Hohe Mieten in München: Sechs von zehn Beschäftigten denken über Jobwechsel nach

01 Dezember, 2022

Neun von zehn Berufstätigen fühlen sich im Großraum München wohl / Zwei Drittel hadern jedoch mit hohen Mieten und knappem Wohnraumangebot – mit weitreichenden Folgen für den Arbeitsmarkt: 86 Prozent sehen Probleme auf Firmen zukommen, Mitarbeiter:innen zu finden und zu halten / Jede:r Sechste hat bereits gekündigt

München, 01. Dezember 2022

In einem Ranking liegt München immer unangefochten an der Spitze: In der bayerischen Hauptstadt sind die Miet- und Immobilienpreise deutschlandweit am höchsten. In München eine bezahlbare Bleibe zu finden, ist oft Glückssache – und das hat Folgen für den Arbeitsmarkt in der Region: Fast 60 Prozent der Beschäftigten aus dem Großraum München haben ihren Job bereits einmal aufgrund zu hoher Mieten an den Nagel gehängt oder zumindest über einen Jobwechsel nachgedacht. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Befragung unter 400 Berufstätigen zwischen 18 und 65 Jahren im Großraum München im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC.

Leichte Entspannung auf dem Wohnungsmarkt

München und Umland stehen nicht nur für teure Mieten, sondern auch für eine hohe Lebensqualität: Neun von zehn Berufstätigen (89 Prozent) fühlen sich hier wohl. Frust herrscht in der Region um die bayerische Hauptstadt aber über die Lage auf dem Wohn- und Immobilienmarkt: Mehr als zwei Drittel der Befragten sind mit den Mietpreisen, dem knappen Wohnraumangebot und den hohen Kosten für Wohneigentum unzufrieden. Immerhin deutet sich eine leichte Entspannung auf dem Münchner Wohnungs- und Immobilienmarkt an: Während 2020 nur neun Prozent die Kosten für Wohneigentum für vertretbar hielten, sind es aktuell 26 Prozent. Auch bei der Zufriedenheit mit den Mietpreisen deutet sich in der Befragung eine Verbesserung von sieben Prozent (2020) auf 24 Prozent im Jahr 2022 an. Von einer echten Entspannung kann man nach Ansicht von Dietmar Eglauer, Standortleiter bei PwC in München, allerdings nicht sprechen, vor allem im Mietmarkt.

„In diesem Sommer sind die Immobilienpreise in München erstmals seit Jahren wieder gesunken, weil die Nachfrage nach Eigentum wegen der steigenden Zinsen für Baukredite zurückgeht. Angesichts der Inflation und drohenden Rezession können oder wollen sich immer weniger Menschen Wohneigentum leisten. Das führt allerdings dazu, dass potenzielle Käufer in den Mietmarkt einsteigen, die Nachfrage nach Mietwohnungen zunimmt und die Mietpreise weiter anziehen, auch wenn sich der Anstieg zuletzt etwas verlangsamt hat.“

Dietmar Eglauer,Standortleiter bei PwC in München

Jede:r Zweite gibt den Gutverdienenden eine (Mit-) Schuld an der Lage

Die Ursache, wieso es zu wenig bezahlbaren Wohnraum gibt, sehen die Befragten primär im Zuzug von Gutverdienenden und vermögenden Ausländer:innen (46 Prozent). Bei der Befragung vor zwei Jahren gaben die Münchner:innen in erster Linie der Politik (68 Prozent) und der öffentlichen Hand (63 Prozent), die sich zu wenig um den sozialen Wohnungsbau kümmere, die Schuld an der prekären Lage. Heute sagen dies nur noch 41 bzw. 39 Prozent der Befragten.

Die Gründe für diesen Sinneswandel sieht Dietmar Eglauer auch in der engagierten Wohnungsbaupolitik der Stadt.

„München setzt sich seit Jahren für mehr bezahlbaren Wohnraum ein. So hat die Stadt gerade ihr wohnungspolitisches Programm für den Zeitraum 2023 bis 2028 fortgeschrieben und das Finanzvolumen im Vergleich zur vorherigen Periode auf zwei Milliarden Euro mehr als verdoppelt.“

Dietmar Eglauer,Standortleiter bei PwC in München

Ein Beispiel für ein gelungenes Projekt im Kampf um mehr bezahlbaren Wohnraum in der bayerischen Hauptstadt ist das Wohnhaus am Dantebad: Dort wurde innerhalb eines Jahres auf einem Parkplatz ein Wohngebäude auf Stelzen errichtet, in dem nun günstige Wohnungen mit reduziertem Standard vermietet werden.

Wohnungsnot verschärft den Fachkräftemangel

„Es braucht noch viel mehr solcher Projekte, damit sich auch Menschen mit mittleren und niedrigen Einkommen das Leben im Großraum München leisten können. Denn die Wohnungssituation birgt nicht nur gesellschaftlichen Sprengstoff, sondern hat auch negative Folgen für den Arbeitsmarkt und kann den Fachkräftemangel in der Region verschärfen.“

Dietmar Eglauer,Standortleiter bei PwC in München

Laut Umfrage wird es wegen der Miet- und Wohnraumsituation für Unternehmen immer schwerer, Fachkräfte zu finden und in der Region zu halten: 86 Prozent sehen deshalb Probleme auf Arbeitgeber zukommen. Denn es besteht durchaus die Gefahr, dass sich die bestehende Belegschaft nach neuen Jobs in einer Region, in der Mieten und Wohneigentum günstiger sind, umschaut. So geben 16 Prozent an, dass sie den Job schon einmal aufgrund zu hoher Mieten gekündigt haben. Das sind gut doppelt so viele wie 2020 (sieben Prozent). Und immer mehr Menschen ziehen einen Job-Wechsel in Betracht: Bei der aktuellen Befragung sind es 43 Prozent (2020: 33 Prozent), unter den 18- bis 34-Jährigen sogar 55 Prozent. Bei einer kräftigen Ausgabensteigerung – die für viele Mieter:innen aufgrund der stark steigenden Nebenkosten vermutlich ansteht – würden laut Umfrage sogar 68 Prozent über einen Arbeitsplatzwechsel nachdenken.

Unternehmen in der Pflicht, ihre Angestellten zu unterstützen

Bei den Bemühungen um mehr bezahlbaren Wohnraum sehen die Münchner:innen aber auch die Arbeitgeber in der Pflicht: 85 Prozent sprechen sich für Mietzuschüsse aus, 83 Prozent halten Betriebswohnungen für eine gute Idee und 80 Prozent plädieren für die Übernahme der Fahrtkosten durch die Arbeitgeber. Ein verstärktes Angebot an Remote-Work und die Finanzierung einer Homeoffice-Ausstattung halten 79 bzw. 78 Prozent der Berufstätigen für geeignete Maßnahmen, um Fachkräfte trotz hoher Mieten im Großraum München zu halten. Mit Blick auf die Arbeit vom heimischen Schreibtisch klafft allerdings noch eine Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit: 69 Prozent der Beschäftigten, deren Arbeit grundsätzlich aus dem Homeoffice möglich ist, wünschen sich flexible Regelungen ohne Abstimmung und Anwesenheitspflicht. Aber nur jedes zweite Unternehmen bietet ihnen diese Möglichkeit.

Laut Dietmar Eglauer aus München sind großzügige Homeoffice-Angebote zwar wichtig und zeitgemäß, aber ausreichend sei das nicht.

„Für viele Beschäftigte ist das gar keine Option, weil sie als Pfleger:in, Handwerker:in, in Industrie, Einzelhandel oder der Gastronomie tätig sind. Ein weiterer Anstieg der Mieten könnte dazu führen, dass sich diese Berufsgruppen, die derzeit ohnehin händeringend gesucht werden, Arbeitsplätze außerhalb der Städte suchen.“

Dietmar Eglauer,Standortleiter bei PwC in München

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Corinna Freudig

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