Was den Glasfaserausbau in Deutschland hemmt und wie eine schnellere Umsetzung gelingt

PwC-Umfrage: Herausforderungen des flächendeckenden Glasfaserausbaus

Nahaufnahme Glasfaser
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  • 4 Minuten Lesezeit
  • 11 Mrz 2025

Der flächendeckende Ausbau des Glasfasernetzes ist entscheidend für Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit und den digitalen Fortschritt. Doch trotz der Dringlichkeit hängt Deutschland hinterher. Mitte 2024 waren lediglich 23 Prozent der Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen (Homes Connected) und nur elf Prozent hatten einen Glasfaseranschluss gebucht.

Warum verläuft der Ausbau so schleppend? Welche Herausforderungen müssen überwunden werden? Und vor allem: Welche Lösungsansätze können den Prozess beschleunigen? Um diese Fragen zu beantworten, haben wir zwölf Telekommunikationsunternehmen befragt und ihre Antworten mit weiterführenden Analysen in Zusammenhang gesetzt. Die Ergebnisse verdeutlichen die aktuellen Herausforderungen und zeigen konkrete Maßnahmen auf, die den Glasfaserausbau in Deutschland beschleunigen können.

Das Wichtigste
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  • Ein zügiger Glasfaserausbau ist essenziell, um dem steigenden Datenkonsum zu begegnen und Engpässe der Netze zu vermeiden. In Deutschland gibt es mehrere Faktoren, die den Ausbau hemmen.
  • Die größte Hürde aus der Sicht der Telekommunikationsunternehmen ist die Komplexität und Dauer von Genehmigungsverfahren.
  • Auch wenn die Anbieter zum Teil bereits eigene Tiefbaukapazitäten aufgebaut haben, stoßen sie im Bereich der Planung und Bauleitung auf einen Mangel an Fachkräften.
  • Hohe Baukosten, das gestiegene Zinsniveau und die verhaltene Nachfrage nach Glasfaseranschlüssen gefährden die Wirtschaftlichkeit vieler Projekte.

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Der steinige Weg zu einer flächendeckenden Glasfaserinfrastruktur

Dass Deutschland beim Glasfaserausbau zurückliegt, ist schon lange kein Geheimnis. Im September 2023 lag die Glasfaserausbauquote (Homes Passed) in den EU-Staaten und dem Vereinigten Königreich durchschnittlich bei 64,5 Prozent der Haushalte. In Deutschland hingegen lag die Quote nur bei 40 Prozent der Haushalte. Angesichts des stetig steigenden Datenkonsums wird die Frage nach Lösungen für einen schnelleren Ausbau immer drängender.

Laut den Telekommunikationsunternehmen stellt die Komplexität und Dauer der Genehmigungsverfahren das größte Hindernis für Glasfaserprojekte dar. Auch die Zusammenarbeit mit Bau- und Generalunternehmen, der Fachkräftemangel, hohe Ausbaukosten und der Gebietswettbewerb werden als problematisch angesehen. Herausforderungen mit geringer bewerteter Relevanz sind u. a. begrenzte Tiefbaukapazitäten, eine niedrige Kundennachfrage und die fehlende Mitverlegung bei Infrastrukturprojekten.

„Wir müssen heute den Glasfaserausbau beschleunigen, um morgen nicht in Engpässe zu laufen. Aktuell decken alte Netze häufig noch den Bedarf. Der Datenverbrauch wird sich aber auch in Zukunft alle drei Jahre verdoppeln und der Bau von physischer Infrastruktur benötigt viel Zeit und damit einen entsprechenden Vorlauf.“

Michael Driemeyer,Director bei PwC Deutschland

Genehmigungsverfahren entbürokratisieren und beschleunigen

Telekommunikationsanbieter stehen bei der Genehmigung von Glasfaservorhaben vor einer Vielzahl von Vorschriften, die sich im Detail von Bundesland zu Bundesland und von Gemeinde zu Gemeinde unterscheiden. Besonders bei kleinen Ausbauprojekten beeinträchtigt die Komplexität der Genehmigungsverfahren die Wirtschaftlichkeit erheblich. Derzeit macht es keinen Unterschied, ob es sich um den Ausbau von hundert Metern oder mehreren Kilometern handelt – der Genehmigungsprozess bleibt gleich aufwendig.

Neben der Steigerung behördlicher Effizienz, der Vereinfachung der Genehmigungen und der Freistellung kleiner Projekte von den Genehmigungsverfahren könnte auch die Gebietsfreigabe überarbeitet werden. Die Freigabe ganzer Ausbaugebiete statt einzelner Trassen könnte den Ausbauprozess ebenso beschleunigen wie das Verhängen von Vertragsstrafen, wenn Gebiete nach Freigabe nicht zeitnah ausgebaut werden.

Zum Download der umfragebasierten Analyse

Herausforderungen des flächendeckenden Glasfaserausbaus

Tiefbaukapazitäten nehmen zu, aber es fehlen Fachkräfte für die Bauaufsicht

Auch der Zusammenarbeit mit Bau- und Generalunternehmen messen Glasfaseranbieter eine hohe Relevanz zu. Die wesentliche Herausforderung besteht darin, eine langfristige Zusammenarbeit zu etablieren und dadurch eine zuverlässige Planung und Koordination zu ermöglichen. In der Praxis ist die Qualität der ausgeführten Arbeiten jedoch häufig unzureichend, was zu Nachbesserungen, Verzögerungen und erhöhten Kosten führt.

Um die Probleme zu mildern, haben einige Marktteilnehmer bereits eigene Tiefbauunternehmen gegründet oder sich an Baufirmen beteiligt. Andere bauen eigene Teams zur Bauüberwachung auf. Der Markt bietet jedoch nur wenige qualifizierte Fachkräfte in diesem Bereich. Daher haben Telekommunikationsunternehmen begonnen, eigene Ausbildungsprogramme zu entwickeln und verstärkt mit Bildungseinrichtungen zu kooperieren sowie einzelne Tätigkeiten durch KI-Lösungen zu automatisieren.

Die Wirtschaftlichkeit vieler Glasfaserprojekte steht auf der Kippe

Neben den bürokratischen und bautechnischen Herausforderungen sehen sich die Marktteilnehmer auch mit finanziellen Herausforderungen, einem steigenden Kostendruck und fehlender Kundennachfrage konfrontiert. Aufgrund höherer Baukosten, Verzögerungen und des gestiegenen Zinsniveaus sind viele Projekte nicht mehr rentabel. Es wird immer schwieriger, Kapital von Investoren zu erhalten.

„In einigen Bereichen ist eine engere Kooperation in der Telekommunikationsbranche unabdingbar. Dies gilt zum Beispiel für die anbieterübergreifende Nutzung der Netze im Rahmen von Open Access-Kooperationen, um die Auslastung der Netze zu erhöhen.“

Michael Driemeyer,Director bei PwC Deutschland

Auf lange Sicht ist ein ausgebautes Glasfasernetz alternativlos, damit die Infrastruktur den kontinuierlich steigenden Datenkonsum bewältigen kann und Deutschland wettbewerbsfähig bleibt. Im Durchschnitt verbraucht ein Glasfasernetz zudem nur die Hälfte des Stroms eines VDSL-Netzes und ein Drittel eines HFC-Netzes. Wenn der Ausbau im jetzigen Tempo weitergeht, wird das Glasfasernetz aber erst ab 2032 vollständig verlegt sein. Und selbst dann werden voraussichtlich nur 63 Prozent der Wohn- und Geschäftseinheiten angeschlossen sein.

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