Mit „Trust in What Matters“ stellen wir den Vertrauensaufbau in der Geschäftswelt in den Fokus. Welche Rolle spielt der Aspekt Vertrauen beim Thema DCGK A5?
Marco Galioto: Der Deutsche Corporate Governance Kodex (DCGK) empfiehlt börsennotierten Unternehmen u. a. in der Empfehlung A.5 die Governance-Systeme Internes Kontrollsystem und Risikomanagementsystem (worunter auch das Compliance Management System gefasst wird) umfassend im Lagebericht zu beschreiben. Des Weiteren soll zur Angemessenheit und Wirksamkeit Stellung genommen werden. Die Governance-Systeme sind hierbei, wie der Kodex in A.3 klarstellt, weit zu verstehen – d. h. auch nachhaltigkeitsbezogene Aspekte und operative Risiken sind einzubeziehen.
Zu Compliance-Risiken wird klargestellt, dass das Compliance Management System der Risikolage des Unternehmens folgen soll – eine Fokussierung der Compliance-Organisation auf Antikorruption und Kartellrecht – wie klassisch der Fall – reicht daher zukünftig nicht mehr aus. Der DCGK trifft damit Transparenzempfehlungen, um das Vertrauen der Stakeholder in die Governance-Systeme zu stärken.
Vor welchen Herausforderungen stehen Unternehmen in diesem Bereich?
Galioto: Um die Empfehlungen des DCGK umzusetzen, stellen viele Unternehmen ihre Governance-Systeme derzeit auf den Prüfstand. Insbesondere stellen sie sich die Frage, ob das Interne Kontroll- und Risikomanagementsystem die Aspekte über die Rechnungslegung hinaus bereits ausreichend beinhaltet, ob das Compliance Management System wirklich die wesentlichen Compliance-Risiken umfassend abdeckt und wie die Aussage zur Angemessenheit und Wirksamkeit der Governance-Systeme sicher und zutreffend getroffen werden kann. Dabei lässt sich eine weitreichende Ausstrahlungswirkung bei Unternehmen feststellen, die selbst nicht börsennotiert und daher nicht unmittelbar betroffen sind. Die Kodexempfehlungen werden hier für das Verständnis von gut aufgestellten Governance-Funktionen herangezogen.
Lesen Sie dazu
Deutscher Corporate Governance Kodex
Welche Fragen sollten sich Unternehmen jetzt stellen, um zum DCGK A5 zukunftsfähig aufgestellt zu sein?
Galioto: Unternehmen sollten sich jetzt fragen, ob die Beschreibungen zu ihren Governance-Systemen im Lagebericht – auch im Quervergleich – umfassend genug und zutreffend sind. Des Weiteren stellt sich die wichtige Frage, ob die Bestätigung der Angemessenheit und Wirksamkeit durch interne Verfahren (z. B. Sign-Off Prozesse, externe Prüfungen, Tätigkeiten der Internen Revision) untermauert werden können. Der Abschlussprüfer behandelt die Angaben hierzu als lageberichtsfremd – sie sind damit nicht von der Jahresabschlussprüfung umfasst. Erste Unternehmen überlegen bereits, ob sie die Abschlussprüfung nicht hierauf freiwillig erweitern, um mehr Vertrauen im Markt zu schaffen.
Wie unterstützen wir bei PwC unsere Mandanten zum Thema DCGK A5 ganz konkret beim Vertrauensaufbau?
Galioto: Als Experten für Governance-Systeme unterstützen wir Unternehmen umfassend bei einer Vielzahl von Themen. Dies reicht von Reifegradanalysen bis zu umfassenden Umsetzungsprojekten. Bei unseren Jahresabschlussprüfungskunden überlegen wir gemeinsam, wie der Wunsch die DCGK A.5 Lageberichtsangaben in die Prüfung einzubeziehen, perspektivisch umgesetzt werden kann.
Auf diese Wiese schützen wir die die Governance-Systeme der Unternehmen umfassend. Wie relevant dies für Vertrauen in die Unternehmen und damit die Reputation im Markt ist, lässt sich an den prominenten Compliance Vorkommnissen in den letzten Jahren ablesen.
