Ausländische Finanzinvestoren treiben das Transaktionsgeschehen in Deutschland voran

PwC Studie: M&A-Aktivitäten ausländischer Investoren 2022

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Steve Roberts

Steve Roberts
Partner, EMEA Private Equity Leader bei PwC Deutschland
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Schwieriges Marktumfeld verursacht Rückgang der M&A-Aktivitäten

Das Jahr 2022 war in vielfacher Hinsicht herausfordernd für alle Investoren. Nach einem starken Start im ersten Halbjahr 2022 gingen die M&A-Aktivitäten im dritten und vierten Quartal zurück. Aufgrund von angespannten Finanzierungsbedingungen, steigenden geopolitischen und makroökonomischen Risiken sowie zunehmenden Rezessionssorgen wurden viele Transaktionen auf die nächsten Quartale verschoben.

Deshalb dürfte die Gesamtzahl der M&A-Transaktionen mit Beteiligung ausländischer Investoren im Jahr 2022 zum ersten Mal in den letzten fünf Jahren hinter der des Vorjahres zurückbleiben – mit 1.140 gegenüber 1.286 Deals (-11,4 %). Der Deal-Gesamtwert lag bis zum Stichtag 15. November 2022 bei nur 67,1 Milliarden Euro und wird bis Jahresende voraussichtlich 76,7 Milliarden Euro betragen, um 26,8 Prozent weniger als die 104,8 Milliarden Euro des Vorjahres. Sobald der makroökonomische Druck nachlässt und sich auch die Finanzierungsbedingungen verbessern, ist von einer schnellen Erholung des M&A-Marktes auszugehen.

Der Anteil der Transaktionen, an denen ausländische PE-Investoren beteiligt sind, stieg weiter auf einen historischen Höchstwert von 49,3 %. US-amerikanische und westeuropäische Investoren führen die Liga an, die Investoren aus dem Nahen Osten bauten ihren Anteil – gemessen am Transaktionswert – im vergangenen Jahr weiter aus. Die meisten Transaktionen fanden in den Segmenten Technologie und Industrielle Fertigung statt. Die ausländischen Investitionen in den deutschen Energiesektor stiegen stark an.

Dies sind einige der Kernergebnisse der PwC-Studie „Destination Deutschland: M&A-Aktivitäten ausländischer Investoren 2022“. Die Analyse bezieht alle Transaktionen ein, die vom 1. Januar 2018 bis zum 15. November 2022 bekannt gegeben wurden.

„Auch in Zeiten makroökonomischer Unsicherheit bleibt Deutschland mit seiner diversifizierten Industrie, seiner verlässlichen Infrastruktur und seinem stabilen sozialen und rechtlichen Rahmen im Fokus ausländischer Investoren.“

Steve Roberts,Partner, EMEA Private Equity Leader bei PwC Deutschland

Die Studie im Überblick

Private-Equity-Anteil auf dem historischen Höchststand

In den vergangenen fünf Jahren ist der Anteil der Private-Equity-(PE)-Deals an allen Transaktionen mit ausländischer Beteiligung gestiegen, von 37,4 % im Jahr 2018 auf 49,3 % im letzten Jahr. Somit spielen ausländische Finanzinvestoren – vor allem aus den USA und dem Vereinigten Königreich – eine zunehmend größere Rolle im deutschen Transaktionsgeschehen. Die Zahl der Transaktionen mit ausländischen PE-Investoren wird zwar bis zum Jahresende voraussichtlich um knapp 3 % zurückgehen – von 578 Deals im Vorjahr auf geschätzt 562 Deals. Damit liegt die Anzahl der PE-Transaktionen trotzdem deutlich über den Werten der vorangegangenen Jahre: 313 (2018), 408 (2019) und 392 (2020).

„Die Finanzinvestoren sind vorsichtiger als in den Vorjahren geworden. Mehrere Buyouts und Exits auf das nächste Halbjahr verschoben. Die Investitionsbereitschaft der PEs bleibt dabei weiterhin hoch. Manche Transaktionen scheitern zudem momentan daran, dass die Käufer und die Verkäufer unterschiedliche Preiserwartungen haben. Mit einer Verbesserung der makroökonomischen Lage werden die M&A-Aktivitäten auf dem deutschen Markt wieder zunehmen.“

Steve Roberts,Partner, EMEA Private Equity Leader bei PwC Deutschland

Technologiesektor bleibt im Fokus ausländischer Investoren

Bis Mitte November 2022 entfielen knapp 29 % aller Transaktionen (296 Deals) auf den Technologiesektor. An der zweiten und dritten Stelle folgen der industrielle Fertigungssektor mit 22,8 % (2021: 21 %) sowie der Einzelhandels- und Konsumgütersektor mit 16,6 % (2021: 17 %). Während die M&A-Aktivitäten in den Sektoren Technologie, Energie- und Infrastruktur anstiegen, ging die Transaktionszahl in insbesondere in den Segmenten Immobilien, Banken und Finanzdienstleistungen, aber auch Gesundheitswesen und Medien & Unterhaltung stark zurück. Dies ist auf die hohen Energiepreise und die Bemühungen der neuen Bundesregierung zurückzuführen, Energieeinsparungen sowie die Ökostromnutzung zu fördern und die Abhängigkeit von einzelnen Energielieferanten zu verringern. Positiv auf Investitionen in digitale und energieeffiziente Unternehmen wirkten sich zudem das Programm „Digitale Strategie 2025“ und das „Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende“ (GDEW) aus.

Die PE-Investoren fokussierten sich auf einzelne, vielversprechende Sektoren, insbesondere auf den Technologiesektor. Auf ihn entfielen mit 35 % mehr PE-Transaktionen als im Vorjahr (31 %). Die PE-Transaktionen im Einzelhandels- und Konsumgütersektor gingen zurück von 19 % im Vorjahr auf 17 % und blieben im Industriellen Fertigungssektor unverändert bei 16 %.

Dagegen sank der Anteil der Technologiedeals der strategischen Investoren aus dem Ausland leicht von 24 auf 23 %. Strategische Investoren setzen auf die Deals im industriellen Fertigungssektor (29 %), um in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld ihre Wettbewerbsposition weiter zu stärken oder die Konsolidierungswelle voranzutreiben. Der Anteil der Transaktionen strategischer Investoren im Einzelhandels- und Konsumgütersegment verteidigte den dritten Platz mit 15 % (Rückgang von 16 % im Vorjahr). Die Anteile der Transaktionen mit strategischen Investoren im Gesundheitssektor und im Energiesektor stiegen leicht auf 9 % bzw. 7 %.

US-amerikanische Investoren führen die Rangliste an

Die Rangliste führen wie bereits im Vorjahr die Investoren aus den USA an, mit 22,5 % aller M&A-Transaktionen in Deutschland mit ausländischer Beteiligung. An den Plätzen zwei und drei nach Anzahl der Transaktionen folgen das Vereinigte Königreich und die Niederlande.

Beim Gesamtwert betrug der Anteil der US-amerikanischen Investoren sogar 54,2 %. Dazu trugen vor allem die Mega-Deals bei, allen voran der Kauf der Funkturmsparte der Deutschen Telekom durch die Finanzinvestoren Brookfield Asset Management und DigitalBridge mit einem Wert von 10,7 Milliarden Euro. Zwei weitere nennenswerte Mega-Deals mit US-Beteiligung waren die 3 Milliarden Euro schwere Übernahme des Waggonvermieters VTG durch Global Infrastructure Partners und Abu-Dhabi Investment Authority und die Akquisition von Vantage Towers, eines der größten europäischen Netzbetreibers von Sendemasten, für 3 Milliarden Euro durch Global Infrastructure Partners und das PE Haus KKR. Platz zwei nach Transaktionswert belegt Frankreich (4,9 Milliarden Euro oder 7,3 Prozent), bedingt durch den Kauf des deutschen Pharmaherstellers CordenPharma durch das PE Haus Astorg Partners für 3 Milliarden Euro. Den dritten Platz belegt Katar mit einer 2,8 Millionen Euro Investition in die Aktien des Energieversorgers RWE. Die Finanzinvestoren waren an 9 von Top 10 Mega-Deals mit ausländischer Beteiligung in Deutschland beteiligt.

„Investoren aus dem Nahen Osten nutzen die günstigen Kaufgelegenheiten, um ihre Präsenz in Deutschland durch weitere Investitionen zu stärken.“

Steve Roberts,Partner, EMEA Private Equity Leader bei PwC Deutschland

„Nach einem schwächeren Jahr 2022 rechnen wir damit, dass insbesondere die Private-Equity-Aktivitäten wieder zunehmen werden, sobald der makroökonomische Druck nachlässt und sich die Finanzierungsbedingungen verbessern.“

Steve Roberts,Partner, EMEA Private Equity Leader bei PwC Deutschland

Die Methodik

Dieser Report stellt eine Analyse der Transaktionsaktivitäten ausländischer Investoren in Deutschland dar. Die der Analyse zugrunde liegenden Daten stammen von Thomson Reuters und MergerMarket und umfassen alle in den jeweiligen Jahren angekündigten Deals, bei denen das Zielunternehmen aus Deutschland und das Mutterunternehmen des Käufers aus dem Ausland stammt.

Unsere Analyse berücksichtigt alle Zusammenschlüsse, Unternehmenskäufe und -verkäufe, Leveraged Buyouts, Spin-offs, Privatisierungen und Übernahmen von Minderheitsanteilen, die zwischen dem 1. Januar 2018 und dem 15. November 2022 angekündigt wurden, mit Ausnahme derjenigen Deals, die in der Zwischenzeit abgesagt oder abgebrochen wurden.

Die Inhalte dieser Publikation sind zur Information unserer Mandanten bestimmt. Sie entsprechen dem Kenntnisstand der Autoren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Für die Lösung einschlägiger Probleme greifen Sie bitte auf die in der Publikation angegebenen Quellen zurück oder Sie wenden sich an die genannten Ansprechpartner. Meinungsbeiträge geben die Auffassung der einzelnen Autoren wieder. In den Grafiken kann es zu Rundungsdifferenzen kommen.

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Leiter Private Equity bei PwC Deutschland und auf EMEA-Ebene, PwC Germany

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