Global Risk Survey 2023 – Risiken in Chancen wandeln

Die deutschen Ergebnisse der globalen PwC-Studie zum Thema Risikomanagement

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Marc Billeb und Dr. Robert Paffen

Marc Billeb
Leader Risk & Regulatory bei PwC Deutschland
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Robert Paffen
Leader Risk & Regulatory bei PwC Deutschland
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Ohne Risiko kein Fortschritt

Risiken kalkuliert einzugehen, ist die einzige Möglichkeit für Organisationen, sich neu zu erfinden und zu transformieren, um in Zeiten der Unsicherheit zu bestehen und um Werte und Wohlstand zu schaffen. Das zeigt die PwC-Studie „Global Risk Survey 2023“. Für die Studie wurden weltweit 3.910 Führungskräfte aus verschiedenen Unternehmensbereichen wie Risk Management, Finance, IT, Operations und Internal Audit befragt, davon rund 270 in Deutschland.

„Unternehmen können es sich nicht mehr leisten, sich auf einen reaktiven Risikoansatz zu verlassen, der sich in erster Linie auf die Vermeidung konzentriert.“

Robert Paffen,Leader Risk & Regulatory bei PwC Deutschland

„Erfolgreiche Firmen werden künftig aktiv nach Möglichkeiten suchen müssen, um Risiken kalkuliert einzugehen und Marktchancen nutzen zu können.“

Marc BillebLeader Risk & Regulatory bei PwC Deutschland

Die Studie im Überblick

Zuversicht dank Technologisierung: Jedes 2. Unternehmen will Risikomanagement mit KI optimieren.

Deutsche Unternehmen sehen in den kommenden zwölf Monaten Cyberrisiken (48 %) als größte Bedrohung für ihre Organisation, gefolgt von Inflation (43 %), digitalen und technologischen Risiken sowie geopolitischen Konflikten mit jeweils 41 %. Führungskräfte aus anderen Ländern sehen viel seltener in geopolitischen Krisen eine Gefahr für Unternehmen (27 %). Auch Gesundheitsrisiken stufen Führungskräfte aus Deutschland öfter als Bedrohung ein (36 %) als die Umfrageteilnehmer aus anderen Ländern (23 %).

Infografik: Gefahren, denen sich Organisationen in den nächsten zwölf Monaten stark oder extrem stark ausgesetzt sehen

Allerdings zeigt man sich hierzulande gegenüber aktuellen Herausforderungen zuversichtlicher als auf internationaler Ebene. Trotz wirtschaftlich unsicherer Zeiten und ständiger Veränderung sehen die deutschen Executives Risiken eher nicht nur als Bedrohung, sondern auch als Chance.

Dabei setzen sie verstärkt auf Technologie und Daten, um Risiken zu steuern. So sehen 64 % der deutschen Unternehmen generative KI als Chance für die eigene Organisation. Gleichzeitig planen 50 % der Befragten in Künstliche Intelligenz, Machine Learning und Automation in den nächsten 1-3 Jahren zu investieren, um Risiken zu steuern.

Ein weiterer Grund für die Zuversicht: Jedes zweite Unternehmen hat in den vergangenen zwölf Monaten in den Aufbau eines Resilienz-Teams mit Mitgliedern aus den Bereichen Business Continuity, Cybersicherheit, Krisen- und Risikomanagement investiert und ein Drittel plant dies in den kommenden zwölf Monaten zu tun.

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Global Risk Survey 2023

Die verschiedenen Risiko-Archetypen

PwC hat auf Basis der globalen Gesamtergebnisse der Global Risk Survey 2023 die Risikobereitschaft der Befragten analysiert und verglichen. Die daraus entstehende Übersicht hilft Organisationen, ihren Risikoansatz zu bewerten. Die reaktiv agierenden und auf Sicherheit bedachten Risiko-Archetypen signalisieren dabei nicht fehlendes Unternehmertum. Unter turbulenten wirtschaftlichen Bedingungen und Disruptionen, von denen einige Branchen stärker betroffen sind als andere, sind diese Organisationen möglicherweise nur bedingt in der Lage, in die erforderlichen Fähigkeiten und Technologien zu investieren. Oder sie fühlen sich womöglich so erheblichen Risiken ausgesetzt, dass die Sicherung des Unternehmenswertes als das einzig wichtige Ziel angesehen wird.


Mehr Informationen zur Methodik finden Sie hier.

Infografik: Die verschiedenen Risiko-Archetypen

Dieser Archetyp konzentriert sich mehr auf die Wertschöpfung als auf den Schutz des bestehenden Unternehmenswertes, ist fortschrittlicher im Einsatz von Technologien und hat mit größerer Wahrscheinlichkeit die Nutzung von Technologie und Daten vollständig in sein Risikomanagement integriert. Disruptoren nutzen fortschrittliche und vorausschauende Risikomanagementfunktionen, um potenzielle Risiken zu identifizieren und zu bewerten. Dieser Archetyp ist in den meisten Branchen vertreten, abgesehen von einem deutlich geringeren Anteil an Organisationen aus dem öffentlichen Sektor. Mehr als drei Viertel der Unternehmen sind global gesehen sehr risikofreudig und 89 % suchen eher nach den unternehmerischen Chancen, die sich hinter Risiken verbergen, als sich strikt an die Einhaltung von Vorschriften zur Risikovermeidung zu halten. Sie verfolgen einen proaktiven Ansatz zum Aufbau von Resilienz gegenüber unerwarteten Störfällen.

Dieser Archetyp ist in den meisten Branchen anzutreffen und kulturell dazu veranlagt, Wertschöpfung über den reinen Schutz bestehender Unternehmenswerte zu stellen. Innovatoren verlassen sich dabei aber in erster Linie auf ihren Menschenverstand und die Innovationskultur ihrer Organisation, um dies zu erreichen. Mehr als drei Viertel (77 %) haben weltweit eine hohe Risikobereitschaft und 88 % suchen eher nach Chancen, anstatt sich darauf zu fokussieren, Vorschriften einzuhalten. Sie verfolgen tendenziell einen proaktiven Ansatz bei der Übernahme von Risiken und dem Aufbau von Resilienz.

Allerdings verwenden Innovatoren auch vielmehr einfache Technologie- und Datentools für das Risikomanagement, die nicht umfassend integriert sind. Außerdem ist es weniger wahrscheinlich, dass ihre Unternehmensstrategie Investitionen in Technologien vorsieht, die speziell dem Aufbau von Resilienz und Risikomanagement dienen.

Dieser Archetyp ist fortschrittlich im Einsatz von Technologie und hat Technologie- und Datennutzung eher vollständig in das Risikomanagement integriert – mit regelmäßigen Aktualisierungen und Verbesserungen. Er nutzt Technologie in erster Linie zum Schutz von Werten und nicht zur strategischen Wertschöpfung. Über alle Branchen hinweg priorisieren fast zwei Drittel das Einhalten regulatorischer Vorschriften gegenüber der Ergreifung von Chancen, die sich hinter Risiken verbergen, und verfolgen eher Strategien mit geringem Risiko.

Dieser Archetyp ist kulturell eher auf den Schutz des Unternehmenswertes ausgerichtet und weniger fortschrittlich in der strategischen Nutzung von Technologien. In diesem Archetypen sind Organisationen des öffentlichen Sektors häufiger vertreten. Drei Viertel (76 %) konzentrieren sich der globalen Auswertung zufolge mehr auf die Vermeidung von Risiken als auf die Nutzung von Chancen, und 71 % legen beim Risikomanagement den Schwerpunkt auf die Einhaltung regulatorischer Vorschriften. Dieser Archetyp verwendet für die Risikosteuerung eher einfache Technologie- und Datentools, denen es an umfassender Integration mangelt. Zudem ist es weniger wahrscheinlich, dass fortschrittliche, datenbasierte Analysen und Prognosemodelle, Echtzeitüberwachung, Datenvisualisierung und Cloud-Lösungen genutzt werden, um potenzielle Risiken zu identifizieren und zu bewerten.

Fünf Möglichkeiten, wie Sie ein Risiko-Pionier werden

Risikopioniere sind wegweisend darin, Risiken als Chance zur Wertschöpfung für ihre Organisation neu zu definieren. Diese leistungsstärksten fünf Prozent der Unternehmen setzen auf Resilienz und einen ausgewogenen Ansatz für ihr Risikomanagement – „human-led & tech-powered“.

Ambitionen in Bezug auf den Einsatz von Technologie wirksam umsetzen

Die meisten Organisationen sind eindeutig bestrebt, einen stärker technologiegestützten Ansatz im Umgang mit Risiken zu verfolgen. Viele der Befragten aus Deutschland befinden sich jedoch noch in einem frühen Entwicklungsstadium in Bezug auf den Einsatz von Technologie und Datenanalysemethoden zur Risikobewältigung. 

  • 10 % erforschen oder haben gerade erst begonnen, Technologie und vorhandene Daten für das Risikomanagement einzusetzen (global 14 %). 
  • 34 % haben technologische Lösungen und Datenanalyseverfahren für das Risikomanagement etabliert, diese sind jedoch noch nicht vollständig optimiert (global 24 %).
  • 29 % nutzen grundlegende Technologie- und Datenanalyseverfahren für das Risikomanagement, verfügen jedoch nicht über eine umfassende Integration (global 24 %).

Fazit: Deutschland ist insgesamt besser aufgestellt als der globale Wettbewerb.

Stellen Sie den Unternehmenszweck in den Mittelpunkt Ihrer Risikostrategie

Ein Risikokonzept, das von einem klaren und authentischen Unternehmenszweck geleitet wird, kann Organisationen helfen, widerstandsfähiger zu sein und zu entscheiden, welche Risiken eingegangen oder vermieden werden sollen. Ein unternehmensweites Verständnis für die Zukunftsvision und die Richtung, die eingeschlagen werden soll, baut Vertrauen bei den Stakeholdern auf – von Mitarbeitenden und Kunden bis hin zu Investoren und Aufsichtsbehörden. Der Unternehmenszweck ist ein strategischer Anhaltspunkt dafür, ob ein Risiko eher eine Bedrohung oder eine Chance darstellt, insbesondere bei Themen wie Klimawandel, Nachhaltigkeit, ethische Lieferketten oder dem verantwortungsvollen Umgang mit neuen Technologien wie GenAI.

Dennoch stimmt global nur etwa ein Drittel (32 %) der Befragten uneingeschränkt zu, dass ihr Unternehmen seinen Zweck und seine Zukunftsvisionen bei der Entscheidung über Risiken einfließen lassen. Demgegenüber stimmen 59 % der weltweiten Risiko-Pioniere vollkommen zu, dass ihr Unternehmen den Zweck und die Zukunftsvision als Richtschnur für Risikoentscheidungen nutzt.

Beheben Sie Managementdefizite

Bei der Wahrnehmung des strategischen Werts der Risikoabteilung gibt es eine Diskrepanz: So geben beispielsweise 60 % der Risikomanager an, dass sie der Geschäftsleitung bereits Erkenntnisse über neue und aufkommende Risiken vermitteln, während dies nur 54 % der Befragten aus dem breiteren Unternehmensumfeld – CEOs, Vorstand, Operations, IT und Finance – tun.

Bei den leistungsstärksten Risiko-Pionieren ist eine weitaus größere Übereinstimmung zwischen CEO und Risikomanagement festzustellen.

Schaffen Sie eine Grundlage für strategische Resilienz

Die Umfrage zeigt, dass derzeit in Initiativen zur Steigerung der Resilienz stark investiert wird. Verbesserungspotenzial besteht jedoch bei Initiativen wie der Einrichtung eines funktionsübergreifenden Resilienz-Teams, dem Ausbau des Netzes wichtiger Zulieferer im Rahmen von Geschäftskontinuitätspläne und dem Bau von Back-up-Produktionsanlagen.

Es besteht ein Zusammenhang zwischen Investitionen in Resilienz und einem wirksamen Risikomanagement. So haben erfolgreichere Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten eher in mehr Initiativen zur Steigerung der Resilienz investiert als weniger erfolgreiche Unternehmen. 

Die drei wichtigsten Initiativen zur Resilienz-Steigerung, in die Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten investieren wollen:

  • 38 %: Aufbau eines Resilienz-Teams mit Mitgliedern aus den Bereichen Business Continuity, Cybersicherheit, Krisen- und Risikomanagement (global 35 %).
  • 38 %: Erweiterung des Netzwerks wichtiger Lieferanten im Rahmen der Business-Continuity-Pläne (global 35 %).
  • 41 %: Aufbau von Ersatzproduktionsanlagen, um die Kontinuität der Produktion im Katastrophenfall zu gewährleisten (global 34%).

Schaffen Sie eine Kultur, in der sich vielfältige und mutige Denker entfalten können

Auf dem Weg zu einer verbesserten Risikosteuerung – angetrieben von Technologie, Innovationen und dem Bestreben nach Wachstum – sollten sich Führungskräfte diesen vier Schlüsselfragen stellen:

  1. Sind Sie sich darüber im Klaren, wie GenAI Ihre Branche verändern wird und haben Sie einen Plan, um sicherzustellen, dass Ihr Unternehmen dabei zu den Gewinnern gehört?
  2. Haben Sie einen Überblick über potenziell drohende Gefahren? Sind die Risiken, die Sie eingehen müssen, um einen unternehmerischen Mehrwert zu schaffen und die praktischen Maßnahmen, die Sie ergriffen haben, um auf unvorhersehbare Ereignisse zu reagieren und das Risiko zu mindern, aufeinander abgestimmt?
  3. Haben Sie angemessen in den Aufbau der Resilienz Ihres Unternehmens investiert, kritische Schwachstellen beseitigt und erforderliche Fähigkeiten zur schnellen Reaktion auf Risikoereignisse entwickelt?
  4. Unterstützen Sie Ihr Risikomanagement durch wirksame Technologien? Oder überwiegt noch die Anwendung veralteter Verfahren?

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Global Risk Survey 2023

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Die Methodik

Die PwC Global Risk Survey 2023 basiert auf 3.910 Antworten von CEOs, Vorstandsmitgliedern und Führungskräften aus den Bereichen Risk Management, Finance, IT, Operations und Internal Audit aus 67 Ländern, die uns ihre Einschätzungen zum Status und der Ausrichtung des Risikomanagements in ihrem Unternehmen mitgeteilt haben. Die Umfrageantworten stammen aus einer Vielzahl von Branchen und unterschiedlichen Unternehmensgrößen, wobei über ein Viertel von Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als fünf Milliarden US-Dollar stammt. Aus Deutschland wurden rund 270 Teilnehmer befragt. Die Umfrage wurde von PwC Research, dem Global Center of Excellence für Marktresearch, durchgeführt.

Cityscape Data

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