Zu laut, zu dreckig, zu teuer. So lauten gängige Argumente gegen das Leben in der Großstadt. Eine PwC-Umfrage zeigt nun aber: Die Lebensqualität in deutschen Metropolen ist hoch. Neun von zehn (88 Prozent) Großstadtbewohner:innen fühlen sich an ihrem Wohnort wohl. Besonders gerne leben die Menschen in München, Hamburg, Hannover, Nürnberg und Frankfurt, wo rund 90 Prozent angeben, sich wohlzufühlen. Niedriger ist das Wohlbefinden in Berlin und Essen, wo aber immerhin auch noch 83 bzw. 82 Prozent der Berufstätigen sagen, dass sie sich wohlfühlen.
Die Menschen schätzen am Stadtleben insbesondere die Einkaufsmöglichkeiten (84 Prozent), die Länge des Arbeitswegs (73 Prozent), das kulturelle Angebot sowie die Parkanlagen und Grünflächen (je 72 Prozent). Für großen Frust sorgt jedoch in allen Metropolen die Lage auf dem Wohnungsmarkt. So ist nur jede:r Vierte mit den Mietpreisen in seiner Stadt zufrieden; mit der Anzahl der freien Wohnungen nur jede:r Fünfte. In München und Stuttgart ist die Unzufriedenheit sogar noch höher.
Zu diesen Ergebnissen kommt die Befragung „So attraktiv sind Deutschlands Großstädte für Arbeitnehmer“ unter 4.200 Berufstätigen aus dem Einzugsgebiet von zwölf deutschen Großstädten im Auftrag von PwC.
„Die globale Erwärmung verändert das Leben der Menschen in den Großstädten – die Städte müssen dringend etwas gegen Trockenheit, Überhitzung, Feinstaubbelastung und schlechte Luftqualität tun.“
Es gibt zahlreiche Aspekte, die Einfluss auf die Lebensqualität haben – und bei vielen davon schneidet München besonders gut ab. Die bayerische Landeshauptstadt liegt bei 18 abgefragten Kriterien 13 Mal unter den Top 3. Sie punktet beispielsweise mit einem breiten kulturellen Angebot, einer attraktiven Innenstadt, einer lebendigen Kneipen- und Partyszene, guten Bildungsangeboten und Jobmöglichkeiten.
Das sieht in Essen ganz anders aus: Die Ruhrmetropole liegt gleich sechs Mal auf einem der letzten drei Plätze und schafft es nur ein Mal – beim kulturellen Angebot – unter die Top 3. Dafür ist die Verbundenheit der Menschen mit ihrer Region dort besonders ausgeprägt: Zwei Drittel der Berufstätigen aus dem Großraum Essen geben an, stark in der Region verwurzelt zu sein. Damit liegt Essen ganz vorn (Durchschnitt aller zwölf Städte: 57 Prozent).
Das Schlusslicht bildet hier Frankfurt mit 51 Prozent. Nur jede:r zweite Befragte ist in der Mainmetropole, die laut Pendler-Atlas der Statistikämter der Länder hinter München auf Platz 2 der Städte mit den stärksten Pendlerströmen steht, geboren und aufgewachsen.
Auch wenn die Menschen insgesamt gerne in den Metropolen leben, machen sich viele Befragte Sorgen, dass die Attraktivität ihrer Stadt zunehmend schwindet. Nur 57 Prozent sind mit diesem Aspekt zufrieden und vier von fünf Großstadtbewohner:innen (78 Prozent) nehmen bereits eine Verödung ihres Stadtzentrums wahr, weil immer mehr Läden schließen und Leerstände das Stadtbild prägen. Auch wenn es regionale Unterschiede gibt, so zeigt sich doch: Das Niveau ist überall hoch und ein deutschlandweites Problem.
Um den Leerständen in den Innenstädten entgegenzuwirken, gibt es nach Ansicht der Befragten viele Ideen, die relativ kurzfristig – innerhalb der nächsten zwei Jahre – umgesetzt werden sollten. 69 Prozent sprechen sich zum Beispiel für günstigere Ladenmieten für kleine, regionale Anbieter aus. 58 Prozent wünschen sich mehr Bürgerbeteiligung bei Entscheidungsprozessen und Stadtentwicklungsplänen, um dem weiteren Verfall der Innenstädte entgegenzuwirken. 53 Prozent halten die bessere Erreichbarkeit der Innenstadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln für wichtig und ebenfalls rund die Hälfte hält die Umnutzung von Gebäuden und die Umwandlung von leerstehenden Gebäuden und Büros in Wohnraum für eine gute Möglichkeit beim Kampf gegen die Verödung.
Zur Verödung der Städte trägt allerdings nicht nur eine schlecht entwickelte städtische Infrastruktur bei, sondern auch eine ganz andere Entwicklung: der Klimawandel. Die heißen und trockenen Sommer der vergangenen Jahre haben deutlich gemacht, dass die globale Erwärmung das Leben der Menschen in den Großstädten verändert – und die Städte dringend etwas gegen die Trockenheit, Überhitzung, Feinstaubbelastung und schlechte Luftqualität tun müssen.
Durchschnittlich zwei von drei Berufstätigen in den Regionen sind der Meinung, dass die gezielte Nutzung von Regenwasser zur Bewässerung von Grünflächen, aber auch die verstärkte Pflanzung von Bäumen das Leben in einer Großstadt innerhalb der nächsten zwei Jahre angenehmer und nachhaltiger machen könnte. In Essen und Leipzig werden diese Maßnahmen als besonders dringlich angesehen.
Aber auch die Stärkung von ÖPNV und der Fahrradinfrastruktur ist für rund die Hälfte der Menschen ein probates Mittel, um die Städte besser an die klimabedingten Veränderungen anzupassen.
Im Kampf gegen den Klimawandel versuchen viele Städte, ihre Bewohner:innen zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel zu animieren. Neben den Kosten und dem Streckennetz des ÖPNV spielt dabei für die Menschen auch die Situation an den Bahnhöfen eine Rolle. Umso erschreckender ist es, dass fast jede:r Zweite (48 Prozent) angibt, Bahnhöfe und U-Bahn-Stationen zu später Stunde bewusst zu meiden, weil er oder sie sich dort nicht sicher fühlt. In Essen ist diese Angst deutlich größer – 62 Prozent haben Sicherheitsbedenken, deutlich mehr als in München (35 Prozent).
Bei vielen Aspekten rund um die Lebensqualität zeigen sich große regionale Unterschiede: So ist Bremen beispielsweise in Sachen Bildungsangebote und Partyszene Schlusslicht, dafür in puncto Verkehrsinfrastruktur sowie bei Parkanlagen und Grünflächen top. Frankfurt punktet mit schnellem Internet, Berlin mit dem öffentlichen Nahverkehr. Und auch beim Kinderbetreuungsangebot hat die Hauptstadt die Nase vorn: Immerhin jede:r Zweite ist damit zufrieden; in München, Hannover, Köln und Düsseldorf ist es nur jede:r Dritte.
Das Leben in der Stadt steht oft im Verruf, nicht nur lauter und schmutziger, sondern auch gefährlicher zu sein als auf dem Land. Insofern ist es eine gute Nachricht, dass sich im Durchschnitt drei Viertel der Erwerbstätigen in ihrer Metropole sicher fühlen. Aber auch hier zeigen sich große regionale Unterschiede: Während 87 Prozent der Münchner:innen angeben, sich in ihrer Stadt sicher zu fühlen, sind es in Essen lediglich zwei Drittel.
Ein Grund, warum immer mehr Geschäfte schließen und die Innenstädte damit immer trostloser wirken, ist der Boom des Online-Shoppings. Spätestens seit der Pandemie kaufen viele Menschen lieber bequem vom Sofa aus ein, anstatt ihre Einkäufe in den Läden der Innenstädte zu erledigen. Dass sie mit diesem Verhalten wesentlich zur Verödung der Innenstädte beitragen, scheint die Mehrheit nicht zu verstehen: Nur jede:r Vierte spricht sich für eine Verteuerung oder Erschwerung des Online-Shoppings aus, um die weitere Verödung der Innenstädte aufzuhalten.
Das wichtigste Argument für die Berufstätigen, aus der Stadt aufs Land zu ziehen, ist die Aussicht auf mehr Natur und Ruhe. Für rund sieben von zehn Befragten wären dies gute Gründe für die Stadtflucht. Allerdings sprechen auch gewichtige Argumente gegen einen Umzug in eine ländliche Gegend – allen voran die bessere Infrastruktur (58 Prozent) und der öffentliche Nahverkehr in der Stadt (57 Prozent).
„Mit der Umnutzung leerstehender Geschäfts- oder Büroräume in Innenstädten zu Wohnungen, Kultureinrichtungen oder Gastronomie könnten die Städte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Mit dieser Maßnahme würden sie nicht nur mehr Wohnraum schaffen, sondern auch dazu beitragen, die deutschen Innenstädte zu beleben.“
Thomas Veith,Partner, Global Real Estate Leader / German Real Assets Leader bei PwC DeutschlandSo attraktiv sind Deutschlands Großstädte für Arbeitnehmer
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Zu diesen Ergebnissen kommt die Befragung „So attraktiv sind Deutschlands Großstädte für Arbeitnehmer“ unter 4.200 Berufstätigen zwischen 18 und 65 Jahren aus dem Einzugsgebiet von zwölf deutschen Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohner:innen (Berlin, Bremen, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Nürnberg, Stuttgart und München) im Auftrag von PwC.
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