Der grenzüberschreitende Onlinehandel liegt voll im Trend. 71 Prozent der Online-Käufer in Deutschland haben in den letzten zwei Jahren mindestens einmal im Ausland Waren bestellt. Das sind 16 Prozentpunkte mehr als 2016. Ausländische Shops passen ihre Internetpräsenz optimal an deutsche Kunden an oder sie verkaufen auf deutschen Verkaufsplattformen. Die Käufer verbleiben damit in ihrer gewohnten Umgebung.
Dies erklärt, warum jeder vierte Käufer in den vergangenen zwei Jahren erst im Nachhinein erkannte, dass das Paket aus dem Ausland kam. Zu diesen Ergebnissen kommt eine PwC-Befragung unter 1.200 deutschen Internetnutzern über 18 Jahren.
„Onlinekäufer bestellen nicht nur Spezialprodukte im Ausland, die in Deutschland nicht erhältlich sind. Der globale Paketstrom bekommt durch den Fokus des Konsumenten auf den Gesamtpreis ohne Rücksicht auf den Sitz des Shops eine Dynamik, die Aspekte der Nachhaltigkeit in den Hintergrund drängen.“
Die Mehrheit der Käufer bei ausländischen Anbietern sind heute noch Wenigkäufer (55 Prozent): Sie tätigten in den vergangenen zwei Jahren nur einen bis drei Einkäufe im Ausland. Ein Drittel zählt zu den Gelegenheitskäufern, die zwischen vier und zehn Mal bei ausländischen Verkäufern einkauften. 12 Prozent sind Vielkäufer, die in den vergangenen zwei Jahren mehr als zehn Mal das Internet nutzten, um grenzüberschreitend einzukaufen.
Die Onlinekäufer in Deutschland kaufen hauptsächlich Schuhe und Kleidung im Ausland (51 Prozent). Für Unterhaltungselektronik und Medienprodukte ist der grenzüberschreitende E-Commerce im Vergleich zu 2016 zurückgegangen. Die durchschnittliche Höhe des Warenkorbs liegt bei den Auslands-Einkäufen bei 51 Euro, wobei Männer mit 57 Euro im Schnitt etwas mehr ausgeben als Frauen (45 Euro). Damit fließen bereits heute zehn Prozent der Gesamtausgaben im deutschen Internethandel ins Ausland.
Onlinekäufer in ausländischen Shops bestellen häufiger bei Internethändlern außerhalb der EU (86%) als innerhalb der EU (73%). Britische (47 Prozent) und österreichische (23 Prozent) Onlineshops sind innerhalb der EU am beliebtesten; außerhalb der EU gewonnen Unternehmen aus China (59 Prozent) und den USA (36 Prozent) die meiste Kundschaft. Das so genannte Geoblocking, das den deutschen Konsumenten bislang den Zugang zu attraktiven Angeboten innerhalb der EU erschwerte, ist seit Dezember 2018 verboten. Mit dem Wegfall wird sich der Wettbewerb zukünftig weiter verschärfen.
Top-3-Ziele der deutschen Onlinekäufer im Ausland
In Bezug auf Liefertermintreue, Unversehrtheit der Verpackung und Lieferkosten beurteilt die Mehrheit der Konsumenten die Leistungen bei Bestellungen im Ausland – egal ob EU oder Nicht-EU – genauso gut oder besser als die der deutschen Shops. Bei Anbietern außerhalb der EU sieht sogar knapp ein Drittel der Käufer bessere Lieferkosten im Vergleich zu deutschen Onlineshops.
Bereits jeder zweite Käufer hat Erfahrungen mit der Retourenabwicklung bei Bestellungen im Ausland. Die Mehrheit der Betroffenen sieht hier keinen schlechteren Service als bei Inlandsbestellungen. Jeder fünfte Retourenabwickler empfindet den Service im Vergleich zu Shops mit Sitz in Deutschland sogar als besser.
30 Prozent der Auslands-Shopper hatten schon einmal Kontakt mit der Zollbehörde, weil sie die Ware dort abholen oder Zoll und Einfuhrumsatzsteuer entrichten mussten. Vielen Käufern ist nicht bewusst, dass Alkohol, Zigaretten und Parfüm Sonderregelungen unterliegen. Für die Zukunft drohen nicht nur durch die Zunahme des Warenstroms Engpässe: Wenn die Zollbehörden nach dem Brexit zusätzlich zu chinesischen Lieferungen den bisher größten EU-Warenstrom aus dem Vereinigten Königreich abwickeln müssten, entsteht auf einen Schlag ein erheblicher Mehraufwand.
„Der Umsatzanteil ausländischer Shops am deutschen E-Commerce wird nach unserer Einschätzung in den nächsten zwei Jahren auf deutlich über 10 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro steigen.“
80 Prozent der Käufer entscheiden sich aus Kostengründen für einen Standardversand und nehmen eine Lieferzeit von 10 bis 12 Tagen in Kauf. Für die nationalen Postgesellschaften bedeutet der boomende Internethandel, dass sie immer mehr kleinteilige Warensendungen bearbeiten müssen. Angesichts der steigenden logistischen Serviceansprüche der Kunden stehen diese vor großen Herausforderungen.
Um Risiken beim Einkauf im Ausland zu minimieren, akzeptieren Onlinekäufer einen Aufpreis. Für eine Versicherung oder einen Käuferschutz wäre jeder dritte Gelegenheitskäufer gewillt zu zahlen. Die Wenigkäufer sehen hier deutlich seltener die Notwendigkeit den Gesamtpreis für die Bestellung zu erhöhen (23 Prozent). Ähnlich verhält es sich mit der Zollabwicklung, auch hier stehen Vielkäufer (44 Prozent) einem Bezahlangebot für Zusatzleistungen positiver gegenüber als Wenigkäufer (27 Prozent).
Onlinekäufer, die bisher noch nie bei einem ausländischen Anbieter eingekauft haben, nennen die Angst vor Nichtzustellung nach Bezahlung (40 Prozent), Zweifel an Garantie und Widerruf (38 Prozent) sowie zu hohe Versandgebühren (35 Prozent) als die größten Hemmnisse für einen Online-Einkauf im Ausland. Diese Bedenken sind jedoch häufig unbegründet: Die Mehrheit der Käufer beurteilt die Leistungen bei Bestellungen im Ausland in Bezug auf Liefertermintreue, Unversehrtheit der Verpackung und Lieferkosten genauso gut oder sogar besser als die der deutschen Onlinehändler.
Mehr als 40 Prozent der Onlinekäufer erwarten, dass der Sitz des Shops zukünftig an Bedeutung verliert. Internethändler in Deutschland müssen sich darauf einstellen, dass sich ein beträchtlicher Teil der Umsätze im E-Commerce weiter ins Ausland verschiebt. Die PwC-Umfrage zeigt, dass der grenzüberschreitende Onlinehandel trotz der Diskussion um Portobestimmungen und Umweltbelastungen steigt. Im Rahmen der Brexit-Entwicklungen wird das Augenmerk der deutschen UK-Besteller auf die zukünftigen Zoll- und Umsatzsteuerentwicklungen gerichtet sein. Es droht ein Engpass: Wenn die Zollbehörden zusätzlich zum Warenstrom aus China auch Sendungen aus dem Vereinigten Königreich abwickeln müssen, bedeutet dies eine hohe Zusatzbelastung.