Die PwC-Studie „Opportunities for the global semiconductor market“ sagt dem weltweiten Halbleitermarkt wachstumsstarke Jahre voraus. Die Autoren prognostizieren, dass die weltweiten Chipumsätze bis 2022 auf 575 Milliarden US-Dollar steigen. Ausgehend von den 481 Umsatzmilliarden im bisherigen Rekordjahr 2018 entspräche dies einem durchschnittlichen Jahreswachstum (CAGR) von 4,6 Prozent. Die Studie differenziert das Branchenwachstum
Marktwachstum nach Komponententypen
In Europa wird sich die Automobilindustrie zum Hauptabsatzmarkt für Chiphersteller entwickeln – vor dem Geschäft mit Chips für die Datenverarbeitung. Ein wesentlicher Wachstumstreiber im Automobilsektor sind Halbleiter zur Unterstützung von Künstlicher Intelligenz (KI).
In Elektro- und Hybridautos sind etwa doppelt so viele Halbleiter nötig wie in herkömmlichen Fahrzeugen. Die globalen Umsätze mit Chips zur KI-Unterstützung für alternative Antriebsstränge, Infotainment, ADAS-Fahrerassistenzsysteme, Fahrsicherheit und andere automobile Anwendungen werden bis 2022 auf fast 68 Milliarden Dollar steigen. Dabei ist das riesige KI-Chip-Potenzial in autonom fahrenden Autos noch gänzlich unerschlossen.
PwC sieht im Chip-Boom allerdings auch ein Warnsignal für europäische Hersteller, da sie bei Halbleitern für KI-Lösungen in beispielsweise autonom fahrenden Autos erheblichen Nachholbedarf haben. Dasselbe gilt für KI-Chips im Consumer-Electronics-Markt, zumal hier das Marktpotenzial noch größer als im Automobilsektor ist.
„Wenn die europäischen Chiphersteller zukunftsfähig bleiben wollen, müssen sie bei Halbleitern für KI-Lösungen und bei KI-Chips im Consumer-Electronics-Markt deutlich zulegen.“
Angesichts des Rückstands der europäischen Halbleiterbranche gegenüber US-amerikanischen und asiatischen Wettbewerbern appellieren die Branchenexperten von PwC und PwC Strategy& auch an die Politik, die Entwicklung von KI allgemein und die europäische Halbleiterleiterbranche im Speziellen stärker zu fördern. Zumal global bedeutsame Unternehmen in der Halbleiterbranche immens wichtig für die europäische Wirtschaft wären.
Zudem besteht die Gefahr, dass die von anderen Weltregionen ausgehende Cyber-Spionage via Halbleiter zunehmen könnte. Sie ließe sich mit KI-Chips für Cybersecurity beträchtlich reduzieren. Cybercrime ist also nicht nur ein Risiko für die Wirtschaft, sondern für Chiphersteller auch eine Chance.
„Die große Frage ist nun, wie sich die europäische Politik und Wirtschaft hinsichtlich Künstlicher Intelligenz positionieren wollen, damit Europa nicht den technologischen Anschluss verliert.“
Der technologische Anschluss kann abreißen, wenn nötige Zukunftsinvestitionen ausbleiben. Die PwC-Experten sind überzeugt davon, dass Europa schnellstmöglich ein kollaboratives Ökosystem aus Applikationsentwicklern für Künstliche Intelligenz, KI-Chip-Herstellern und allen anderen Branchenteilnehmern schaffen muss, das auch asiatischen und US-amerikanischen Markteilnehmern offen steht.
Dabei sollten europäische Unternehmen angesichts zunehmender Handelsrivalitäten die Hardware in den von ihnen hergestellten Automobilen, Maschinen, Kommunikationsanwendungen und Consumer-Electronics-Produkten wieder mehr unter ihre Kontrolle bekommen. Wie dies funktionieren kann, machen die Weltmarktführer aus den USA und Asien vor.
Der PwC-Studie zufolge werden die Halbleiter-Umsätze in der Region Asia-Pacific bis 2022 am stärksten wachsen – mit durchschnittlich 4,8 Prozent pro Jahr. Der US-Markt kommt auf ein CAGR von 4,3 Prozent. Europa kommt lediglich auf 3,5 Prozent Wachstum. Neben dem Automobilbereich sind aus der industriellen Produktion, aus dem Gesundheitswesen und aus dem Sicherheitsbereich hohe Nachfragezuwächse nach Halbleitern aller Arten zu erwarten. Und auch in diesen Bereichen hängt der Chip-Boom mit der zunehmenden Verbreitung von KI-Lösungen zusammen.
Halbleiterumsatz nach Regionen