Trend setzt sich fort: Wohnungsnot in Großstädten belastet den Arbeitsmarkt

  • Pressemitteilung
  • 17 Mrz 2025

Zwei Drittel der Berufstätigen kritisieren die hohen Mietpreise / Besonders jüngere Arbeitnehmer:innen ziehen Jobwechsel in Betracht, weil die Mieten in den Städten zu hoch sind / Hohe Erwartungen an die Politik / Betriebswohnungen und Homeoffice-Regelungen können für Entlastung sorgen

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Frankfurt am Main, 17. März 2025

Wer in einer deutschen Großstadt auf der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung ist, braucht vor allem eins: viel Glück – oder ein sehr gutes Einkommen. Neun von zehn Berufstätigen sind der Meinung, dass es in den Metropolen reine Glückssache ist, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Rund acht von zehn Großstadtbewohner:innen finden, dass sich in den Städten eigentlich nur noch Topverdienende eine Wohnung leisten können. Damit setzt sich der Trend der im vergangenen Jahr in dieser Form durchgeführten Umfrage fort.

Für die Untersuchung „Wohnungsnot in deutschen Großstädten und die Folgen für den Arbeitsmarkt“ wurden 4.000 Berufstätige zwischen 18 und 65 Jahren aus zwölf deutschen Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohner:innen (Berlin, Bremen, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Nürnberg, Stuttgart und München) im Auftrag der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC befragt.

2/3

der Berufstätigen sind unzufrieden mit den Mietpreisen und Kosten für Wohneigentum.

44 %

kennen jemanden, der oder die den Arbeitsplatz aufgrund zu hoher Mieten gewechselt hat.

Jede:r 2.

gibt der Politik eine Mitschuld an der Misere auf dem Wohnungsmarkt.

80 %

sprechen sich für Betriebswohnungen und großzügige Homeoffice-Regelungen aus.

Zwei Drittel sind unzufrieden mit der Lage auf dem Wohnungsmarkt

„Auch wenn es zwischen den Städten durchaus Unterschiede gibt und die Situation in München zum Beispiel sehr viel angespannter ist als in Bremen, zeigt die Studie ganz deutlich: In deutschen Großstädten herrscht massiver Frust über die Lage auf dem Wohnungs- und Immobilienmarkt.“

Prof. Dr. Bernd Roese,Mitglied des Middle-Market-Leadership-Teams bei PwC und Leiter des größten deutschen PwC-Standorts in Frankfurt

Wie bei der Vorjahresbefragung zeigen sich zwei Drittel der Stadtbewohner:innen mit den Mietpreisen, den Kosten für Wohneigentum und der Anzahl an freien Mietwohnungen in ihrer Region unzufrieden. Mit 91 Prozent befürchtet auch eine deutliche Mehrheit weiter steigende Mietpreise.

Zahlen von Statista belegen, dass die Sorge um steigende Mietkosten keine „gefühlte“, sondern eine echte ist: Demnach sind die Mieten deutschlandweit seit 2020 im Schnitt um 8,6 Prozent gestiegen. Mit einem Quadratmeterpreis von 22 Euro müssen Mieter:innen in München besonders tief in die Tasche greifen. Auf Platz 2 steht Frankfurt am Main (19 Euro), dicht gefolgt von Berlin (18 Euro). Etwas entspannt hat sich die Lage auf dem Markt für Wohneigentum: Die Preise für Häuser und Eigentumswohnungen sind seit 2022 in den meisten Regionen gesunken – eine Folge der gestiegenen Zinsen, die Kredite verteuert und die Nachfrage gesenkt haben.

„Das ist für die meisten Menschen allerdings nur ein schwacher Trost. Die Eigenkapitalanforderungen von Finanzierern und höhere Darlehensraten erschweren den Erwerb des Eigenheims weiterhin. Zudem ist Deutschland ein Mietmarkt. Rund 58 Prozent der Menschen wohnen zur Miete. In den Niederlanden ist es nur knapp ein Drittel, in Polen gar nur 13 Prozent.“

Thomas Veith,Leiter des Bereichs Real Estate bei PwC Deutschland

Die Entwicklung auf dem Mietmarkt sieht die große Mehrheit der Befragten ebenfalls pessimistisch: Neun von zehn Befragten glauben, dass die Mieten in den nächsten fünf Jahren weiter steigen.

Wohnungsknappheit verschärft Fachkräftemangel in Ballungsgebieten

Die Wohnungsknappheit ist nicht nur ein großes Ärgernis für die Stadtbewohner:innen, sie belastet auch den Arbeitsmarkt und verschärft den Fachkräftemangel, der in deutschen Städten bereits allgegenwärtig ist. So sagen 82 Prozent der Befragten, dass die aktuelle Wohnraum- und Mietsituation dazu führt, dass Unternehmen nur schwer Fachkräfte finden und halten können. In den Regionen München und Berlin bestätigen dies sogar 88 Prozent. Rund zwei Drittel beobachten den Fachkräftemangel beim eigenen Arbeitgeber. 

„Damit droht die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt den bestehenden Fachkräftemangel in den Ballungsräumen weiter zu verschärfen. Dabei geht es längst nicht nur um gut bezahlte Fachkräfte aus den MINT- oder betriebswirtschaftlichen Bereichen. Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zieht sich quer durch alle Berufsgruppen und Tätigkeiten, was auch unsere Umfrage bestätigt“, konstatiert Bernd Roese. Danach sind gute Arbeitskräfte vor allem in der Pflege (72 Prozent) und im Handwerk (58 Prozent) Mangelware. Aber auch Lehrerinnen und Lehrer (54 Prozent) sowie medizinische Fachkräfte (47 Prozent) werden händeringend gesucht. Arbeitskräfte im Hotel- und Gaststättengewerbe, bei der Polizei und auf dem Bau sind ebenfalls rar.

Besonders Jüngere denken wegen hoher Mieten über Jobwechsel nach

„Selbst Unternehmen, die derzeit alle Stellen besetzt haben, können sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Denn die hohen Mieten führen dazu, dass Menschen über einen Job- und damit verbundenen Wohnortwechsel nachdenken“, gibt Thomas Veith zu bedenken. So kennt laut Studie fast jede:r Zweite (44 Prozent) jemanden aus dem eigenen Kollegen- oder Freundeskreis, der oder die wegen zu hoher Mieten den Job gewechselt haben. Einer von zehn Erwerbstätigen hat gar selbst die Arbeitsstelle aus diesem Grund an den Nagel gehängt; ein weiteres Drittel hat zumindest schon einmal darüber nachgedacht. Besonders fatal: Jüngere Menschen sind deutlich wechselwilliger als ältere Arbeitnehmer: Bei den 18- bis 34-Jährigen hat fast jede:r Fünfte (18 Prozent) bereits den Job wegen zu hoher Mieten gewechselt; weitere 43 Prozent haben darüber nachgedacht. Und wenn eine kräftige Mieterhöhung ansteht, würde über alle Altersgruppen hinweg gut jede:r Zweite (53 Prozent) einen mit einem Umzug verbundenen Arbeitsplatzwechsel in Erwägung ziehen.

Öffentliche Hand steht nach Ansicht der Befragten in der Pflicht

Viele Menschen machen auch die Wohnungspolitik der vergangenen Jahre verantwortlich für den Mangel an bezahlbarem Wohnraum in den Metropolen: 48 Prozent sind der Meinung, die öffentliche Hand habe zu spät auf das Problem reagiert; 46 Prozent finden, dass sie sich zu wenig um den sozialen Wohnungsbau kümmert, insbesondere in Berlin ist man dieser Meinung (56 Prozent). Aber auch die Gentrifizierung und ein Fokus beim Bauen im Luxussegment ist für 41 Prozent der Befragten ein Problem, insbesondere in Düsseldorf, wo dieser Wert bei 47 Prozent liegt.

„Die Ergebnisse zeigen, dass es bei den Befragten nicht nur eine deutliche Erwartungshaltung an die Politik und öffentliche Hand gibt, sondern auch konkrete Vorstellungen, welche Maßnahmen rund um das Thema Wohnen notwendig wären. Dazu gehören zum Beispiel auch lebenswerte Städte.“

Thomas Veith,Leiter des Bereichs Real Estate bei PwC Deutschland

So halten 90 Prozent eine stärkere Ausrichtung der Wohnungsbauprogramme auf Haushalte mit kleinem bis mittlerem Einkommen für eine geeignete Maßnahme, um Fachkräfte zu halten. 88 Prozent befürworten die Umwandlung ungenutzter Büroflächen in Wohnraum. Und die Berufstätigen haben weitere Vorschläge, wie die neue Bundesregierung das Problem in den Griff bekommen könnte: Rund 80 Prozent sprechen sich für die Verschärfung der Mietpreisbremse und die steuerliche Absetzbarkeit von Mietkosten ein. Ebenso viele plädieren für den Ausbau von Pendelstrecken und halten es für sinnvoll, das Deutschlandticket beizubehalten und preislich wieder attraktiver zu gestalten.

Was Unternehmen tun können: Betriebswohnungen anbieten

Die Beschäftigten sehen aber auch die Unternehmen am Zug: Ein Mietzuschuss oder die Übernahme von Fahrtkosten wären für 85 bzw. 81 Prozent der Befragten die besten Maßnahmen, um Fachkräfte trotz hoher Mieten in Ballungsräumen zu halten. 79 Prozent sprechen sich dafür aus, dass Unternehmen ihren Angestellten Betriebswohnungen zur Verfügung stellen. Große Arbeitgeber in besonders betroffenen Metropolen wie München und Berlin machen vor, wie dies gelingen kann: So bieten beispielsweise die Stadtwerke München und die Berliner Charité einem Teil ihren Angestellten Betriebswohnungen an. „Von einem Trend will ich noch nicht sprechen, aber mir wird von Kunden immer wieder gespiegelt, dass es insbesondere bei der Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland wichtig ist, Wohnungen bereit zu stellen“, sagt Bernd Roese.

Für Fachkräfte, die nicht zwingend vor Ort sein müssen, sind zudem Homeoffice-Angebote hilfreich: 80 Prozent befürworten, dass Arbeitgeber die Homeoffice-Ausstattung finanzieren und Remote-Work forcieren. Für einen Großteil der Befragten ist Homeoffice bereits Teil der Lösung: So sagen 70 Prozent der Berufstätigen, dass die Arbeit von zu Hause es ihnen ermöglicht, in einer günstigeren Gegend zu wohnen und trotzdem für den aktuellen Arbeitgeber zu arbeiten.

„Eine Reihe von Arbeitnehmer:innen sind seit der Pandemie aus den Stadtzentren ins Umland gezogen und nicht mehr bereit, fünf Tage die Woche einen weiten Weg ins Büro auf sich zu nehmen. Um diese Mitarbeitenden nicht zu verlieren, sind Unternehmen gut beraten, ein hohes Maß an Flexibilität zu ermöglichen und die Homeoffice-Angebote nicht wieder zurückzufahren, wie es einige Firmen in den vergangenen Monaten getan haben.“

Prof. Dr. Bernd Roese,Mitglied des Middle-Market-Leadership-Teams bei PwC und Leiter des größten deutschen PwC-Standorts in Frankfurt

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PwC-Studie 2025: Wohnungsnot in Großstädten belastet den Arbeitsmarkt

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Corinna Freudig
Corinna Freudig

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