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Dr. Holger Kern
Leiter des Sports Business Advisory Teams von PwC Deutschland
Tel.: +49 171 3314529
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Trotz einer angespannten geopolitischen Lage und regulatorischer Herausforderungen blicken Entscheider:innen der Sportbranche in diesem Jahr mit Zuversicht auf das Wachstum des globalen Sportmarktes. Der steigende Kostendruck und eine geschwächte Wirtschaft stellen zwar Herausforderungen dar, doch es bestehen auch starke Markttreiber, die das Wachstum ankurbeln könnten. Die Umfrageergebnisse der diesjährigen PwC’s Global Sports Survey spiegeln ebenfalls eine vorsichtige Zuversicht wider.
Auch der deutsche Sportmarkt für das Jahr 2023 und das erste Halbjahr 2024 war aus sportlicher Sicht von Höhen und Tiefen geprägt. Wir haben einige Marktthesen herausgearbeitet, die das Wachstum in beide Richtungen beeinflussen könnten.
Auch wenn zwischen globaler und deutscher Wachstumsperspektive einige Parallelen bestehen, so gibt es auch deutliche Unterschiede, wie z. B. bei den Einschätzungen zur Rolle der Nachhaltigkeit, Einsatz von KI und dem Einfluss neuer Wettbewerbe.
PwC’s Global Sport Survey wird seit 2016 jährlich durchgeführt und bildet das allgemeine Klima der Sportbranche ab. Mit unserer Studie betrachten wir Herausforderungen, den Status quo der Branche und Chancen für die Zukunft.
Die Präferenzen der Konsument:innen im Sport unterliegen einem signifikanten Wandel, wobei das Verhalten der Fans zunehmend in Richtung Social Media tendiert. Anstatt sich ausschließlich auf traditionelle Vertriebskanäle wie den Online- und Stadionverkauf zu konzentrieren, sollten Sportorganisationen verstärkt in die Erhebung und Analyse relevanter Daten investieren. Die Ergebnisse zeigen, dass Marken nach wie vor 80 % ihrer Informationen aus lediglich 20 % ihrer Kundschaft gewinnen. Diese Diskrepanz bietet erhebliches Potenzial zur Optimierung der Monetarisierungsstrategien sowie zur Verbesserung der Personalisierung von Fanerlebnissen.
Im Bereich der Investitionsstrategien zeichnet sich ein deutlicher Trend hin zu Premium-Sportassets ab, da diversifizierte Finanzierungsoptionen das Wachstum fördern. In den nächsten 3 bis 5 Jahren wird das größte Interesse institutioneller Investoren mit 41 % auf Teams und Ligen projiziert. Insbesondere der Frauensport und neue Ligen werden voraussichtlich von diesem Interesse profitieren. Darüber hinaus wird durch regulatorische Veränderungen eine Zunahme von Joint Ventures und Minderheitsbeteiligungen erwartet. Bevorzugt werden dabei zunehmend aktive Sponsoren, die nicht nur Zugang zu Ressourcen und Geschäftsbeziehungen bieten, sondern auch neues Know-how einbringen.
Der Einsatz von generativer Künstlicher Intelligenz (GenAI) eröffnet Sportorganisationen vielfältige neue Möglichkeiten, um Fans durch optimierte Content-Erstellung, -Vertrieb und Performance-Analyse effektiver zu erreichen. Dennoch zeigen sich die Entscheider:innen bisher zurückhaltend: Knapp 60 % haben noch keine Implementierung von GenAI geplant. Die größten Herausforderungen liegen in etablierten Arbeitsweisen, begrenztem Zugang zu Ressourcen und mangelndem Wissen über konkrete Anwendungsfälle. Organisationen, die GenAI frühzeitig integrieren, können jedoch als Vorreiter agieren und sowohl Nachfrage als auch Angebot präziser steuern.
Der Frauensport befindet sich weiterhin auf globaler Ebene im Aufschwung. Die zunehmende mediale Präsenz und Veranstaltungen wie die Fußballweltmeisterschaft der Frauen 2023 tragen maßgeblich zu diesem Trend bei. So prognostizieren 85 % der Befragten ein zweistelliges Wachstum innerhalb der nächsten 3 bis 5 Jahre. Als Schlüssel zur Förderung der Sichtbarkeit des Frauensports wird nach wie vor eine verstärkte Medienpräsenz sowie Partnerschaften und Sponsoring gesehen, denn nach wie vor beträgt der Anteil der Berichterstattung zum Frauensport nur 15 %. Eine erhöhte mediale Präsenz soll nicht nur bessere Monetarisierungsmöglichkeiten schaffen, sondern auch Marketingausgaben fördern, um das Wachstum in den nächsten 3 bis 5 Jahren zusätzlich zu erhöhen.
Die Austragung bedeutender Sportveranstaltungen wie der UEFA EURO 2024 oder der Olympischen Spiele im Jahr 2024 hat gezeigt, dass solche Events nicht nur nationale Euphorie entfachen, sondern auch erhebliche Potenziale bieten. Wesentliche Anreize für die Ausrichtung von Großveranstaltungen sind Investitionen in die Infrastruktur, deren Weiterentwicklung sowie ein gesteigerter Tourismus. Trotz dieser Vorteile gibt es jedoch erhebliche Hürden. Laut 44 % der Befragten stellen finanzielle Bedenken die größte Herausforderung dar, gefolgt von mangelnder öffentlicher Unterstützung mit 19 %. Internationale Sportverbände und Regierungen werden dennoch als zentrale Stakeholder für künftige Großveranstaltungen betrachtet. Angesichts der zunehmenden Bedeutung von ESG-Leitlinien und des steigenden Kostendrucks wird erwartet, dass Co-Hosting-Events zur neuen Norm werden. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob diese Entwicklung bei den Fans auf Zustimmung stößt, da sie vor verschiedene Herausforderungen gestellt werden.
Dem Staat wird eine bedeutende Rolle in der Entwicklung des Sports zugeschrieben. Dennoch sind 40 % der Befragten der Ansicht, dass die Strategien und Ziele der Regierung in diesem Bereich nicht ausreichend durchdacht sind. Die Förderung der öffentlichen Gesundheit und die Schaffung besserer regulatorischer Rahmenbedingungen werden als zentrale Forderungen hervorgehoben, da diese derzeit als ineffektiv bewertet werden. Zukünftig ist es entscheidend, die staatlichen Ziele besser mit den Bedürfnissen der Stakeholder in Einklang zu bringen und durch wirksame Maßnahmen umzusetzen.
Der deutsche Sportmarkt der nächsten Jahre wird mit verhaltenem Optimismus betrachtet, was sich in allen Erlösbereichen widerspiegelt. Mehr Mut zu Innovation und Investition könnte die Wachstumseinschätzungen künftig positiv beeinflussen.
Nachhaltigkeit ist im deutschen Profifußball angekommen. Das Thema wird sich durch die Verpflichtung zum Reporting der CSRD ab dem Jahr 2025 noch einmal verstärken und weiterhin an Bedeutung gewinnen.
Geldwäscherelevante Anforderungen führen für Akteure im Fußballsektor zu neuen Compliance-Herausforderungen.
Die sich weiter verschärfenden Nachhaltigkeitsanforderungen im Mobilitätsbereich erhöhen den Handlungsbedarf der Fußballclubs deutlich.
Das Management der Informationssicherheit wird in der digitalisierten Sportwelt zunehmend strategisch wichtig. Das Informationssicherheitsmanagement und seine Zertifizierung verringern Risiken, dienen als Exzellenzmerkmal und beseitigen Markteintrittsbarrieren.
Die Nachfrage nach Premium-Sport-Assets steigt auch im deutschen Sportmarkt. Eine gute Strategie für eine (Minderheits-)Beteiligung seitens deutscher Rechtehalter ist von Vorteil.
In Zukunft werden Smart Stadiums eine entscheidende Rolle bei der Generierung zusätzlicher Sponsoringeinnahmen spielen, indem sie Sportclubs ermöglichen, sich als Innovationszentren und Inkubatoren in ihrer Region zu etablieren und dadurch neue Partnerschaften einzugehen sowie wirtschaftliche Chancen zu eröffnen.
Die KI-gestützte Fan-Sentiment-Analyse und die Sicherstellung der Sponsoring-Compliance werden zum Standard, da sie allen Beteiligten nützen.
Die Stabilisierung des E-Sports schreitet voran. Es werden immer mehr neue Strukturen aufgebaut, die sowohl den E-Sport-Teams als auch vielen anderen Unternehmen der Branche weitere Standbeine verschaffen, um diversifizierter und wirtschaftlich nachhaltiger aufgestellt zu sein.
PwC’s Global Sport Survey – 5. Deutsche Ausgabe
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Die Studie wurde vom Global Sports Network von PwC zwischen Januar und Mai 2024 mittels eines Onlinefragebogens durchgeführt, der weltweit an Entscheidungsträger:innen der Sportbranche versendet wurde. Insgesamt gingen 411 Fragebögen aus 46 Ländern in die Auswertung ein.
Zum Zeitpunkt der Befragung hatten die Teilnehmenden eine Führungsposition innerhalb ihrer Organisation inne. Die Daten wurden durch Interviews mit führenden Branchenexpert:innen sowie das Know-how unserer Expert:innen der PwC Sport Business Advisory ergänzt.