Warum Blockchain auch die Logistik revolutionieren wird

23 Mai, 2017

Von der Blockchain-Technologie haben die meisten zwar schon gehört – in Verbindung mit der Logistikbranche jedoch bislang selten. Geläufig ist sie aus anderen Zusammenhängen. So handelt es sich bekanntlich um die Technologie, die hinter der Digitalwährung Bitcoin steht. Und ebenso weiß man, dass Finanzdienstleister, erste Energiekonzerne und Unternehmen anderer Branchen damit experimentieren. Warum aber sollten sich nun auch Logistik- und Transportunternehmen mit der (vermeintlichen?) Wundertechnologie befassen?

Was die Blockchain ist und was sie kann

Die Idee der Blockchain-Technologie ist es, die Rolle von Intermediären im Geschäftsleben überflüssig zu machen. Dazu muss man sich die Blockchain wie ein digitales Geschäftsbuch vorstellen, das sämtliche Transaktionen in einem Protokoll (sprich: der Blockchain) aufzeichnet. Dieses Geschäftsbuch ermöglicht es allen Vertragspartnern, im Stile eines Peer-to-peer-Netzwerks direkt miteinander zu interagieren, ohne dabei auf eine zwischengeschaltete Instanz angewiesen zu sein. Jede einzelne Transaktion erhält dabei einen Zeitstempel und wird mit der vorangegangenen verknüpft. Damit entsteht letztlich eine zusammenhängende Kette aller durchgeführten Geschäftsvorfälle. Durch den Wegfall der Intermediärsfunktion sinken die Transaktionskosten radikal. Zudem sind Manipulationen praktisch unmöglich. Das Blockchain-Protokoll wird zur „Single Source of Truth“ („Einzige Quelle der Wahrheit“).

Grafik: Möglichkeiten der Blockchain

Blockchain trifft Logistik

Die Transport- und Logistikindustrie gehört heute zu den am wenigsten digitalisierten Branchen. Aktuelle Entwicklungen gehen aber dahin, alle Akteure von Supply Chains ‚end-to-end‘ zu vernetzen und durchgängig zu digitalisieren – und damit auch die beteiligten Logistikdienstleister. Man spricht von der Logistik 4.0 oder auch „cyber-physical logistics systems“. Blockchain könnte hier für ein besseres Daten-Handling und einen höheren Grad der Prozessautomatisierung sorgen – und damit erhebliche Effizienzgewinne ermöglichen. Damit würde die Blockchain gleichsam zu einem Katalysator, der Logistik 4.0-Anwendungen zum Durchbruch verhilft.

Dass es in Transport und Logistik großen Nachholbedarf gibt, zeigt sich an Beispielen wie dem Konnossement (auch Bill of Lading oder B/L genannt) in der Schifffahrt. Es handelt es sich um ein Dokument, das den Wert der verschifften Güter abbildet – und anstelle der eigentlichen Ware gekauft, verkauft oder verpfändet werden kann. Am Prinzip des Konnossements hat sich seit Urzeiten wenig geändert. Und noch immer existiert das Dokument in den allermeisten Fällen in Papierform. Im Verlauf jedes einzelnen Warentransports wird das Konnossement daher etliche Male per Kurier hin- und her gesendet, manchmal über den halben Globus hinweg zwischen Sender, Empfänger, Spediteur, Carrier, Banken, Versicherungen – die Kosten, die hierdurch entstehen, sind immens. Zwar gibt es Versuche, dass Konnossement zu digitalisieren („e-B/L“). Aufgrund der hohen Anzahl beteiligter Akteure und der Komplexität des Dokuments haben sich die Verfahren bislang jedoch nicht flächendeckend durchgesetzt. Die Blockchain könnte hier Abhilfe schaffen.

Wieso die Logistik für die Blockchain prädestiniert sein könnte

Das Konnossement ist natürlich nicht der einzige potenzielle „Use Case“ für die Blockchain. Im Gegenteil: In gewisser Hinsicht scheint die Logistikbranche sogar prädestiniert zu sein für die neue Technologie. Eine ganze Reihe von denkbaren Anwendungsfällen steht dabei im Zusammenhang mit sogenannten Smart Contracts: das sind computergesteuerte Transaktionsprotokolle, die Vertragsbedingungen sicher und autonom ausführen. So könnten zum Beispiel bei der Ankunft eines Containerschiffs im Hafen weitere Akteure durch smart contracts automatisiert mit dem Entladen beauftragt werden.

Warum die Blockchain noch ein paar Jahre brauchen wird

Auch wenn viele Anwendungsfälle vorstellbar sind – die Blockchain wird die Logistik nicht von heute auf morgen revolutionieren. So ist in rechtlicher Hinsicht noch ungeklärt, wie sich die Blockchain in das bestehende Vertragsrecht integrieren lässt. Daneben gibt es auch technische Hürden. Dabei geht es unter anderem um die störungsfreie Zusammenarbeit verschiedener „Ketten“ oder um die Wahrung des Datenschutzes. Trotzdem: Die meisten Experten sind sich einig, dass der Siegeszug der Blockchain auch in der Logistik nur eine Frage der Zeit ist. Bei PwC haben wir zwölf Anwendungsfälle identifiziert, bei denen die Blockchain bestehende Prozesse schon in wenigen Jahren signifikant verbessern dürfte. Einen umfassenden Überblick werden wir in Kürze an dieser Stelle veröffentlichen.
 

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Dietmar Prümm

Dietmar Prümm

Mitglied der Geschäftsführung und Leiter Assurance, PwC Germany

Dr. Peter Kauschke

Dr. Peter Kauschke

Director | Transport, Logistics & Mobility, PwC Germany

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