16 Februar, 2023
69 Prozent der Gründer:innen sind mit dem baden-württembergischen Startup-Ökosystem zufrieden / Startups tun sich schwer bei Finanzierung und Personalsuche / Nur ein Drittel erhält Unterstützung durch Hochschulen / Zahl der Gründerinnen nimmt zu
Stuttgart, 16. Februar 2023
Berlin und München gelten als deutsche Startup-Hochburgen, aber auch in viele baden-württembergischen Städten, darunter Stuttgart, Mannheim, Karlsruhe oder Heidelberg finden Entrepreneure gute Bedingungen für eine Unternehmensgründung: So bewerten sieben von zehn Startups aus Baden-Württemberg das regionale Ökosystem mit gut oder sehr gut. Im Bundesvergleich schneidet der Südwesten insbesondere bei den wirtschaftspolitischen Initiativen und der Verfügbarkeit von bezahlbaren Büroimmobilien gut ab. Schwächen zeigen sich in puncto Personal und Kapital.
„Baden-Württemberg hat die Startup-Förderung in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut, etwa durch die landesweite Kampagne Startup BW, die verschiedene Maßnahmen zur Finanzierung und Förderung von Startups bündelt. Und diese Initiativen zeigen Wirkung: Heute verfügt das Bundesland über ein funktionierendes und breit aufgestelltes Startup-Ökosystem.“
So sind laut Studie 69 Prozent der Startups im Land mit den Bedingungen vor Ort zufrieden – das ist eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu den Vorjahren (2020: 61 Prozent, 2021: 64 Prozent).
Allerdings hat die Neugründungsdynamik in den beiden vergangenen Jahren an Schwung verloren. Nur 35 Prozent der Startups aus der Region wurden in den Jahren 2021 und 2022 gegründet; bundesweit liegt dieser Anteil bei 42 Prozent. Eine wichtige Stellschraube hierfür ist die Finanzierung, mit der sich die Startups aus der Region vergleichsweise schwertun: Nur gut ein Viertel der baden-württembergischen Gründer:innen ist mit dem Zugang zu Kapital und Investitionen zufrieden. Kein Wunder, denn 57 Prozent haben noch keinerlei externes Geld aufgenommen (bundesweit 43 Prozent) – und wenn, dann vergleichsweise niedrige Summen: Die Höhe der externen Finanzierung liegt in Baden-Württemberg mit 1,4 Millionen Euro weit unter dem deutschlandweiten Schnitt von 6,4 Millionen Euro.
„Externes Kapital ist eine überaus wichtige Wachstumsressource für Startups. Insofern sehe ich hier nach wie vor Nachholbedarf für das baden-württembergische Ökosystem.“
Dieses Manko zeigt sich in allen Phasen des Finanzierungskreislaufs: So nutzen nur 34 Prozent der baden-württembergischen, aber 47 Prozent der bundesweiten Gründer:innen Frühphasenfinanzierung wie staatliche Fördermittel. Dabei spielen diese für die Gründungsdynamik eine besonders wichtige Rolle.
Viel Potenzial liegt sicherlich in einer stärkeren Aktivierung erfahrener Unternehmer:innen als Business Angel. In Baden-Württemberg nutzen nur 17 Prozent der Gründer:innen diese Ressource, bundesweit sind es 31 Prozent. Ähnlich sieht es beim Thema Wagniskapital aus: Nur sieben Prozent der Gründenden aus der Region setzen auf Venture Capital, deutschlandweit sind es 19 Prozent. Auf der anderen Seite sind innovative Finanzierungsquellen in Baden-Württemberg allerdings auch seltener erwünscht: Nur jeweils ein Drittel der Befragten strebt den Zugang zu Business Angel oder Wagniskapital an. Bundesweit ist es fast jedes zweite Startup.
Ein Grund dafür könnte sein, dass Unternehmen zwischen Mannheim, Stuttgart und Konstanz häufiger mit eigenem Kapital ausgestattet, weniger ambitionierte Wachstumspläne hegen und dadurch einen geringeren Finanzierungsbedarf aufweisen. Auf letzteres deutet ein Ergebnis der Umfrage hin: Annähernd die Hälfte strebt keinen Exit an; im Rest der Republik liegt dieser Anteil sogar nur bei 39 Prozent.
„Wenn Gründer:innen sich den Exit als Ziel vornehmen, ist ihre Strategie in der Regel auf starkes Wachstum ausgerichtet. Das nehmen auch Investor:innen wahr und machen ihre Finanzierungsentscheidungen unter anderem davon abhängig.“
Um zu wachsen, brauchen die Gründer:innen nicht nur Kapital, sondern auch kluge Köpfe. Allerdings wird der Fachkräftemangel im Südwesten Deutschlands immer mehr zum Problem: Der Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal vor Ort geben nur 43 Prozent gute Noten (bundesweit 49 Prozent). Und ein gutes Drittel (36 Prozent) sieht in der Personalplanung und -rekrutierung eine der größten Herausforderungen, vor der sie aktuell stehen (Vorjahr 27 Prozent).
Mit durchschnittlich sieben Mitarbeitenden liegen die Startups im Land weit unter dem Bundesschnitt von 18 Beschäftigten. Immerhin planen 92 Prozent der baden-württembergischen Startups mit Neueinstellungen. Im Schnitt sollen vier Personen dazukommen. Damit wird die Schere allerdings noch größer, denn im bundesweiten Schnitt wollen Startups neun Nachwuchskräfte rekrutieren.
Verbesserungsbedarf besteht im Südwesten auch beim Schulterschluss mit der Wissenschaft: Der Anteil der von Hochschulen unterstützten Startups liegt mit 33 Prozent deutlich unter dem Bundesschnitt von 53 Prozent.
„Somit bleiben gerade in Baden-Württemberg mit seinen vielen forschungsstarken Hochschulen Potenziale für Innovation ungenutzt. Umso wichtiger ist es, die Entrepreneurship-Angebote für Studierende, aber auch für Wissenschaftler:innen zu stärken – und zwar fächerübergreifend.“
PwC hat den 10. Deutschen Startup Monitor (DSM) gemeinsam mit dem Bundesverband Deutsche Startups e. V. und dem akademischen Partner netSTART erstellt. An der Studie haben sich knapp 2.000 deutsche Startups beteiligt, davon 220 mit Sitz in Baden-Württemberg.
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