Optimierungspotenziale im deutschen Glasfaserausbau – PwC-Umfrage analysiert Herausforderungen aus der Sicht der Telekommunikationsanbieter

  • Pressemitteilung
  • 12 Mrz 2025

Komplexität und Dauer der Genehmigungsverfahren verzögern Ausbauprojekte / Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit Bau- und Generalunternehmen führen zu ineffizienten Abläufen / In den Bereichen Projektplanung, Bauleitung und -überwachung fehlen Fachkräfte / Glasfaser ist schneller und energieeffizienter als (V)DSL und HFC, die Kundennachfrage ist aber noch gering

Umfrage

Frankfurt am Main, 12. März 2025

Der Glasfaserausbau in Deutschland kommt nur schleppend voran. Bei Betrachtung der verschiedenen Ausbaustufen war Mitte 2024 lediglich bei 43 Prozent der Haushalte ein Glasfaseranschluss an der Grundstücksgrenze verlegt (sogenannte Homes Passed), 23 Prozent der Haushalte waren an Glasfasernetze angeschlossen (Homes Connected) und nur elf Prozent hatten einen Anschluss aktiviert (Homes Activated). Woran das aus Sicht der Telekommunikationsanbieter liegt und welche Lösungsansätze gegensteuern könnten, untersucht eine aktuelle Analyse des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens PwC Deutschland. Die größte Herausforderung liegt demnach in komplexen und langwierigen Genehmigungsverfahren. Weiterhin werden fehlende Fachkräfte, hohe Ausbaukosten, der Wettbewerb um die Gebiete sowie Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit Bau- und Generalunternehmen als relevante Herausforderungen betrachtet.

Im internationalen Vergleich hängt Deutschland im Glasfaserausbau hinterher. So lag im September 2023 die durchschnittliche Ausbauquote von Homes Passed in der EU und dem Vereinigten Königreich bei 64,5 Prozent der Haushalte, während diese Quote in Deutschland bei 40 Prozent lag. Der langsame Glasfaserausbau kann für den Wirtschaftsstandort Deutschland zu einem ernsthaften Problem werden. Eine moderne, digitale Infrastruktur ist ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Mit dem kontinuierlich wachsenden Datenverbrauch wird sich dieses Problem in den kommenden Jahren noch verstärken.

„Wir müssen heute den Glasfaserausbau beschleunigen, um morgen nicht in Engpässe zu laufen. Aktuell decken alte Netze häufig noch den Bedarf. Der Datenverbrauch wird sich aber in Zukunft alle drei Jahre verdoppeln und der Bau von physischer Infrastruktur benötigt viel Zeit und damit einen entsprechenden Vorlauf.“

Michael Driemeyer,Director bei PwC Deutschland

Genehmigungsverfahren müssen an Tempo gewinnen

Als größte Herausforderung sehen Telekommunikationsunternehmen aktuell die Komplexität und Dauer von Genehmigungsverfahren für Glasfaserprojekte. Die Anträge landen in überarbeiteten Abteilungen. Die Regelungen unterscheiden sich nicht nur zwischen den Bundesländern, sondern teilweise auch zwischen benachbarten Kreisen. Selbst für einzelne Straßenzüge sind kleinteilige Genehmigungen erforderlich. Und dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich um eine Verlegung von hundert Metern oder mehreren Kilometern handelt.

Um die aktuelle Situation zu verbessern, sollten behördliche Strukturen optimiert und die Gebietsfreigaben neu geregelt werden. Die Freigabe ganzer Ausbaugebiete statt einzelner Trassen würde den Genehmigungsaufwand verringern. Kleine Projekte könnten von Genehmigungsverfahren freigestellt werden. Die Klassifizierung des Glasfaserausbaus als „überragendes öffentliches Interesse“ könnte den Ausbau weiter beschleunigen. Einige dieser Lösungsansätze waren im Entwurf des Telekommunikations-Netzausbau-Beschleunigungs-Gesetzes (TK-NABEG) adressiert Es weist jedoch laut Branchenexpert:innen noch einige Schwachstellen auf. Es fehlen spezifische Maßnahmen zur Beschleunigung des Ausbaus, und die ungleiche Behandlung von Festnetz- und Mobilfunkausbau wird kritisiert.

Konflikte mit Bauunternehmen und fehlende Fachkräfte gefährden Planungssicherheit

Weiterhin stellt die Zusammenarbeit mit Bau- und Generalunternehmen sowie der Fachkräftemangel Probleme für die Telekommunikationsanbieter dar. Kurzfristige Einzelverträge erschweren den Aufbau langfristiger Beziehungen und eine zuverlässige Planung. In vielen Fällen ist die Qualität der Umsetzung unzureichend. Aufwendige und kostspielige Nachbesserungsarbeiten sind die Folge. Manche Marktteilnehmer haben bereits eigene Teams zur Bauüberwachung aufgebaut, beteiligen sich an Tiefbauunternehmen oder haben sogar eigene gegründet.

Die Qualität der Planung und Bauleitung hat maßgeblichen Einfluss auf den reibungslosen Verlauf eines Glasfaserprojekts. Hier herrscht ein eklatanter Mangel an qualifizierten Fachkräften. Um den Bedarf an Mitarbeitenden zu decken, entwickeln die Unternehmen unter anderem eigene Ausbildungsprogramme und kooperieren mit Bildungseinrichtungen. Im Bereich der Planung wird zudem vermehrt künstliche Intelligenz eingesetzt.

Glasfaser ist nicht nur schneller als die bisherige Infrastruktur, sondern auch energieeffizienter

Die Infrastruktur ist hierzulande durch zwei alte Netze geprägt: (V)DSL und HFC. Die DSL-Abdeckung, die auf dem kupferbasierten Telefonnetz aufbaut, liegt bei 95 Prozent. Die Abdeckung mit dem „Kabelinternet“ HFC beträgt 60 Prozent.

Für Anwendungen des alltäglichen Bedarfs sind die Geschwindigkeiten der aktuellen Netze in den meisten Fällen noch ausreichend hoch. Dieser Umstand erschwert den Vertrieb neuer, zukunftsweisender Glasfaseranschlüsse.

„Glasfaser hat in Deutschland ein Imageproblem. Dabei ist die Infrastruktur mittelfristig unverzichtbar und die Telekommunikationsanbieter haben gute Argumente für ihren Vertrieb – die Hausanschlüsse sind in der Regel kostenlos, die Netze sind stabiler, haben geringere Latenzen und höhere Upload-Geschwindigkeit. Es bedarf einer gemeinsamen Anstrengung der Telekommunikationsbranche, um ihre Wahrnehmung in der Bevölkerung zu verbessern und die Vorteile klar und verständlich zu kommunizieren.“

Michael Driemeyer,Director bei PwC Deutschland

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Dominik Kronberger

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