Healthcare-Barometer 2022 zum Schwerpunkt Klimawandel

PwC-Studie 2022: Die Klimakrise entwickelt sich zum Gesundheitsrisiko

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Roland Werner - PwC

Roland Werner
Leiter Gesundheitswirtschaft & Pharma bei PwC Deutschland
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Wenn das Klima zum Notfallpatienten wird

Der Gesundheitssektor trägt mit 4,4 Prozent zu den weltweiten CO2-Emissionen bei – mehr als die Schifffahrt oder der Flugverkehr. Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Pharmakonzerne, Hersteller von Medizintechnik und weitere Unternehmen des Gesundheitswesens sind damit wesentliche Treiber des Klimawandels. Die Gesundheitsbranche steht daher vor der Herausforderung, ihren ökologischen Fußabdruck zu senken. Denn die Folgen des Klimawandels – insbesondere Hitzewellen und Luftverschmutzung – haben Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Den Bürger:innen sind diese Zusammenhänge bislang kaum bewusst. Sie unterschätzen deutlich, wie hoch die Emissionen aus dem Gesundheitssektor sind. Das zeigt das „Healthcare-Barometer 2022“, für das PwC zum achten Mal in Folge 1.000 Bürger:innen befragt hat. Im Schwerpunkt der Studie zum Thema Nachhaltigkeit lesen Sie, warum Klimaschutz immer auch Gesundheitsschutz ist und wie die Deutschen dazu stehen.

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Healthcare-Barometer 2022 zum Schwerpunkt Klimawandel

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Die Studie im Überblick

Das Gesundheitswesen ist als Klimasünder nicht im Blick

Der globale Gesundheitssektor trägt wesentlich zur Klimakrise bei, beispielsweise durch seinen Energieverbrauch, durch Transporte oder Narkosegase. Wäre das Gesundheitswesen ein Land, würde es als der fünftgrößte Emittent von Treibhausgasen gelten – nach China, den USA, Indien und Russland, wie die Nichtregierungsorganisation „Health Care Without Harm“ ermittelt hat. Den Deutschen ist das nicht klar, sie halten andere Branchen für die großen Klimasünder. So wissen lediglich 13 Prozent der Bürger:innen, dass das Gesundheitswesen mehr Schadstoffemissionen verursacht als die Schifffahrt oder der Flugverkehr. 49 Prozent sehen irrtümlich die Schifffahrt vorne, 38 Prozent den Flugverkehr.

Der Klimawandel belastet die Gesundheit

Umwelt und Gesundheit sind zwei Seiten einer Medaille. Der Klimawandel hat gravierende Folgen für die menschliche Gesundheit. Extremwettererscheinungen wie Hitzewellen, Stürme und Hochwasser können Menschen sowohl physisch als auch psychisch belasten. Hinzu kommen indirekte Auswirkungen des Klimawandels, etwa die Zunahme von Allergien und Infektionskrankheiten durch veränderte Ökosysteme. Dass der Klimawandel mit gesundheitlichen Folgen einhergeht, ist den Bürger:innen durchaus bewusst: Lediglich 13 Prozent glauben, dass er keine gesundheitlichen Auswirkungen hat. Für die größte Gefahr halten die Deutschen Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Hitzewellen (55 Prozent), gefolgt von Atemwegserkrankungen durch Luftverschmutzung (46 Prozent) und eine stärkere Gefahr von Allergien durch veränderten Pollenflug (44 Prozent).

Höchste Priorität: das Senken des Energieverbrauchs

Wenn es um den Klimaschutz im Gesundheitswesen geht, haben die Deutschen klare Vorstellungen: Jede zweite Bürgerin, jeder zweite Bürger wünscht sich, dass die Gesundheitsbranche ihren Energieverbrauch senkt. Gerade Krankenhäuser haben einen enormen Energieverbrauch – entsprechend hoch ist auch ihr Einsparpotenzial. Nach Berechnungen der Stiftung viamedica am Universitätsklinikum Freiburg könnten in einem großen Krankenhaus (mit einem angenommenen Jahresbudget von rund 500 Millionen Euro) jährlich 30 Prozent Energie- und Wasserkosten und damit drei Millionen Euro eingespart werden. Dazu bedarf es auch einer höheren Gebäude-Effizienz, in die nach Einschätzung von 48 Prozent der Studienteilnehmer:innen stärker investiert werden sollte. An dritter Stelle steht aus ihrer Sicht die Förderung von erneuerbaren Energien, wie 43 Prozent bestätigen.

Interview: „Klimaschutz ist Gesundheitsschutz“

Der Klimawandel bedroht die menschliche Gesundheit. Zu den Treibern der Klimakrise zählt ausgerechnet das Gesundheitswesen, das eigentlich für das Wohlergehen von Menschen sorgen soll.

Zum Interview

Nur vier von zehn Deutschen wissen um Richtlinien zum Klimaschutz

Das Thema Klimaschutz steht längst auf der Agenda vieler Einrichtungen des deutschen Gesundheitswesens. So schließen sich 250 Krankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen beispielsweise zur Initiative „KLIK green: Krankenhaus trifft Klimaschutz“ zusammen. Krankenhäuser unterliegen aber ebenso strengen EU-Richtlinien zum Klimaschutz. Das ist allerdings nur einer Minderheit der Deutschen bekannt: 38 Prozent haben davon gehört, 62 Prozent wissen davon nichts.

Jüngere Menschen besser über Klima informiert

Das deutsche Gesundheitswesen ist für 5,2 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich, wie die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) ermittelt hat. In diese Zahl ist der Exportanteil, zum Beispiel durch die Medizintechnik, noch nicht eingerechnet. Über den Beitrag zu schädlichen Emissionen aus dem Gesundheitssektor herrscht unter den Deutschen große Unsicherheit – lediglich 37 Prozent der Befragten liegen mit ihrer Einschätzung (annähernd) richtig. Überraschend ist, dass gerade jüngere Zielgruppen zu diesem Thema gut informiert sind: Immerhin schätzen 49 Prozent der 18- bis 34-Jährigen den CO2-Ausstoß realistisch ein, aber nur 32 Prozent der über 55-Jährigen. In diesem Punkt macht sich offenbar bemerkbar, dass jüngere Menschen sich intensiver mit den Folgen des Klimawandels beschäftigen, weil sie auch stärker betroffen sein werden.

„Der Gesundheitssektor, der häufig als nachhaltig per se betrachtet wird, ist dies in keinem Fall. Seien es Energie- oder Wasserverbrauch oder die nicht unerheblichen Abfallmengen, das deutsche Gesundheitswesen ist alles andere als gut gerüstet für die Zukunftsziele. Deshalb ist es dringend notwendig, dass die Gesundheitsbranche Anreize erhält, energie- und ressourcenschonender zu arbeiten. Ein erster Ansatz könnte eine neue Krankenhausfinanzierung sein, die keine Anreize bietet, immer mehr Fälle zu generieren.“

Michael Burkhart,bis Juli 2023 Leiter Gesundheitswirtschaft bei PwC Deutschland

Fazit

Die deutsche Gesundheitsbranche hat mit 5,2 Prozent an CO2-Emissionen erheblichen Anteil an der Klimakrise und steht vor der dringenden Aufgabe, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Diese Mitverantwortung des Gesundheitssektors an der Klimakrise ist der breiten Bevölkerung allerdings nicht bekannt und muss noch stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit geraten – auch damit sich etwas verändert und der gesellschaftliche Druck wächst. Durch mehr Energie- und Ressourceneffizienz könnte der Gesundheitssektor klimafreundlicher arbeiten und so die gesundheitlichen Folgen der Klimakrise abmildern. Zahlreiche Initiativen haben sich dazu in Deutschland bereits gegründet, etwa im Krankenhaussektor, der sich durch einen besonders hohen Energieverbrauch auszeichnet. Dazu zählen beispielsweise die Initiativen „KLIK Green“ und „Green Hospital PLUS“ in Bayern oder das Gütesiegel „Energie sparendes Krankenhaus“.

„Es ist keinesfalls übertrieben, wenn die Erderwärmung als größte Herausforderung für die globale Gesundheit des 21. Jahrhunderts bezeichnet wird. Die Folgen für die physische und psychische Gesundheit von Menschen weltweit sind enorm. Wir brauchen daher dringend Strategien – national wie weltweit – für eine klimafreundliche und -gerechte Gesundheitsversorgung.“

Die Methodik

Für die Studie wurden 1.000 Deutsche (Mindestalter: 18 Jahre) im Erhebungszeitraum Dezember 2021 befragt. Die Studie ist bevölkerungsrepräsentativ. Ergebnisse sind auf ganze Zahlen gerundet.

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