2023 lagen die Temperaturen weltweit durchschnittlich 1,43 °C über dem vorindustriellen Niveau. Um die globale Erwärmung bis Ende des Jahrhunderts auf 1,5 °C zu begrenzen, braucht die Weltgemeinschaft einen wahren Quantensprung. Stattdessen verlangsamt sich die fortschreitende Entkopplung von Wirtschaftswachstum und CO₂-Emissionen zunehmend. Wie unser 16. Net Zero Economy Index zeigt, liegt die Dekarbonisierungsrate 2023 mit nur 1,02 % auf dem niedrigsten Niveau seit über einem Jahrzehnt. Um das 1,5-Grad-Ziel aus dem Übereinkommen von Paris noch zu erreichen, wäre eine Dekarbonisierungsrate von 20,4 % pro Jahr notwendig.
„Hitzewellen, Überschwemmungen, Stürme: Die Folgen einer Überschreitung von 1,5 °C sind nicht abstrakt. Sie übersetzen sich in reale Verluste – an Leben, Eigentum und Lebensgrundlagen.“
In der Studie beleuchten wir, wie sich die CO₂-Emissionen der G20-Länder entwickeln, in welchem Verhältnis das BIP zum Energieverbrauch steht und wie viel CO₂ pro Einheit verbrauchter Energie ausgestoßen wird.
Die Weltgemeinschaft kann es sich nicht leisten, in ihren Bemühungen zur Bekämpfung der Klimaerwärmung zu stagnieren. Dennoch erreichte die globale Dekarbonisierungsrate im Jahr 2023 mit nur 1,02 % den tiefsten Stand seit über einem Jahrzehnt. Gleichzeitig wächst der Handlungsbedarf: Während 2023 noch eine Dekarbonisierungsrate von 17,2 % erforderlich war, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, liegt dieser Wert inzwischen bei 20,4 %. Zum Vergleich: Die höchste jemals von einem G20-Land erreichte jährliche Dekarbonisierungsrate betrug 11,08 % (Frankreich, 2014).
Auf der UN-Klimakonferenz in Dubai 2023, kurz COP 28, hatten sich die Vertragsstaaten darauf geeinigt, die globale Kapazität zur Erzeugung erneuerbarer Energien bis 2030 zu verdreifachen sowie die Energieeffizienz zu verdoppeln. Der entsprechende Weg wurde scheinbar eingeschlagen: Die gesamte installierte Kapazität erneuerbarer Energien stieg von 2022 bis 2023 um 14 % auf 3.870 Gigawatt (GW) – erneut ein Rekordanstieg.
Trotz dieses Fortschritts bleiben fossile Brennstoffe die dominierende Energiequelle: Der Verbrauch im letzten Jahr stieg sogar um 1,5 % auf 16.007 GW. Damit droht der weltweit steigende Energiebedarf die Gewinne aus dem Wachstum erneuerbarer Energien zunichtezumachen.
Unsere Studie legt die Kennzahlen für die G20-Staaten offen. Wir vergleichen auch die Dekarbonisierungsraten der entwickelten und weniger entwickelten Nationen. Im Jahr 2023 verringerten die G7-Länder ihren CO₂-Ausstoß um 5,31 %, während die sieben größten Schwellenländer (E7: Brasilien, China, Indien, Indonesien, Mexiko, Russland, Türkei) einen leichten Anstieg von 0,04 % verzeichneten. Das Pariser Klimaabkommen verpflichtet die führenden Industrienationen dazu, bei der Reduzierung der CO₂-Emmissionen voranzugehen und weniger entwickelte Staaten beim Übergang hin zu erneuerbaren Energien zu unterstützen. Die Ergebnisse unserer Studie zeigen: Das Zeitfenster schließt sich – sofortige, anhaltende und gerechte Maßnahmen entscheiden jetzt über eine nachhaltige Zukunft für alle.
Hauptzweck des Net Zero Economy Index ist, die nationale und globale Kohlenstoffintensität (CO2/BIP) zu berechnen und die Änderungsrate zu verfolgen, die wir bis 2050 benötigen, um die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen.
Wir verwenden das IPCC-Kohlenstoffbudget, um zu berechnen, wie stark die Emissionen in Zukunft reduziert werden müssen, und dividieren dieses durch den prognostizierten Anstieg des BIP.
So machen wir sichtbar, wie stark die Emissionen reduziert werden müssen, um das prognostizierte BIP-Wachstum aufrechtzuerhalten, und erhalten vor allem einen besonders Einblick: Welche Anstrengungen braucht es, um die Emissionen vom Wirtschaftswachstum abzukoppeln?
Der Brennstofffaktor zeigt, wie sich der Energiemix eines Landes hin zu erneuerbaren Energiequellen verlagert und kann die Abkehr von den am stärksten emittierenden fossilen Brennstoffen (etwa Kohle) widerspiegeln.
Für jede verbrauchte Energieeinheit setzen die verschiedenen fossilen Brennstoffe unterschiedliche Mengen an CO₂-Emissionen frei. Für jede Einheit Energie, die aus einer erneuerbaren Quelle verbraucht wird, werden die Emissionen auf vernachlässigbar oder Null reduziert, wodurch der Brennstofffaktor gegen Null geht.
Die Energieintensität (Energieeinheit/BIP) misst die Menge der verbrauchten Energie pro Einheit des erzeugten Bruttoinlandsprodukts. Der Wert zeigt, wie viel Energie benötigt wird, um eine bestimmte Menge des BIP zu erwirtschaften. Die Energieintensität wird unter anderem durch folgende Faktoren beeinflusst:
„Die wachsende Energienachfrage übertrifft den Ausbau erneuerbarer Energien bei weitem. Um nachhaltigen Fortschritt zu gewährleisten, müssen wir den Schwerpunkt verstärkt auf Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz sowie auf das Nachfragemanagement legen.“
Gunther Dütsch,Partner, Net-Zero-Transformation im Bereich Nachhaltigkeitsberatung bei PwC DeutschlandNet Zero Economy Index 2024
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Für den Index berechnen wir die nationale und globale Kohlenstoffintensität (CO₂ je Einheit BIP) und verfolgen die auf Basis des IPCC-Kohlenstoffbudgets erforderliche Veränderungsrate, um die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Diese teilen wir dann durch den prognostizierten Anstieg des BIP.
Dabei stützen wir uns auf den Energy Institute’s Statistical Review of World Energy, der den Energieverbrauch pro Brennstoffart je Land und die CO₂-Emissionen basierend auf dem Verbrauch von Öl, Gas und Kohle wiedergibt. Land- und Forstwirtschaft, Emissionen abseits von CO₂ und die Kohlenstoffbindung sind von dieser Analyse ausgeschlossen. Daher können diese Daten nicht direkt mit nationalen Emissionsinventaren verglichen werden. Zu unseren Quellen gehören The Energy Institute, IEA, World Bank, OECD und PwC.
Gunther Dütsch
Partner, Sustainability Services & Climate Change, PwC Germany
Tel.: +49 160 3739019