Getragen wurde das Wachstum der Zinserträge ganz überwiegend durch das Einlagengeschäft bzw. der Anlage derselben, dessen Anteil an den Zinserträgen sich 2023 im Vergleich zum Vorjahr von 16 Prozent auf 33 Prozent mehr als verdoppelte. Der Anteil des Kreditgeschäfts sank dagegen von 55 Prozent auf 45 Prozent, blieb in absoluten Zahlen aber nahezu konstant.
Mehr als die Hälfte der gesamten Zinserträge (53 Prozent) entfiel 2023 erstmals wieder auf das Privatkundengeschäft. Im Vorjahr war hier mit 46 Prozent noch ein historischer Tiefpunkt erreicht worden.
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