21 März, 2019
Eine PwC-Studie zeigt: Auch in der Beteiligungsbranche spielen Aspekte der ökologischen und sozialen Unternehmensführung eine immer größere Rolle. Steve Roberts, Leiter Private Equity, und Hendrik Fink, Leiter Sustainability Services, von PwC Deutschland erklären, warum dies richtig und wichtig ist.
Herr Roberts, Private-Equity-Gesellschaften und ihre Portfoliofirmen sind – wie der Name schon sagt – „privat“. Sind Aspekte der ökologischen und sozialen Unternehmensführung hier genauso wichtig wie für Konzerne, die an der Börse und damit „public“ sind?
Steve Roberts: Ich finde, das sollte so sein, ja. 2018 haben Private-Equity-Fonds in Europa fast 1500 Unternehmen akquiriert – die wirtschaftliche Bedeutung der Branche ist also enorm. Damit geht meiner Meinung nach auch eine entsprechende gesellschaftliche Verantwortung einher. Und was Sie nicht vergessen dürfen: Die Einhaltung von ESG-Kriterien steht nicht im Widerspruch zu ehrgeizigen Renditezielen. Ganz im Gegenteil.
„Das Thema nachhaltige Unternehmensführung hat bei Private Equity Managern in den letzten drei Jahren deutlich an Fahrt gewonnen.“
Herr Fink, sieht die Branche das genauso?
Hendrik Fink: Laut unserer Umfrage unter rund 150 Private-Equity-Managern besitzen 91 Prozent der befragten Finanzinvestoren schon jetzt eine ESG-Richtlinie – oder sie sind dabei, eine zu erarbeiten. In jeder dritten Beteiligungsgesellschaft treffen sie heutzutage zudem schon auf ein Team, das sich ganz speziell um Fragen der Nachhaltigkeit kümmert. Vor drei Jahren haben wir schon mal eine ähnliche Umfrage gemacht. Damals waren es erst gut ein Viertel. Sie sehen, das Thema gewinnt an Fahrt.
Trotzdem geht die Studie kritisch auf ein Phänomen ein, das sich „Impact-Washing“ nennt. Was ist damit gemeint?
Fink: Lassen Sie mich ein Beispiel nennen: Ein Finanzinvestor verweist auf ein Portfolio-Unternehmen, das alle wesentlichen ESG-Kriterien erfüllt – und leitet daraus dann seinen eigenen positiven Einfluss auf diese Firma ab. Tatsächlich zeigt sich dann jedoch, dass demselben Private-Equity-Fonds weitere Unternehmen gehören, die ökologischen und sozialen Aspekte deutlich weniger Gewicht beimessen. So etwas stellt mittlerweile ein nicht zu unterschätzendes Reputationsrisiko dar.
„Beteiligungsgesellschaften und Investoren sollten beim Thema ESG an einem Strang ziehen.“
Wer kann dafür sorgen, dass so etwas nicht passiert?
Roberts: Natürlich sind in erster Linie die Beteiligungsfonds selbst gefordert – und da passiert bereits eine Menge. Jede dritte befragte Gesellschaft hat laut unserer Befragung bereits ein spezialisiertes ESG-Team. Und auch die Investoren selbst können positiv beitragen: Viele von ihnen haben sich ebenfalls den ESG-Kriterien verschrieben. Investor und Beteiligungsfonds können und sollten bei diesem Thema daher an einem Strang ziehen.
Steve Roberts leitet den Bereich Private Equity bei PwC Deutschland. Nachdem er acht Jahre für PwC in Großbritannien tätig war, wechselte er 2001 an den PwC Standort in Frankfurt. Als ausgewiesener Experte für grenzüberschreitende Transaktionen mit langjähriger, branchenübergreifender Erfahrung begleitet Steve Roberts sowohl Private Equity Investoren als auch Unternehmen – mal auf der Käufer-, mal auf der Verkäuferseite. Er ist seit 2005 Partner und zudem Mitglied des PwC Global Private Equity Bords.
Hendrik Fink leitet den Bereich Sustainability Services bei PwC Deutschland. Er ist Experte für Nachhaltigkeitsthemen und unterstützt Investoren sowie Unternehmen bei der Entwicklung von Responsible Investment Strategien und Policies, ESG Assessments und ESG Due Diligence sowie Non-financial Reporting und Managementprozessen.