Wirtschaftskriminalität: Zunehmende Bedrohung durch externe Tätergruppen

PwC-Studie 2022: Global Economic Crime and Fraud Survey

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Wirtschaftskriminalität – Risikolandschaft ist komplex wie nie

Unternehmen haben es derzeit besonders schwer, sich vor Wirtschaftskriminalität zu schützen. Denn der zunehmende geopolitische, finanzielle, ökologische und gesellschaftliche Druck macht die Risikolandschaft komplex wie nie. 46 Prozent der weltweit befragten Unternehmen gaben in unserer Studie an, in den vergangenen 24 Monaten mit Betrug, Korruption oder anderen Wirtschaftsdelikten konfrontiert gewesen zu sein.

Am stärksten betroffen ist die Technologie-Branche: Fast zwei Drittel der Unternehmen aus den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation sind in den vergangenen zwei Jahren Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden.

Es gibt aber auch gute Nachrichten:

Der Anteil an Unternehmen, die von wirtschaftskriminellen Handlungen betroffen sind, ist seit 2020 nicht gestiegen. In Deutschland sank die Zahl im Vergleich zu 2020 von 48 Prozent auf 40 Prozent.

Die Studie im Überblick

Altbekannte und neue Bedrohungen

Cyberkriminalität ist für die weltweit befragten Unternehmen der häufigst erlebte Fall von Wirtschaftskriminalität aus den vergangenen zwei Jahren. Das liegt auch am zunehmenden Einfluss von Hackern. Diese machen gut ein Drittel der externen Täter:innen aus. Vor allem schafft die zunehmende Verbreitung digitaler Plattformen im Internet, etwa in den Bereichen Social Media, Dienstleistungen und E-Commerce, eine Vielzahl neuer Risiken: Vier von zehn Unternehmen haben einen Angriff in Form von Plattformbetrug erlebt.

Infografik zur Global Economic Crime and Fraud Survey

Im Kommen: Betrug in der Lieferkette und in der Nachhaltigkeitsberichterstattung

Neben Plattformbetrug gibt es zwei weitere Gefahren, die das Potenzial haben, künftig große Schäden anzurichten: Betrug in der Lieferkette und in der ESG-Berichterstattung (engl. Environment, Social and Governance, kurz ESG). In einem von acht Unternehmen kam es infolge der durch COVID-19 verursachten Störungen zu neuen betrügerischen Aktivitäten im Kontext der Lieferkette, und jedes fünfte Unternehmen sieht in Folge der Pandemie ein erhöhtes Risiko für solche Vorkommnisse. Trotzdem haben lediglich 19 Prozent der befragten deutschen Unternehmen eine verantwortliche Person für das Management von Risiken in der Lieferkette definiert. 

Herausfordernd: Deutsche Unternehmen fühlen sich nicht optimal aufgestellt für ESG-Berichterstattung

Bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung liegt das Risiko vor allem in manipulierten Ergebnissen und darin, dass die dokumentierten Fortschritte nicht mehr wahrheitsgemäß sind. Ein Thema, das auch die deutsche Wirtschaft bewegt: Für deutsche Unternehmen aller Branchen – mit Ausnahme von Financial Services – ist es besonders herausfordernd, ESG-Kennzahlen innerhalb der Organisation genau zu überwachen oder zu berichten (52 Prozent). 

48 Prozent der in Deutschland befragten Unternehmen geben als größte Herausforderung außerdem an, dass ESG-Ziele in ihrem Unternehmen noch fehlen. Für 45 Prozent ist es die Unfähigkeit, Fehlverhalten im Zusammenhang mit ESG-Risiken zu verhindern oder aufzudecken. Bisher verzeichneten weltweit zwar nur acht Prozent der in den vergangenen zwei Jahren von Wirtschaftskriminalität betroffenen Unternehmen einen Betrug bei der ESG-Berichterstattung. Aber:

„Da ESG für die Stakeholder immer wichtiger wird, kann der Anreiz für Wirtschaftsdelikte im Zuge der Nachhaltigkeitsberichterstattung zunehmen.“

Claudia Nestler,Partnerin, Forensic Services bei PwC Deutschland

Zahlungsbetrug in der Lieferkette erfordert ganzheitliche Kontrollen

Zahlungsbetrug in der Lieferkette wird häufiger. Hacker kombinieren dabei zunehmend Methoden der Cyber- und Finanzkriminalität, was ihre Angriffe immer raffinierter und erfolgreicher macht. Lesen Sie hier, wie Unternehmen Risiken durch Betrug in der Lieferkette gezielt entgegenwirken können und wie interne Kontrollsystem dafür optimiert werden können.

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Neue Bedrohungen erfordern neue Schutzmaßnahmen

Die Studie zeigt auch: Die Bedrohungen durch externe Tätergruppen wie Hacker nehmen insgesamt zu und werden immer stärker und effektiver. Fast 70 Prozent der von Wirtschaftskriminalität betroffenen Unternehmen weltweit gaben an, dass ihr gravierendster Vorfall entweder ausschließlich auf externe Tätergruppen oder eine gemischte Gruppe aus externen und internen Täter:innen zurückzuführen ist. 

Infografik zur Global Economic Crime and Fraud Survey

Drei Wege, mit denen Sie Ihr Unternehmen gegen Wirtschaftskriminalität schützen können

1. Den Produktlebenszyklus betrachten

Betrachten Sie den gesamten Lebenszyklus Ihrer Produkte: Finden Sie heraus, wo es Möglichkeiten für Täter:innen gibt, dem Unternehmen einen finanziellen oder straf- und sanktionsrechtlichen Schaden oder einen Reputationsschaden zuzufügen. Wie könnte es zu einem Betrugsfall kommen, was wäre nötig, um ihn zu verhindern, und welche Art von Reaktion ist dann erforderlich?

2. Auf die Balance achten

Sorgen Sie für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Benutzerfreundlichkeit und Betrugskontrolle. Um Kanäle für Kunden vor Betrug zu schützen, müssen Sie die Balance zwischen einer positiven Nutzererfahrung und dem Erkennen und Verhindern von Betrug sicherstellen. Das Ziel, die Zahl der falsch-positiven Meldungen zu verringern und gleichzeitig weiterhin echte Betrugsfälle zu erkennen, lässt sich durch eine Kombination aus Technologien, Strategien und Prozessen zur Betrugserkennung erreichen.

3. Daten smart verwalten

Oft kommen Betrugssignale aus verschiedenen, nicht miteinander verbundenen Systemen und lassen sich nur durch eine stichprobenartige, manuelle Prüfung erkennen. Es ist überaus wichtig, dass Sie Betrugsindikatoren in einer zentralisierten Plattform zusammenführen, die die Account-Aktivitäten verfolgt und aussagekräftige Warnmeldungen erzeugen kann.

„Unternehmen setzen aktuell oft auf interne Kontrollen, Technologien und Meldeverfahren. Diese Werkzeuge greifen bei externen Angriffen natürlich nicht. Unternehmen müssen daher kreativer denken.“

Arndt Engelmann,Partner, Forensic Services bei PwC Deutschland

Die Methodik

Der „Global Economic Crime and Fraud Survey“ von PwC untersucht seit über zwei Jahrzehnten die globalen Risiken von Wirtschaftskriminalität. Im Rahmen der Befragung 2022 wurden 1.296 Teilnehmer:innen aus 53 Ländern zur aktuellen Bedrohungslage, den Kosten von Betrugsfällen und möglichen Abwehrmaßnahmen befragt. 61 Prozent der Befragten gehören der C-Suite an; in Deutschland liegt die Quote bei 83 Prozent von 58 Teilnehmer:innen. 39 Prozent der befragten Unternehmen haben einen Jahresumsatz von über einer Mrd. US-Dollar und 65 Prozent von über 100 Mio. US-Dollar.

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