Ihre Expertin für Fragen
Daniela Hanauer
Partnerin, Compliance, Integrity and Digital Ethics, PwC Germany
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Einer Prognose von PwC zufolge wird das deutsche Bruttoinlandsprodukt durch KI-Anwendungen bis zum Jahr 2030 um mehr als 11 Prozent steigen. Die rasante Dynamik der Digitalisierung und die damit verbundenen Veränderungen rufen aber auch Bedenken hervor. Es fehlt an anerkannten Ethikregeln, die darauf abzielen, das Vertrauen der Gesellschaft in die digitale Wirtschaft zu stärken.
Eine breite gesellschaftliche Akzeptanz neuer Technologien und Geschäftsmodelle kann nur erreicht werden, indem Unternehmen ihre digitale Transformation werteorientiert gestalten. Die Digitalethik spielt als fester Bestandteil der integren Unternehmensführung eine zentrale Rolle, um eine nachhaltige Basis für die Interaktion mit Kunden, Mitarbeitern und anderen Stakeholdern zu schaffen. Im Fokus steht dabei die werteorientierte Compliance und die Bereitschaft von Unternehmen, für die Achtung der eigenen Werte Sorge zu tragen.
Digitalethik fragt nach dem richtigen Handeln und dem guten Leben unter den Bedingungen der Digitalisierung. Sie untersucht die gesellschaftliche, ökologische und ökonomische Verträglichkeit digitaler Technologien in ihrer Entwicklung und Anwendung. Demnach ergeben sich für jedes Unternehmen digitalethische Risiken – aber auch Chancen.
Unser White Paper gibt einen Überblick über Chancen und Herausforderungen für verantwortungsbewusste Unternehmen in der digitalen Welt. Somit möchten wir einen Beitrag zum öffentlichen Diskurs leisten und Unternehmen ermutigen, sich proaktiv mit Digitalethik zu befassen und diese strategisch und operativ erfolgreich zu verankern.
Deutsche Firmen müssen auch bei der allgemeinen Digitalisierung ihrer Organisation aufholen: Lediglich 33 Prozent bewerten den Stand ihrer Transformation positiv (Schulnote eins oder zwei). Ein besseres Zeugnis stellen sich die Unternehmen dagegen beim Schwerpunkt Datenschutz und der Datensicherheit aus – 82 Prozent sind damit ausgesprochen zufrieden. Allerdings ist damit kein umfassendes Konzept zur digitalen Ethik verbunden. Diese Ergebnisse zeigen, dass Digitalisierung nach wie vor in Deutschland sehr technisch verstanden wird, die Firmen bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und der Bewältigung ethischer Herausforderungen hingegen zurückliegen. Allerdings hängt es auch von der Branche ab, wie Konzerne mit Ethik-Themen umgehen – vergleichsweise weit ist beispielsweise die Pharmaindustrie als eine sehr streng regulierte Branche.
Wie gut sind die Unternehmen im Bereich digitale Ethik und digitale Verantwortung aufgestellt?
Warum gelingt es bislang so wenigen Unternehmen, sich umfassend mit digitaler Ethik auseinanderzusetzen und Technologien entsprechend umzusetzen? Welche Faktoren hindern die Unternehmen bei der Bewältigung ethischer Herausforderungen? Vor allem fehlen den Firmen die richtigen Talente, die Strategien entwickeln und umsetzen könnten, wie 56 Prozent der Entscheider bestätigen. Eine weitere Hürde ist das mangelnde Bewusstsein innerhalb des Betriebs für die Bedeutung der Digitalethik – das geben 51 Prozent der Befragten an. Als Hindernisse nennen die Unternehmen ebenso den Umgang der Mitarbeiter mit digitalen Informationen (44 Prozent) und ungeeignete oder veraltete Softwarelösungen (35 Prozent). Zu knappe Ressourcen oder unklare Regelungen im Bereich Künstliche Intelligenz spielen dagegen nur eine untergeordnete Rolle.
Was sind die größten Herausforderungen bei der Umsetzung von Strategien zur digitalen Ethik?
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Digitale Ethik hat bereits großen Einfluss auf die Unternehmen, wie die Studienteilnehmer angeben – nach ihrer Einschätzung insbesondere auf den Umgang mit sensiblen Informationen wie Mitarbeiter- oder Kundendaten (85 Prozent), die IT-Sicherheitssysteme (78 Prozent) und die Unternehmenskultur in der digitalen Welt (62 Prozent). Aber auch zur Schaffung von Transparenz gegenüber Mitarbeitern, Kunden und Stakeholdern und bei strategischen Entscheidungen spielen ethische Fragen mittlerweile eine große Rolle (jeweils 59 Prozent). Entsprechend hoch angesiedelt ist digitale Ethik innerhalb der Unternehmen – 59 Prozent der Konzerne beschäftigen sich damit auf C-Level-Ebene. Einen speziellen Beauftragten für ethische Herausforderungen hat allerdings nur jedes fünfte Unternehmen.
„Digitale Ethik ist kein Randthema für Unternehmen. Firmen, die Regeln und Standards für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Digitalisierung aufstellen, gewinnen die Akzeptanz der Kunden und das Vertrauen der Gesellschaft. Das sichert ihren langfristigen Geschäftserfolg.“
Welche Maßnahmen setzen die Unternehmen bereits um, die sie mit digitaler Verantwortung in Verbindung bringen? An erster Stelle stehen Richtlinien zum Datenschutz und zum Umgang mit personenbezogenen Daten (78 Prozent) sowie Leitlinien zur Schaffung von Transparenz im Hinblick auf digitale Themen (57 Prozent). Wichtig ist den Unternehmen auch, dass Entscheidungen auf Basis von Algorithmen im Bereich Künstliche Intelligenz vom Menschen korrigiert werden können (44 Prozent) und dass es verbindliche Leitlinien zur internen und externen Online-Kommunikation gibt (43 Prozent). Weniger verbreitet sind dagegen ausformulierte Standards zur digitalen Ethik und digitalen Verantwortung, die als Leitlinie für Unternehmensentscheidungen dienen könnten: Lediglich ein Viertel der Unternehmen arbeitet bislang damit. Ebenso wenige Organisationen haben eine ausformulierte Digitalstrategie mit Bezügen zur digitalen Ethik.
Welche Maßnahmen zur digitalen Verantwortung werden umgesetzt?
Unternehmen haben eine hohe Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft – entsprechend nehmen viele interne und externe Stakeholder Einfluss auf Regelungen zur digitalen Ethik in den Organisationen. Die wichtigste Rolle spielt dabei der Gesetzgeber mit 73 Prozent, gefolgt von Kunden und Mitarbeitern auf den Plätzen zwei und drei (68 bzw. 60 Prozent). Eine untergeordnete Rolle spielen dabei andere Stakeholder wie Wettbewerber, Investoren oder Gewerkschaften.
Welche Stakeholder haben Einfluss auf unternehmensinterne Regelungen zur digitalen Ethik?
„In Zukunft wird das Thema digitale Ethik mit dem zunehmenden Grad an Digitalisierung noch an Bedeutung gewinnen. Unternehmen können die Transformation nur dann erfolgreich bewältigen, wenn sie das Vertrauen der Menschen gewinnen – durch ausformulierte ethische Leitlinien, die den verantwortungsvollen Umgang mit den persönlichen Daten und der Privatsphäre von Menschen sichern.“