Ein Interview mit Martin Zündorf. Unser PwC-Experte erklärt die Möglichkeiten zur Beschleunigung von Infrastrukturprojekten.
Über Martin Zündorf: Martin Zündorf ist seit über 15 Jahren Experte für komplexe Bauprojekte in der Energieindustrie und im Anlagenbau. Für PwC Deutschland berät er Kunden beim Aufbau und der Weiterentwicklung von Projekt Management Organisationen sowie der operativen Unterstützung individueller Großprojekte. Dabei konnte er neben Projekten in Deutschland, auf seine internationale Erfahrungen mit Projekten in Asien, Afrika und Skandinavien zurückgreifen.
Welche Möglichkeiten der Beschleunigung sehen Sie bei Infrastrukturprojekten?
Martin Zündorf: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Infrastrukturprojekte zu beschleunigen. Einerseits helfen rechtliche Rahmenbedingungen, die Laufzeit von Planungs- und Genehmigungsverfahren unter bestimmten Voraussetzungen zu verkürzen. Da bei dem Ausbau unserer Energie-Infrastruktur das Tempo eine hohe Priorität hat, sollte die schnelle und risikofreie Realisierung während der Herstellungs- und Montagephase frühzeitig bedacht werden und mit den wesentlichen Partnern entlang der Lieferkette abgestimmt werden. Ein weiterer Faktor, der in der jüngeren Vergangenheit eine große Rolle gespielt hat, ist eine kollaborative Umgebung und absolute Transparenz zwischen den beteiligten Parteien, um verborgene Puffer und falsche Abhängigkeiten in den Bauabläufen frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen.
Wie kann ein vorzeitiger Baubeginn erreicht werden?
Bei energiewirtschaftlichen Planfeststellungsverfahren kann gemäß §44c EnWG ein vorzeitiger Baubeginn für bestimmte Baumaßnahmen erwirkt werden. Voraussetzung sind u.a. die Reversibilität der Maßnahmen und eine positive Prognose hinsichtlich der Planfeststellung. Eine möglichst frühe Identifizierung der umsetzbaren Baumaßnahmen in der Planungsphase ist entscheidend.
Welche Maßnahmen können Unternehmen ergreifen, um Beschleunigungspotentiale zu realisieren?
Zündorf: Gerade in der frühen Phase eines Projekts ist es wichtig, eine stabile und iterative Kommunikation zwischen allen Beteiligten auf öffentlicher und privater Seite zu etablieren. Ein iterativer Prozess kann hier deutlich schneller zu Fortschritten in der Planung, Genehmigung und einem anschließenden Bau führen als traditionelle sequentielle Arbeitsschritte. Innerhalb der Projektorganisation sind interaktive Planungsworkshops mit Schlüssel-Stakeholdern aus verschiedenen Fachbereichen ein wichtiges Planung- und Steuerungsinstrument, um den Projektablauf zu optimieren. Sie ermöglichen eine interdisziplinäre und zeitliche Planung des Leistungsumfangs und helfen dabei, Schlüssel-Meilensteine und Schnittstellen-Aktivitäten zu identifizieren sowie Leistungsansätze und logische Abläufe zu validieren. Durch vorwärts- und rückwärtsgerichtete Planungsbetrachtungen können Beschleunigungsoptionen ermittelt werden. Während der Projektabwicklung ist eine integrierte und zentrale Konsolidierung von Steuerungsinformationen essenziell, um gemeinsam kritische Betrachtungen der Risiken und des Terminplans durchzuführen und Prioritäten im Sinne des Gesamtprojekts zu setzen.
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Rebekka Berbner
Partnerin, Capital Projects & Infrastructure, PwC Germany
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Martin Zündorf
Director Capital Projects & Infrastructure, PwC Germany
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