Bauindustrie im Digital- und ESG-Dilemma – Bürokratie und Fachkräftemangel als Wachstumsbremsen

  • Pressemitteilung
  • 06 Feb 2025

Zukunftsausblick: Die Baubranche steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen und sucht nach neuen Geschäftsmodellen. / Digitaler Stillstand: Die Baubranche verpasst den Anschluss, weil digitale Kompetenzen fehlen. / ESG-Hürden: Unklare Vorschriften und politische Unsicherheiten erschweren den Fortschritt der Baubranche.

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Düsseldorf, 6. Februar 2025

Die deutsche Bauindustrie steckt in einer Innovationskrise und verfehlt den digitalen Anschluss. PwC Deutschland (PwC) hat 100 Bauunternehmen und Planungsbüros befragt und die Ergebnisse sind alarmierend: Die Branche zweifelt an ihren digitalen Fähigkeiten und fühlt sich in einigen Technologiebereichen zunehmend abgehängt. Der Fachkräftemangel und das fehlende digitale Know-how erweisen sich dabei als erhebliche Entwicklungsblockaden.

93 % der Befragten fordern zudem einen drastischen Abbau bürokratischer Hürden und den Ausbau der digitalen Infrastruktur. Die schleppende Umsetzung von ESG-Vorgaben wird ebenfalls der politischen Trägheit zugeschrieben – ein aufrüttelndes Zeugnis des Stillstands in einer Zeit, die nach Flexibilität verlangt.

„Nach dem Teil-Kollaps der Lieferketten und dem Zinsschock folgen nun die Auswirkungen der schwachen konjunkturellen Entwicklung. Die Bauindustrie muss die Zügel selbst in die Hand nehmen und entschlossen in ihre digitale und nachhaltige Transformation investieren.“

Rebekka Berbner,Partnerin im Bereich Capital Projects, Infrastructure & Real Estate bei PwC Deutschland

Umsatzeinbußen und zunehmender Kostendruck zwingen zum Umdenken

Die Branche leidet unter Umsatzeinbußen und Projektausfällen. Während sich die Lieferkettenproblematik für die Mehrheit der Befragten inzwischen entschärft hat, kämpft die Branche immer mehr mit Umsatzeinbrüchen und Projektausfällen. Insgesamt 69 % der Unternehmen müssen mit Umsatzeinbußen und Projektverschiebungen leben (Vorjahr: 63 %). Zudem ist eine Lösung des Fachkräftemangels als eines der zentralen Probleme der Branche nicht in Sicht: Fehlendes Personal wird als konstante Belastung wahrgenommen. Acht von zehn Befragten geben an, dass der Fachkräftemangel eine der wesentlichen Herausforderungen darstellt. Nur der zunehmende Kostendruck fordert noch mehr Unternehmen heraus.

Als Folge sieht sich die Branche gezwungen, ihre Geschäftsmodelle und Organisationstrukturen in Frage zu stellen. So geben 60 % der Befragten an, dass sie eine Neuausrichtung des Unternehmens für notwendig halten, 70 % der Befragten sehen sich gezwungen die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle voranzutreiben.

85 %

der Bauunternehmen spüren den zunehmenden Kostendruck.

7 von 10

Bauunternehmen erwarten, dass sich durch die aktuellen Umbrüche neue Geschäftsfelder ergeben.

82 %

der Unternehmen fehlt das nötige Wissen, um das Potenzial der Digitalisierung auszuschöpfen.

3 von 4

Befragten fordern eine stabile Gesetzgebung für die Umsetzung von Nachhaltigkeits-Standards.

Digitaler Aufbruch nicht in Sicht: Kluft zwischen Potenzial und Kompetenz wird immer größer

Hierbei könnte die digitale Transformation ein wesentlicher Baustein sein. 80 % der Befragten sehen großes Potenzial in Simulation, Visualisierung und Cloud-Technologien. Trotz dieser optimistischen Einschätzung bleibt die Bewertung der eigenen digitalen Fähigkeiten ernüchternd. In einigen Technologiefeldern öffnet sich die Schere zwischen Potenzial und Kompetenz sogar immer mehr, wie der Jahresvergleich zeigt. Besonders deutlich wird dieses Auseinanderdriften bei IoT-Lösungen auf der Baustelle. Auch bei BIM (Building Information Modeling) gibt es wenig Fortschritte. In den vergangenen Jahren hat diese Technologie weder eine Steigerung in ihrem Mehrwert erfahren, noch konnten die Unternehmen ihre Kompetenzen ausbauen.

„Die Branche agiert zu träge und nutzt ihre Möglichkeiten nicht. Das verhindert die dringend notwendige Steigerung der Produktivität.“

Christian Elsholz,Partner im Bereich Capital Projects, Infrastructure & Real Estate bei PwC Deutschland

KI-basierte Technologien gelten dahingegen als Hoffnungsträger: 66 % der Befragten trauen der Technologie großes Potenzial zu (Vorjahr: 18 %).

Der Fachkräftemangel und das fehlende digitale Know-how sind zentrale Herausforderungen für die Digitalisierung der Bauindustrie. 83 % der Befragten bemängeln zudem, dass digitale Lösungen in Vergabeverfahren nicht ausreichend berücksichtigt werden, während 93 % für einen Abbau bürokratischer Hürden (z. B. analoge Genehmigungsverfahren) plädieren.

ESG-Umsetzung stockt aufgrund fehlender Rahmenbedingungen

Die vorliegende Studie zeigt, dass 75 % der befragten Unternehmen mittlerweile ESG-Ziele definiert haben. Jedoch wird der Fortschritt vor allem durch externe Vorgaben und den Druck von Auftraggebern angetrieben. Einsparpotenziale bei den Kosten sehen lediglich ein Drittel der Befragten als wichtigen Treiber und nur ein Viertel bezieht die Erfüllung von ESG-Vorgaben in die Vergütung ihrer Mitarbeitenden ein. Auch in diesem Kontext ist ein zentrales Hindernis für die Umsetzung das fehlende Know-how, da klare politische Ziele und stabile regulatorische Rahmenbedingungen fehlen, die den Unternehmen die notwendige Sicherheit geben.

Das Beispiel des CSRD-Reportings (Corporate Sustainability Reporting Directive) verdeutlicht die Problematik: Ein Drittel der Teilnehmenden bemängelt das Fehlen entsprechender Vorgaben. Nach dem Ende der Ampel-Koalition verschiebt sich die Verabschiedung des entsprechenden Gesetzes auf unbestimmte Zeit.

„Für die Unternehmen ist das fatal. Denn für viele von ihnen wird die Einführung dieses Reportings dennoch irgendwann verpflichtend. Die nicht oder zu spät umgesetzten politischen Vorgaben erhöhen die Unsicherheit und vermindern die Akzeptanz.“

Dr. Martin Nicklis,Director im Bereich Wirtschaftsprüfung bei PwC Deutschland

Lesen Sie dazu

PwC-Studie 2025 zur Digitalisierung in der Bauindustrie

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Pressekontakt

Annika Lux

PwC Marketing & Communications, PwC Germany

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