Studie: Vertrauen in Medien

Eine PwC-Befragung belegt: Die Deutschen misstrauen den Medien zunehmend – und ein kostenloses Medienangebot ist vielen wichtiger als der Datenschutz.

(Soziale) Medien in der Vertrauenskrise.

Die Bundesbürger misstrauen den deutschen Medien zunehmend. Das gilt insbesondere für die sozialen Netzwerke. Jeder Vierte hegt generell Misstrauen gegenüber den Medien, in Ostdeutschland ist es sogar jeder Dritte. Der Glaube an den Wahrheitsgehalt in den Medien ist bei einem Drittel der Nutzer in den vergangenen zwei Jahren gesunken. Den größten Verlust verbuchen die sozialen Medien. Ein Grund für das mangelnde Vertrauen: Den Deutschen fehlt es an Kontrollmechanismen, die eine Verbreitung von Hass- und Falschmeldungen verhindern. Aber auch Datenmissbrauchsskandale wie der Cambridge-Analytica-Vorfall haben das Vertrauen der Deutschen in soziale Medien erschüttert.
Bemerkenswert ist, dass die Mehrheit der Deutschen auch nach den Datenschutzskandalen nicht vorsichtiger geworden ist. Vier von zehn Bundesbürgern stört die Weitergabe ihrer Daten nicht, wenn dafür das Angebot kostenlos ist. Und nur jeder Zehnte möchte tatsächlich wissen, was mit den eigenen Daten passiert. Ganz wichtig ist für die meisten Nutzer, dass das Angebot gratis ist. Dafür nehmen sie Werbung in Kauf. Drei Viertel der Befragten bevorzugen ein soziales Netzwerk, das sich ausschließlich über nicht-personalisierte Werbung finanziert, keine Nutzerdaten verkauft und trotzdem kostenfrei für den Nutzer bleibt.

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Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

Wie informieren sich die Bundesbürger?

Fast drei Viertel der Deutschen informieren sich über das öffentlich-rechtliche Fernsehen zu aktuellen Ereignissen. Gut die Hälfte setzt auf Tages- und Wochenzeitungen oder Radio. 48 Prozent halten sich im Gespräch mit Familie, Freunden und Kollegen auf dem Laufenden.

Jüngere setzen auf Social Media

Gut jeder Vierte (27 Prozent) nutzt Social Media, um über aktuelle Ereignisse Bescheid zu wissen. Facebook ist der mit Abstand am meisten genutzte Social-Media-Kanal, gefolgt von YouTube, WhatsApp und Twitter. Die Jüngeren informieren sich überdurchschnittlich häufig über Social Media und Gespräche im sozialen Umfeld. Die Social-Media-Nutzer beziehen ihre Informationen vor allem über Kanäle der Printmedien, der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender oder von Meinungsbildnern.

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Welchen Medien vertrauen die Deutschen? 

Jeder Vierte – in Ostdeutschland sogar jeder Dritte – misstraut deutschen Medien. Bei einem Drittel ist das Vertrauen in den vergangenen zwei Jahren gesunken. Den größten Vertrauensverlust verbuchen dabei die sozialen Medien. Nur vier von zehn Deutschen vertrauen zumindest einem Social-Media-Kanal. Das Vertrauen in Social Media nimmt mit steigendem Alter deutlich ab. Gründe für das mangelnde Vertrauen sind fehlende Kontrollmechanismen und ein Mangel an Objektivität.

Öffentlich-rechtliche Sender genießen Vertrauen

Besser schneiden öffentlich-rechtliche Sender und Printmedien ab. Diesen Medien vertrauen immerhin noch rund 70 Prozent der Deutschen. Besonders bei Älteren genießen die öffentlich-rechtlichen Sender hohes Vertrauen.

Grafik: Vertrauen in die deutschen Medien und die Entwicklung desselben zwischen 2026 und 2018

Welche Informationsquellen nutzen die Deutschen in Social Media?

Den klassischen Medien vertrauen die Deutschen noch immer mehr. Dort erwarten sie, wahrheitsgemäße Meldungen zu erhalten. Daher verwenden auch 56 Prozent der Befragten Tages- und Wochenzeitungen als Informationskanal – aber nur 27 Prozent Facebook, Twitter und Co. Auch in Social Media ist entscheidend, wer den Inhalt zur Verfügung stellt: 54 Prozent derjenigen, die diesen Kanal für News verwenden, lesen die Beiträge von Zeitungen.

Klassische Medien können diesen Trend noch nicht
monetarisieren

Die Online-Werbeeinnahmen, auch jene von Facebook, Twitter und anderen Netzwerken, steigen zwar kontinuierlich, die klassischen Medien können von diesem Trend bisher aber nur wenig profitieren.
„Klassische Medien nutzen Social Media zur Reichweitensteigerung, gerade die Jüngeren erreichen sie nicht mehr vor dem Fernsehgerät und hinter der Tageszeitung“, sagt Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC Deutschland. „Allerdings gelingt es klassischen Medien noch nicht, diese gewonnene Reichweite auch zu monetarisieren.“

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Wie gehen die Nutzer mit dem Datenschutz um?

Die Hälfte der Deutschen spricht sich gegen die Weitergabe ihrer Daten aus und gibt entsprechend möglichst wenige Daten preis. Vier von zehn Befragten stört die Weitergabe allerdings nicht, solange bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Dabei spielt vor allem die Möglichkeit, das Angebot gratis nutzen zu können, eine wichtige Rolle. Nur jeder Zehnte möchte zumindest wissen, wer welche Daten bekommt.

Lockerer Umgang mit Daten bei den Jüngeren

Die Weitergabe der Daten knüpfen die meisten jedoch an Bedingungen: 23 Prozent wollen zumindest sehr sensible persönliche Daten geschützt wissen, neun Prozent nehmen die Weitergabe bewusst in Kauf, um Gratisangebote zu erhalten und acht Prozent möchten immerhin wissen, wohin die Daten genau gehen. Ein lockerer Umgang mit den eigenen Daten ist vor allem bei den 18- bis 29-Jährigen erkennbar: In dieser Altersgruppe versuchen nur 35 Prozent die Preisgabe ihrer Daten auf ein Minimum zu beschränken. Bei den über 60-Jährigen sind es knapp zwei Drittel.

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„Schlagzeilen um ‚Fake News‘ und Datenmissbrauchsskandale haben das Vertrauen der Deutschen in soziale Medien erschüttert. Dennoch hinterfragen viele Nutzer die Verwendung ihrer Daten deutlich weniger als man aufgrund dessen erwarten würde. Denn insbesondere für ein Social-Media-Angebot wollen die meisten Bundesbürger kein Geld ausgeben.“

Werner Ballhaus,Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC Deutschland

Wie reagieren die Befragten auf Datenmissbrauch?

Fast neun von zehn Befragten sind mit dem Cambridge-Analytica-Vorfall vertraut. Mit steigendem Alter nimmt auch die Bekanntheit zu. Jeder Zweite schiebt die Hauptverantwortung für derartige Vorfälle den sozialen Netzwerken zu. Um Datenmissbrauch vorzubeugen, sind aus Sicht der Deutschen vor allem der Gesetzgeber und jeder einzelne User gefragt.

Vier von zehn Befragten unternehmen auch nach Skandalen nichts

Doch selbst durch Datenskandale wie den Cambridge-Analytica-Vorfall ist die Mehrheit der Deutschen nicht vorsichtiger geworden. 44 Prozent der Nutzer haben zwar auf den Vorfall reagiert: Aber nur sieben Prozent haben ihr Facebook-Profil gelöscht, lediglich 18 Prozent ihre Datenschutzeinstellungen überprüft. Bemerkenswert ist, dass 43 Prozent der Befragten gar nichts unternommen haben.

Grafik: Reaktionen der Befragten auf den Cambridge-Analytica-Datenskandal

Wie sollten sich Social-Media-Anbieter finanzieren?

Bei der Nutzung sozialer Netzwerke ist Kostenfreiheit das oberste Gebot. Fast drei Viertel wünschen sich, dass das Angebot ausschließlich über nicht-personalisierte Werbung und nicht über den Verkauf von Daten finanziert wird. Nur jeder Dritte befürwortet das derzeitige Finanzierungsmodell mit der Weitergabe von Nutzerdaten. 30 Prozent würden eine Alternative begrüßen, bei der die Kosten von der freigegebenen Datenmenge abhängig wären.

Vor allem die Jüngeren wollen nicht für Angebote zahlen

Für die Nutzung zu bezahlen, damit keine Daten verkauft werden, findet hingegen weniger Zuspruch. Der Kostenfaktor spielt vor allem für die 18- bis 29-Jährigen eine Rolle – in dieser Altersgruppe sind nur 39 Prozent dafür. Unter den jungen Deutschen sehen 41 Prozent das optimale Geschäftsmodell darin, dass ihre Daten an andere Unternehmen verkauft werden, damit das soziale Netzwerk weiterhin kostenfrei bleiben kann. 44 Prozent der 30- bis 39-Jährigen stimmen dem zu.

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Werner Ballhaus

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Global Entertainment & Media Sector Leader und Leiter Technologie, Medien, Telekommunikation, PwC Germany

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Gregor Damm

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PwC Communications, PwC Germany

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