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Florian Nöll
Global Venturing & EMEA Startups, Scaleups Leader bei PwC Deutschland
Tel.: +49 160 90591673
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In einer Zeit, in der Innovation und Transformation über den wirtschaftlichen Erfolg entscheiden, spielt die Startup-Szene eine zentrale Rolle in Deutschland. Doch während Startups als Motor für Kreativität und Fortschritt gelten, wissen wir bisher wenig darüber, wie es um die Themen Vielfalt, Chancengerechtigkeit und Inklusion (Diversity, Equity, Inclusion – DEI) in der Startup-Branche wirklich steht.
Bunt, bunter, Startup-Branche? Die aktuelle Studie der Technischen Universität München, PwC Deutschland, Meta, IHK München und Oberbayern, HV Capital und Deep Tech Momentum zeigt: Deutsche Startups halten DEI zwar mehrheitlich für wichtig für das eigene Unternehmen und die Branche insgesamt; Gleichzeitig sehen aber nur rund ein Drittel (35 %) in DEI einen unternehmerischen Mehrwert. Darüber hinaus zeigt sich ein Geschlechterunterschied: Gründerinnen sind im Allgemeinen besorgter über zu wenig DEI und halten DEI für wichtiger als ihre männlichen Kollegen: 76 % der Gründerinnen halten DEI in ihrem eigenen Startup für sehr wichtig oder wichtig; unter Gründern ist dies nur bei 66 % der Fall.
Je später sich ein Startup in der Gründungspase befindet, desto weniger wichtig ist den Gründenden DEI und desto weniger setzen sich diese aktiv für die Förderung von DEI ein. Ebenso steigen die Widerstände gegen DEI-Maßnahmen unter den Mitarbeitenden je älter ein Startup ist. Interessanterweise steigt jedoch gleichzeitig die Diversität unter den Mitarbeitenden über mehrere Dimensionen hinweg und es gibt häufiger konkrete Zielvorgaben für DEI je älter das Startup ist.
Bezeichnend ist, dass rund ein Viertel (26 %) der befragten Personen über geringe bis sehr starke Widerstände gegen die Einführung von Maßnahmen zur Förderung von DEI im eigenen Startup berichten. Die Gründe sind unter anderem der Wunsch nach reiner Leistungsbeurteilung, Bürokratie, Rekrutierungsprobleme und grundsätzliche Skepsis.
„Diverse Teams sind kreativer, innovativer und besser in der Lage, die Bedürfnisse einer globalisierten Kundenbasis zu verstehen. Sie tragen dazu bei, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von Unternehmen zu steigern und deren Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen. Trotz dieser Vorteile zeigen die vorliegenden Studienergebnisse erneut: In Sachen DEI hinken wir noch immer hinterher – auch in der progressiven Startup-Welt.“
Neben dem unternehmerischen Erfolg gewinnen die gesellschaftliche Verantwortung und nachhaltiges Wirtschaften für Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Im Vergleich dazu wurde die soziale Dimension von Environmental, Social, Governance (ESG) jedoch bisher weniger detailliert behandelt. Diese Dimension umfasst nicht nur menschenrechtliche Fragen und Compliance im Personalwesen, sondern auch Themen wie Vielfalt, Chancengerechtigkeit und Inklusion (Diversity, Equity, Inclusion – DEI). Daher sind der Umgang mit Vielfalt und die Implementierung einer inklusiven Unternehmenskultur zentrale Herausforderungen für zukunftsorientierte Unternehmen. Denn verschiedene wissenschaftliche Studien belegen seit vielen Jahren die potenziell positiven ökonomischen Effekte von diversen Teams.
Eine Branche, die im Vergleich zu traditionellen und etablierten Unternehmen in Deutschland als besonders progressiv und vielfältig gilt, ist die Startup-Szene. Doch gleichzeitig gibt es bisher keine Studie, die die Perspektiven, Einstellungen und Meinungen der Gründer:innen von Startups in Deutschland zum Thema DEI beleuchtet. Die Herausgebenden der Studie, ein Konsortium von der Technischen Universität München, PwC Deutschland, Meta, IHK München und Oberbayern, HV Capital und Tech Stars, haben es sich mit der neuen Studie zum Ziel gesetzt, diese Forschungslücke zu schließen.
Deutsche Gründende sehen DEI vor allem für die Arbeitgebermarke und die Talentgewinnung sowie für Innovation und den Gesamterfolg als relevant an. Etwas weniger wichtig wird DEI für Wachstum und Finanzierung eingestuft.
Nur rund ein Drittel (35 %) der Befragten hält DEI für wichtig für den unternehmerischen Erfolg. 31 % halten DEI aus moralischen Gründen für wichtig. 7 % sehen DEI als wichtiges Signal an die Außenwelt.
Gründerinnen sind im Allgemeinen besorgter über zu wenig DEI in deutschen Startups und nehmen DEI als wichtiger für das eigene Startup wahr als ihre männlichen Kollegen. 76 % der Gründerinnen halten DEI für sehr wichtig oder wichtig in ihrem eigenen Startup; unter den Gründern ist dies nur bei 66 % der Fall.
Je später Startups in der Gründungsphase fortgeschritten sind, desto weniger wichtig ist ihnen Vielfalt in Geschlecht und Ethnizität. Startups in späteren Gründungsphasen sind zudem insgesamt weniger besorgt um DEI.
Rund ein Viertel (24 %) der Gründenden ist der Meinung, dass Frauen im Gründungsprozess entweder extrem oder sehr stark diskriminiert werden. Mehr als die Hälfte der befragten Personen (57 %) geben an, dass Frauen im Gründungsprozess überhaupt nicht oder nur wenig diskriminiert werden. 81 % der Frauen und 51 % der Männer nehmen Diskriminierung von Frauen im Gründungsprozess in irgendeiner Form wahr; 46 % der Frauen im Vergleich zu 15 % der Männer nehmen die Diskriminierung sogar als extrem oder sehr stark wahr.
Fast die Hälfte der Befragten (45 %) gab an, DEI aktiv im eigenen Startup zu fördern. Gleichzeitig hat jedoch die Mehrheit der Startups (64 %) noch keine konkreten Maßnahmen zur Erhöhung von DEI implementiert. Davon planen jedoch 17 %, in Zukunft Maßnahmen umzusetzen.
DEI-Maßnahmen, die bereits am häufigsten zum Einsatz kommen sind flexible Arbeitsmöglichkeiten, gleiche Bezahlung sowie transparente und inklusive Kommunikation. Gleichzeitig werden diese auch als am wirksamsten eingeschätzt, um DEI im eigenen Startup zu erhöhen.
Gründerinnen setzen sich häufiger und länger aktiv für DEI in ihrem Startup ein als Gründer. Je älter das Startup, desto weniger setzen sich die Gründenden aktiv für DEI ein.
Rund ein Viertel (26 %) der befragten Personen berichtet über geringe bis sehr starke Widerstände gegen die Einführung von Maßnahmen zur Förderung von DEI im eigenen Startup.
Je später ein Startup im Gründungsprozess ist, desto mehr Widerstände gegen DEI nehmen die Befragten unter den Mitarbeitenden wahr. Gleichzeitig steigt jedoch auch die Diversität unter der Belegschaft (Herkunftsland, körperliche Beeinträchtigung, LGBTQIA+).
Die Mehrheit der Startups (77 %) hat keine mündlichen oder schriftlichen Zielvereinbarungen zur Förderung von DEI in ihrem Startup getroffen. Je weiter fortgeschritten Startups im Gründungsprozess sind, desto eher gibt es Zielvorgaben für DEI.
51 % der Startups geben an, dass sie entweder gar keine ESG-Berichterstattung ablegen oder diese keine Angaben zur Geschlechterverteilung enthält. Nur 21% machen im Rahmen der ESG-Berichterstattung Angaben zur Geschlechterdiversität im Startup.
Diversity, Equity and Inclusion – was denken Gründende deutscher Startups?
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Zwischen Juli und September 2023 wurde in intensivem Austausch zwischen den Herausgebenden der vorliegenden Studie ein Fragebogen entwickelt, der grundlegende Fragen an Gründende deutscher Startups mit Blick auf alle drei Dimensionen von DEI enthielt.
Aus diesen Leitfragen verfassten die Autor:innen einen Onlinefragebogen, dessen Beantwortung ca. zehn Minuten in Anspruch nahm. Der Fragebogenlink wurde von Oktober 2023 bis Juni 2024 sukzessive an über 5.000 Gründende direkt per E-Mail verschickt und über Social Media verbreitet. Die Autor:innen analysierten anschließend die 526 Fragebögen, die von Gründer:innen vollständig ausgefüllt wurden.
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