Wie die EU-Richtlinie die Wertschöpfung in Unternehmen verändert

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und ihre Folgen

Frau mit Laptop und Mann: Lockeres Meeting auf dem Boden
  • Artikel
  • 12 Minuten Lesezeit

Wie wird Ihr Unternehmen in einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Welt Wert schaffen? Aktuell diskutieren viele Unternehmenschefs Netto-Null-Ziele und Dekarbonisierungspfade; sie entwickeln grüne Produkte und Dienstleistungen und einige Industrien engagieren sich in Projekten zur Kreislaufwirtschaft. Aber noch zu wenige Unternehmen richten ihr Portfolio, ihre Angebote und Fähigkeiten bereits komplett auf die Chancen aus, die sich durch eine Fokussierung auf Nachhaltigkeit ergeben. Und nur eine Minderheit stellt bereits heute klare strategische Weichen, um die Risiken zu vermeiden, die sich aus ökologischen und sozialen Missständen wie dem Klimawandel und der wirtschaftlichen Ungleichheit ergeben.

Das könnte sich jedoch bald ändern. In naher Zukunft dürften sich immer mehr CEOs dazu entschließen, sich intensiv mit den strategischen und finanziellen Auswirkungen von Nachhaltigkeit zu befassen. Der Grund ist ein neuer Berichtsstandard der Europäischen Union: die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, die sogenannte Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Diese hat das Potenzial, die Agenda für Wertschöpfung in Unternehmen komplett umzukrempeln.

Vier strategische Veränderungen

  • Bei der CSRD geht es nicht nur um die Offenlegung von Informationen. Führungskräfte sollten die Vorgabe auch nutzen, um Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt ihrer Strategie zu rücken.
  • Im Rahmen dieser Strategie verlangt die CSRD auch, dass sich Vorstände mit den Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft auseinandersetzen.
  • Die Richtlinie und die zugrundeliegenden Standards (ESRS) zielen darauf ab, Veränderungen im Geschäftsverhalten anzustoßen. Sie verpflichten Führungskräfte, Nachhaltigkeitsthemen wie Klimawandel, Verlust der Biodiversität und Menschenrechte zu analysieren, gesetzte Ziele transparent zu machen und die Zielerreichung zu messen.
  • Die PwC-Expert:innen empfehlen Unternehmen, ihre Strategien für den Umgang mit Nachhaltigkeits- und Finanzleistung offenzulegen, sofern sie welche haben. Hierfür müssen nicht nur entscheidungsrelevante Prozesse aufgesetzt werden, sondern es bedarf auch Daten zur Nachhaltigkeit, die so verlässlich und glaubwürdig sind wie Finanzdaten.

Ihre Expertin für Fragen

Nicolette Behncke
Partnerin, Nachhaltigkeitsberatung bei PwC Deutschland
Tel.: +49 171 7640004
E-Mail

Wer die CSRD konsequent umsetzt, gewinnt – in vielerlei Hinsicht

Wenn Führungskräfte sich dazu entscheiden, die Richtlinie als bloße Formalie abzuhaken, werden sie wahrscheinlich Gewinneinbußen in Kauf nehmen müssen. Schlimmer noch: Der Wert ihres Unternehmens könnte erodieren, wenn Investor:innen erkennen, dass die Unternehmensstrategie die Risiken und Chancen von Nachhaltigkeit nicht berücksichtigt.

In einer aktuellen PwC-Umfrage sprach sich eine deutliche Mehrheit der Investor:innen dafür aus, dass Unternehmen Informationen wie den Einfluss von Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen auf ihr Geschäftsmodell sowie ihren Impact auf Umwelt und Gesellschaft ausweisen.

Auf der anderen Seite können Führungskräfte, die die Logik der CSRD richtig anwenden, besser verstehen, wie sich Nachhaltigkeitsfaktoren auf ihre Wertschöpfung auswirken, und damit auch bessere finanzielle Ergebnisse erzielen.

Damit letzteres gelingt, müssen Unternehmen vier grundlegende Veränderungen anstoßen:

  1. Das Thema Nachhaltigkeit noch konsequenter in die Strategie integrieren,
  2. sich über das Ausmaß des Impacts auf Umwelt und Gesellschaft bewusst sein,
  3. die Entscheidungsfindungsprozesse verbessern und
  4. verlässliche, glaubwürdige Nachhaltigkeitsdaten erheben.

Die Richtlinie auf einen Blick

Fluss von oben

Webcastreihe – On track with CSRD

CSRD im Fokus: Bei der Corporate Sustainability Reporting Directive geht es nicht nur um die Offenlegung von Informationen, sondern auch darum Nachhaltigkeit ganzheitlich zu betrachten. Denn: Die Richtlinie erfordert neben der Erhebung der Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft, dass Nachhaltigkeitsthemen wie Klimawandel, Verlust der Biodiversität und Menschenrechte analysiert, gesetzte Ziele transparent gemacht und gemessen werden. Aber wie gelingt das in der Praxis? Finden Sie es in unserer aktuellen Webcastreihe heraus! In den monatlich stattfindenden Veranstaltungen begleiten unsere Expert:innen Sie auf Ihrer CSRD-Reise und stellen wissenswerte Insights aus bisherigen Umsetzungsprojekten vor.

Jetzt anmelden Zu allen bisherigen Aufzeichnungen

Veränderte Berichtspflichten durch EU-Omnibus-Initiative

Die EU-Kommission plant, die Nachhaltigkeitsberichtspflichten 2025 zu reduzieren. Unternehmen müssen ihre nächsten Schritte daher jetzt sorgfältig planen.

Mehr erfahren

Vier Veränderungen für Unternehmen

Auf dem Weg zu einer Geschäftsstrategie, die Chancen und Risiken der Nachhaltigkeit integriert

Die wichtigste Anforderung, die sich aus der CSRD ergibt: Führungskräfte müssen offenlegen, wie ihre Geschäftsstrategie mit der Nachhaltigkeitsagenda verknüpft ist. Laut einer kürzlich veröffentlichten PwC-Studie geben 72 % der befragten Unternehmen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden an, eine steuerungsrelevante Nachhaltigkeitsstrategie innerhalb der Unternehmensstrategie implementiert zu haben.

Die neue Richtlinie soll diese Entwicklung weiter bestärken: Führungskräfte müssen künftig darlegen, wie sie Geschäftschancen und -risiken im Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsfragen sowie die möglichen Auswirkungen auf die finanziellen Ergebnisse bewerten. Dazu zählen auch die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft. Sie müssen erklären, ob und wie ihre Gesamtstrategie Nachhaltigkeitsfaktoren und deren finanzielle Auswirkungen berücksichtigt und ob und wie sie planen, die Nachhaltigkeitsleistung ihres Unternehmens zu verbessern.

Nicht zuletzt müssen sie all dies in einem einzigen Bericht dokumentieren, den Investor:innen und andere Stakeholder zum Benchmarking nutzen werden. Darüber hinaus verlangt die CSRD, dass die Geschäftsleitung berichtet, wie ihre Strategie und ihre Pläne im Umgang mit allen Nachhaltigkeitsthemen, die sie als wesentlich erachten, aussehen.

Praxisbeispiel aus der Textilbranche zur Veranschaulichung
Wenn die Führungskräfte eines Bekleidungsunternehmens den Wasserverbrauch als wesentlich einstufen, müssen sie ihre Strategie und Ziele – so vorhanden – mit den entsprechenden Auswirkungen, Chancen und Risiken verknüpfen – und gleichzeitig die entsprechenden Leistungsindikatoren offenlegen, etwa den Wasserverbrauch in der gesamten Wertschöpfungskette vom Baumwollanbau bis zur Textilverarbeitung.

„Die Integration von Nachhaltigkeitsfaktoren in die strategische Planung und das daraus resultierende unternehmerische Handeln erfordert einen funktionsübergreifenden Ansatz, der vom CEO in Kooperation mit dem gesamten Vorstand eng überwacht wird.“

Rainer Kroker,Partner, Sustainability Leader bei PwC Deutschland

In der Praxis bewährt haben sich multidisziplinäre Teams aus Spezialisten für Finanzen, Nachhaltigkeit, Investor Relations und Strategie, die zunächst umfassende Empfehlungen für die Bewältigung von Herausforderungen und Chancen erstellen, die sich aus Nachhaltigkeitsfragen ergeben. Diese Empfehlungen sind dann wiederum in veränderte unternehmerische Abläufe zu übersetzen, um eine nachhaltige Transformation zu bewirken.

Die Erfahrung der PwC-Expert:innen zeigt zudem, dass CFOs besonders gut in der Lage sind, einen Beitrag zu leisten, indem sie die Daten zur Einbettung von Nachhaltigkeitsfaktoren in die strategische und finanzielle Planung bereitstellen, die Performance im Unternehmen überwachen und und entsprechende Gespräche mit Investor:innen und anderen Stakeholdern führen.

Sie sind Teil der Finanzindustrie?

Erfahren Sie mehr über unsere Financial Sector Sustainability Services

So gehen Sie den Wandel an: Die nächsten Schritte für Führungskräfte

Die EU-Richtlinie betrifft Tausende von Unternehmen weltweit. Mit der Umsetzung kann nicht eine einzelne Führungskraft im Unternehmen beauftragt werden. Wie bei jeder anderen strategischen Aufgabe muss jeder in der C-Suite seinen Teil dazu beitragen. Folgende To do‘s kommen auf die Führungskräfte in Schlüsselpositionen zu:

CEOs

  • Übernehmen Sie die Verantwortung dafür, im Detail zu verstehen, wie sich nachhaltigkeitsbezogene Chancen und Risiken auf die Fähigkeit Ihres Unternehmens auswirken, kurz- und langfristig Wert zu schaffen, und integrieren Sie diese Faktoren in Ihre Kernstrategie.
  • Klären Sie, wie die Leistung und die Auswirkungen der wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen mit den Geschäftszielen zusammenhängen und legen Sie entsprechende Ziele fest.
  • Beziehen Sie alle Geschäftsbereiche ein und übertragen Sie ihnen die Verantwortung für die Einführung von Systemen, Rahmenwerken und Anreizen, die eine effektive Umsetzung der Nachhaltigkeitsprioritäten und der Berichterstattung fördern.
  • Stellen Sie sicher, dass Führungskräfte und Manager konsistente Parameter und Prinzipien verwenden, um Entscheidungen auf der Grundlage von finanziellen und nachhaltigkeitsbezogenen Informationen zu treffen.

„Die CSRD fordert Führungskräfte auf, Nachhaltigkeitsthemen aus strategischer Sicht zu betrachten und sie entsprechend zu managen. Wenn Unternehmen diesen Perspektivwechsel schaffen, sind sie in einer guten Position, um den Wert des Unternehmens zu erhöhen.“

Nicolette Behncke,Partnerin, Nachhaltigkeitsreporting bei PwC Deutschland
Follow us
Hide

Contact us

WP Nicolette Behncke

WP Nicolette Behncke

Partnerin, Sustainability Reporting Leader Europe, Sustainability Services, PwC Germany

Hendrik Fink

Hendrik Fink

Partner, Sustainability Services, PwC Germany

WP StB Nadja Picard

WP StB Nadja Picard

Partnerin, Global Reporting Leader, Sustainability Services, PwC Germany

Rainer Kroker

Rainer Kroker

Partner, Sustainability Leader, PwC Germany

Tel.: +49 163 3441240

Christoph Schellhas

Christoph Schellhas

Partner, Financial Services Sustainability Lead, Global and EMEA Insurance Sustainability Lead, PwC Germany