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Steve Roberts
PE Leader Germany & EMEA bei PwC Deutschland
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Der Abwärtstrend, der die europäische Private-Equity(PE)-Branche in der zweiten Jahreshälfte 2022 erfasst hat, hat sich im Jahr 2023 fortgesetzt. Das unsichere wirtschaftliche und geopolitische Umfeld, weiterhin hohe Zinssätze und Zinserhöhungen sowie andauernde Lieferkettenprobleme machten sich deutlich bemerkbar: Insgesamt fanden nur 3.594 Transaktionen statt, zwölf Prozent weniger als im Vorjahr. Der Gesamtwert der Transaktionen in Europa sank noch deutlicher: um 32 Prozent auf 259,8 Milliarden Euro (2022: 383,5 Milliarden Euro).
Seit dem zweiten Quartal 2023 stieg der kumulierte Transaktionswert von Quartal zu Quartal allerdings wieder. Im vierten Quartal erreichte er schließlich das höchste Niveau seit anderthalb Jahren. Die Dealanzahl lag 2023 außerdem deutlich höher als vor dem Beginn der Coronapandemie; der durchschnittliche Wert pro Transaktion ist allerdings nach wie vor geringer.
Diese Ergebnisse stammen aus dem Private Equity Trend Report 2024, für den PwC 250 europäische Private-Equity-Firmen befragt hat. Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Ergebnissen.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz fanden im Jahr 2023 insgesamt 540 Transaktionen mit Private-Equity-Beteiligung statt – das sind 15 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Wert aller Transaktionen stieg allerdings um 15 Prozent auf jetzt 50,7 Milliarden Euro. Der Transaktionswert in der DACH-Region lag im vierten Quartal 2023 so hoch wie seit dem zweiten Quartal 2022 nicht mehr.
Der Trend zu wenigen, aber größeren Transaktionen ließ sich vor allem bei den Buyouts beobachten: Ihre Anzahl sank zwar um zwölf Prozent auf 451, ihr Wert stieg jedoch um elf Prozent auf insgesamt 31,4 Milliarden Euro.
Diese Entwicklung ist Zeugnis für die Resilienz und Reife, die die Private Equity Industrie erlangt hat, sowie die hohe Qualität der Unternehmen in der DACH Region. PE Investoren haben es geschafft, den unsicheren wirtschaftlichen sowie geopolitischen Bedingungen zu trotzen und weiterhin gute Deals abzuschließen und zu finanzieren.
2023 war der TMT-Sektor (Technologie, Medien und Telekommunikation) für die Private-Equity-Branche wieder mit Abstand das wichtigste Tätigkeitsfeld – sowohl nach Transaktionsanzahl als auch nach deren Wert: Insgesamt fanden 2.221 Deals mit einem Gesamtwert von 86,7 Milliarden Euro statt. Damit entfiel mehr als jede dritte Transaktion (35 Prozent) auf diesen Sektor; er war für ein knappes Drittel (32 Prozent) des Gesamtwerts aller Transaktionen verantwortlich.
Der Industrie- und Chemiesektor, der im Jahr 2022 den langjährigen Spitzenreiter TMT abgelöst hatte, lag 2023 bei der Transaktionsanzahl und beim Transaktionswert auf Rang zwei. Dort fand knapp ein Sechstel aller Transaktionen statt (15 Prozent), auf die 20 Prozent des Gesamtwerts entfielen. Platz drei nach Dealanzahl belegte der Sektor Business Services (13 Prozent, 824 Deals), nach Dealvolumen Industrie & Chemie mit 11 Prozent bzw. 49,3 Milliarden Euro).
Auf dem deutschen Markt fanden 2023 13 Prozent der europäischen Private-Equity-Transaktionen statt. Damit kam das Land nach Skandinavien auf Rang vier. Die Transaktionen mit deutscher Beteiligung hatten einen Wert von insgesamt 50,6 Milliarden Euro (11 Prozent des Gesamtwerts). Das entspricht Rang sechs.
Trotz des aktuell schwierigen wirtschaftlichen Umfelds bleibt Deutschland für die Private-Equity-Branche ein sehr wichtiger Markt: Knapp zwei von drei Befragten (65 Prozent) erklären, das Land sei für sie in den kommenden fünf Jahren das attraktivste Investitionsziel – noch vor dem Vereinigten Königreich, das 2023 zusammen mit Irland erneut die meisten Private-Equity-Transaktionen in Europa verzeichnete.
Die Übernahme des italienischen Glasfaser-Netzbetreibers FiberCop durch KKR war mit einem Transaktionswert von 21,7 Milliarden Euro der größte Buyout des Jahres 2023. Auf Platz zwei folgte die Übernahme des norwegischen Digitalunternehmens Adevinta durch Blackstone, Permira, General Atlantic und TCMI für 14,1 Milliarden Euro. Auf Platz drei landete die Übernahme des britischen Pharmaunternehmens Dechra durch EQT Partners und Luxvina für 5,5 Milliarden Euro.
Die PE-Firmen blicken verhalten positiv in die Zukunft: Insgesamt etwas mehr als die Hälfte der Befragten (51 Prozent) erwartet, dass das eigene Unternehmen 2024 stärker investieren wird als im Vorjahr. 48 Prozent rechnen mit einer leichten Steigerung, während drei Prozent deutlich mehr investieren wollen. Lediglich zehn Prozent gehen davon aus, dass sie im Jahr 2023 weniger investieren werden.
Die Befragten PE-Fach- und Führungskräfte halten ihre aktuellen Investments überwiegend für finanziell nachhaltig: Ein gutes Drittel (36 Prozent) erwartet, dass diese profitabler sein werden als die Investments, die sie vor fünf bis sieben Jahren getätigt haben. 50 Prozent halten sie für ähnlich profitabel. Nur 14 Prozent erwarten einen niedrigeren Return On Investment.
Zwei von drei Befragten gehen außerdem davon aus, dass sich der Private-Equity-Markt als Ganzes positiv entwickeln wird – allerdings rechnen auch hier nur vier Prozent der Befragten damit, dass sich die Situation deutlich verbessern wird. Dazu passt, dass 68 Prozent der Befragten erwarten, dass die Weltwirtschaft 2024 weniger stark wachsen wird.
Eine Mehrheit der Befragten (56 Prozent) betrachtet die nach wie vor hohen Kapitalkosten als eine Herausforderung für das eigene Unternehmen. Auch Schwierigkeiten, Finanzierungen überhaupt zu sichern (41 Prozent stimmten zu) und Lieferkettenprobleme (33 Prozent) stellen große Herausforderungen für sie dar.
Nachhaltigkeitsfaktoren gewinnen in der Branche als Werttreiber weiter an Bedeutung: Knapp die Hälfte (43 Prozent) der Befragten berichtet, höhere ESG-Anforderungen seien 2023 die wichtigste Veränderung bei den Erwartungen ihrer Gesellschafter (Limited Partners) gewesen. 34 Prozent der Gesellschafter verlangten außerdem eine umfangreichere Berichterstattung. Entsprechend erheben 63 Prozent der Befragten bei allen Unternehmen in ihrem Portfolio Nachhaltigkeitskennzahlen; 34 Prozent tun dies bei den meisten Unternehmen.
Jeweils knapp neun von zehn Private-Equity-Unternehmen (87 Prozent) nutzen mittlerweile Data-Analytics-Technologien, um Due Diligence Prozesse durchzuführen sowie um potenzielle Investmentziele zu identifizieren. Für knapp drei Viertel der Befragten (73 Prozent) stellen Data Analytics auch einen Fokus für die digitale Transformation des eigenen Unternehmens oder ihrer Portfoliounternehmen dar.
Angesichts hoher Finanzierungskosten betrachten drei von zehn Befragten Effizienzgewinne als wichtigsten Faktor, um ihre Erträge zu steigern. 71 Prozent rechnen außerdem damit, dass dieser Faktor im laufenden Jahr 2024 noch an Bedeutung gewinnt. Für knapp drei von vier Befragten (73 %) haben Effizienzsteigerungen bereits in den vergangenen Jahren eine wichtigere Rolle gespielt, um Erträge zu verbessern.
„Das wirtschaftliche und geopolitische Umfeld bleibt herausfordernd. Die Private-Equity-Branche in Europa hat das Schlimmste aber allem Anschein nach schon hinter sich – und blickt recht optimistisch in die Zukunft. Private Equity hat einmal mehr seine Widerstandsfähigkeit und Reife bewiesen und Wege gefunden, den Folgen von Inflation und geopolitischen Spannungen entgegenzuwirken, attraktive Vermögenswerte zu finden und Deals zu tätigen, wenn auch nicht mehr im großen Stil wie früher.“
Steve Roberts,PE Leader Germany & EMEA bei PwC DeutschlandPrivate Equity Trend Report 2024
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PwC hat im vierten Quartal 2022 und im ersten Quartal 2023 250 europäische Partner und Geschäftsführer in Private-Equity-Firmen befragt, wobei jedes der teilnehmenden Unternehmen über mindestens 250 Millionen Euro an verwaltetem Vermögen verfügt. Rund 13 Prozent der Befragten stammen aus Deutschland.