28 Jun 2018
Obwohl Frauen gleiche oder höhere Qualifikationen wie ihre männlichen Kollegen besitzen, sind die Chefetagen in vielen deutschen Unternehmen immer noch vorwiegend von Männern besetzt. So auch bei Unternehmen der Energiewirtschaft.
Für unsere Untersuchung aus dem April 2018 haben wir die Mitarbeiterstruktur von insgesamt 2.440 Energieunternehmen überprüft. Die Studie hat ergeben: derzeit liegt der Anteil weiblicher Mitarbeiter in leitenden Positionen in der Energiewirtschaft bei 12 Prozent – lediglich zwei Prozentpunkte höher als im Jahr 2014.
Insbesondere auf der Vorstands- und Geschäftsleiterebene sind Frauen nach wie vor selten vertreten. In der Energiebranche wird nur jede vierte Führungsposition von einer Frau bekleidet. Auch bei der Erfüllung der gesetzlich vorgeschriebenen Frauenquote für Aufsichtsräte scheinen deutsche Energieunternehmen noch Aufholbedarf zu haben.
Neben dem Phänomen der sogenannten „Gläsernen Decke“ – eine Umschreibung für den Umstand, dass selbst hochqualifizierte Frauen selten in die Top-Positionen in Unternehmen oder Organisationen gelangen – sind die Aufstiegschancen von Frauen jedoch nicht zuletzt von zahlreichen weiteren Faktoren wie dem Fachgebiet, dem Sektor, der Unternehmensfröße oder der Rechtsform abhängig.
1. Technische- und Produktionsleitung
2. Datenverarbeitung
3. Vertrieb
4. Logistik
5. strategische Unternehmensentwicklung
6. Recht
7. Einkaufsleitung
8. Buchhaltung
9. Werbung/Presse/Marketing
10. HR
1. Politik und Behörden
2. Wissenschaftliche Institute
3. Verbände/Interessenvertretungen
4. Energiewirtschaft
5. Erneuerbare Energien
1. Aktiengesellschaft
2. GmbH
3. Offene Handelsgesellschaft
4. Kommanditgesellschaft
5. Genossenschaft
6. sonstige Rechtsformen
Gerade in den Tätigkeitsfeldern Human Resources und Kommunikation ist der Anteil von Frauen in leitender Funktion kontinuierlich hoch, wohingegen technische Fachbereiche und die Datenverarbeitung weiterhin Männerdomänen sind.
An der Spitze von Behörden und in der Politik im Fachbereich Energie, darunter in Energie- und Umweltministerien, sind Frauen mit 27 Prozent wiederum überdurchschnittlich stark vertreten. Auch der Sektor Erneuerbare Energien verzeichnet eine wachsende Zahl weiblicher Führungskräfte.
Darüber hinaus zeigt sich, dass große Unternehmen und Unternehmen, die als AG eingetragen sind, mehr Frauen in leitenden Positionen beschäftigen als kleinere Unternehmen oder andere Rechtsformen.
Die PwC-Untersuchung belegt, dass noch immer ein deutliches Ungleichgewicht bei der Geschlechterverteilung in Leitungspositionen besteht. Nicole Elert, Fachanwältin für Arbeitsrecht und Leiterin der juristischen Beratung für Energieunternehmen zum Thema Arbeit der PwC Legal AG, sieht vor diesem Hintergrund vor allem die Unternehmen selbst in der Pflicht: Unternehmen müssten kontinuierlich die eigene Attraktivität als Arbeitgeber für Frauen – aber nicht zuletzt für beide Geschlechter – aktiv und selbstkritisch hinterfragen.
„Unternehmen der Energiewirtschaft müssen stärker in die gezielte Förderung von weiblichen Führungskräften investieren und ihre Arbeitgeberattraktivität in dieser Hinsicht prüfen. Das empfiehlt sich nicht zuletzt auch mit Blick auf den Fachkräftemangel.“
Doch es gibt auch Unternehmen, die sich bereits aktiv für die Stärkung von Frauen in Führungspositionen, mitunter über spezielle Frauen-Fördernetzwerke, einsetzen. In der Energiewirtschaft fördern inzwischen 16 Netzwerke nicht nur den gegenseitigen Austausch und den Ausbau von Geschäftsbeziehungen untereinander, sondern haben sich zum Ziel gesetzt, die Karrieremöglichkeiten für Frauen insgesamt zu verbessern.
Auch das 2010 gegründete PwC-Netzwerk „women&energy“ begleitet und unterstützt die Karrieren weiblicher Führungskräfte in der Energiewirtschaft.