Zugang zu Kapital ist für Startups in Baden-Württemberg schwieriger geworden

30 Januar, 2024

Klares Bekenntnis zum Standort: 70 Prozent der Gründer:innen würden ihn wieder wählen / Bewertung des regionalen Ökosystems dennoch deutlich zurückgegangen / Zugang zu Kapital zählt zu Top-3-Herausforderungen – nur 20 Prozent sind damit zufrieden / Gerade bei Venture Capital klafft eine große Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Stuttgart, 30. Januar 2024

Die Gründungsbereitschaft in Baden-Württemberg ist hoch – ebenso wie die Verbundenheit mit der Region: 86 Prozent der Startup-Unternehmer:innen würden wieder gründen, davon 70 Prozent am selben Standort. Schwer zu schaffen macht den Startups allerdings das Thema Finanzierung: Der Zugang zu Fremdkapital hat sich für Gründer:innen zu einer der größten Herausforderungen entwickelt. Darunter leidet auch die Zufriedenheit mit dem Startup-Ökosystem im Südwesten, die im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozentpunkte auf 54 Prozent gesunken ist und damit leicht unter dem Bundesdurchschnitt (58 Prozent) liegt. Das sind einige Ergebnisse des 11. Deutschen Startup Monitors (DSM), herausgegeben von Startup Verband und PwC Deutschland. Für die Regionalauskopplung Baden-Württemberg wurden 225 Startup-Gründer:innen befragt.

Die Stärke Baden-Württembergs: Startup-Förderung in der Fläche

„Die hohe Verbundenheit mit dem Standort ist sicherlich Ergebnis einer erfolgreichen Startup-Förderung in der Fläche. In Baden-Württemberg ist die Gründerszene sehr dezentral aufgestellt. Unser Bundesland hat zahlreiche kleinere Startup-Ökosysteme, die jeweils spezialisiert sind – Stuttgart beispielsweise auf Automotive, Karlsruhe auf Informations- und Kommunikationstechnologie, Tübingen auf MedTech oder Mannheim auf Life Science. Dadurch finden Gründer:innen leicht ihre Ansprechpartner direkt vor Ort und sind ihrer regionalen Startup-Szene auf fast familiäre Weise eng verbunden.“

Marcus Nickel,Leiter des PwC Standorts Stuttgart

Wie stark der Austausch innerhalb der Startup-Szene ist, spiegelt sich in der Bewertung des Netzwerks zu anderen Startup-Gründer:innen wider: Mit dem Networking bezeichnen sich 71 Prozent als zufrieden, etwas mehr als der Bundesdurchschnitt (70 Prozent). Auf ihr privates Umfeld können Jungunternehmer:innen in Baden-Württemberg beim Thema Networking nicht allein setzen: Im Schnitt haben sie nur 5,8 Personen in ihrem Freundeskreis, die ebenfalls gegründet haben. Zum Vergleich: In Berlin liegt dieser Wert bei 12,2, bundesweit bei 7,3 Personen.

Kapitalbeschaffung zählt zu den größten Herausforderungen

Als ausgesprochen unzufrieden äußern sich Startup-Gründer:innen in Baden-Württemberg hingegen mit dem Zugang zu Kapital und Investitionen. Lediglich 20 Prozent sind damit zufrieden – deutlich weniger als der ohnehin schon niedrige Bundesdurchschnitt von 33 Prozent. Die Kapitalbeschaffung zählt damit neben dem Vertrieb und der Produktentwicklung zu den Top-3-Herausforderungen, wie 43 Prozent der Befragten bestätigen. Die Suche nach Geldgebern hat dabei an Dringlichkeit gewonnen: Gegenüber dem Vorjahr ist der Wert um 13 Prozentpunkte gestiegen.

„Für Startups ist es angesichts der derzeitigen, wirtschaftlich eingetrübten Lage wesentlich schwieriger geworden, an Geld zu kommen. Investoren agieren spürbar zurückhaltender. Offenbar ziehen Startups aus Baden-Württemberg, die zwar enorm viel leisten, aber im Vergleich eher zurückhaltender kommunizieren und sich damit tendenziell auch schlechter verkaufen, nicht die internationalen Investoren an. Deshalb rate ich jungen Unternehmer:innen, ihre schwäbische Bescheidenheit aufzugeben und weit offensiver als bisher am Markt aufzutreten. Sie haben allen Grund dazu, selbstbewusst zu sein.“

Dr. Minkus Fischer,Ansprechpartner für Startups und Scaleups bei PwC in Stuttgart

Denn immerhin landen bei einem Ranking aus 2021 rund ein Fünftel der baden-württembergischen Startups geschafft unter den Top 50 Deutschlands.

Handlungsbedarf gerade beim Thema Venture Capital 

Der Bedarf an Kapital wächst aber auch, weil es in Baden-Württemberg viele reifere Startups gibt, die entsprechend höhere Beträge brauchen. Gerade beim Thema Venture Capital, das oft in späteren Stadien genutzt wird, klafft die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit aber weit auseinander: 27 Prozent der Startups wünschen sich Unterstützung durch Finanzinvestoren, aber nur zwölf Prozent haben sie erhalten. Etwas besser ist die Lage bei staatlichen Fördermitteln (50 versus 43 Prozent) und bei der Finanzierung durch Business Angels (27 versus 25 Prozent). „Wenn wir das regionale Ökosystem stärken wollen, muss sich die Finanzierungssituation verbessern – und zwar bei allen Finanzierungsarten. Ich sehe hier auch großes Potenzial bei der mittelständischen Wirtschaft – das ist eine Win-Win-Situation: Die Unternehmen profitieren von der Innovationskraft und technologischen Kompetenz der Startups, diese wiederum von der Kapitalkraft“, so Marcus Nickel.

Gute Zusammenarbeit mit Universitäten

Aber nicht nur beim Thema Geld brauchen Startups starke Beziehungen. Das gilt auch für die Zusammenarbeit mit Universitäten und den Forschungstransfer. In diesen Punkten leistet das baden-württembergische Startup-Ökosystem aber schon jetzt gute Arbeit – 79 Prozent der Gründer:innen bezeichnen sich damit als zufrieden. Damit liegt dieser Wert über dem bundesweiten Schnitt von 76 Prozent. Auffällig ist allerdings, dass in Baden-Württemberg nur 39 Prozent der Startups mit Hochschulunterstützung gegründet wurden, während es bundesweit 49 Prozent sind.

„Das Ergebnis hat mich überrascht. Schließlich hat Baden-Württemberg viele Hochschulen und renommierte Forschungseinrichtungen wie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) oder die Universität Stuttgart. Da scheint noch mehr möglich zu sein. Denn wie wichtig wissenschaftliche Kooperationen sind, zeigt beispielsweise das erfolgreiche Heidelberger Startup Aleph Alpha, die deutsche Antwort auf ChatGPT, das mit der Fraunhofer-Gesellschaft kooperiert.“

Daniel Mayr,Venture Deals Experte bei PwC in Stuttgart

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Corinna Freudig

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