25 Oktober, 2018
Von Anna Förster. Das vorliegende Kapitel untersucht, auf welchen Geräten Daten konsumiert und für welche Inhalte sie genutzt werden. Dabei wurden insbesondere Smartphones, Tablets und Breitbandanschlüsse untersucht. Unter Datenkonsum wird hier der Verbrauch von Daten für Videos, Webbrowsing (Blogs oder Websites von Zeitungen), Musik, Kommunikation, Social Networking, Spiele und andere digitale Inhalte (Downloads von Apps, Teilen von Dokumenten oder Softwareupdates) verstanden.
Der Markt für den Datenkonsum ist durch eine stetig wachsende Nachfrage nach Internetdiensten geprägt. Infolgedessen steigt auch der Bedarf an größeren Datenvolumen und höheren Übertragungsgeschwindigkeiten.
Dieser Trend ist zum Beispiel in der von der Bundesnetzagentur (BNetzA) veröffentlichten Entwicklung der Anzahl der Festnetz-Breitbandanschlüsse beschrieben. Demnach sank 2017 im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der Anschlüsse mit Bandbreiten unter 10 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) um 21 Prozent. Die Zahl der Anschlüsse mit Bandbreiten von über 100 Mbit/s stieg hingegen um 36 Prozent.
Auch bei der über Mobilfunknetze übertragenen Datenmenge zeigt sich eine solche erhöhte Nachfrage nach Datenvolumen. Ebenfalls von der BNetzA veröffentlichte Zahlen zeigen, dass 2017 insgesamt 1.388 Millionen Gigabyte (GB) an Daten mobil übertragen wurden.
Das in diesem Jahr durchschnittlich genutzte Datenvolumen pro Monat und SIM-Karte betrug 850 Megabyte (MB). Im Vergleich dazu benötigen die Nutzer 2015 nicht einmal halb so viele MB.
Zu diesem hohen Datenkonsum trägt die rasante Entwicklung bei den diversen konsumierten Inhalten, etwa in der Medien- und Unterhaltungsindustrie, sowie die Möglichkeit des Zugriffs auf leistungsfähige Netze bei.
Erstmals mehr Umsatz mit Musikstreaming als mit dem Verkauf von CDs
In Deutschland wurde dem Bundesverband Musikindustrie zufolge im ersten Halbjahr 2018 erstmals mehr Umsatz mit dem Musikstreaming generiert als mit dem Verkauf von CDs. Grund hierfür sind die stetig wachsenden Angebote von Musikstreamingdiensten wie Spotify, Amazon oder Apple Music. Verglichen mit 2016 stiegen 2017 die Umsätze aus dem Musikstreaming um knapp 43 Prozent. Im August 2018 etablierte der Technologiekonzern Samsung eine Partnerschaft mit Spotify. Künftig wird Spotify auf vielen von Samsung hergestellten Geräten vorinstalliert sein.
Auch das Streamingangebot von Videos wird kontinuierlich erweitert. Im April 2018 begannen die Dreharbeiten für die erste Eigenproduktion einer TV-Serie der Deutschen Telekom: Die zehn Episoden der deutsch-französischen Serie Germanized wird den Internet-TV-Nutzern der Deutschen Telekom exklusiv zur Verfügung gestellt. Auch Amazon Prime produziert speziell für den deutschen Markt die Thrillerserie You Are Wanted. Die zweite Staffel lief im Mai 2018 an. Vodafone bietet seinen Kunden mit der Zubuchoption Video-Pass die Möglichkeit Video-Streaming-Apps wie Amazon Prime Video oder Netflix zu nutzen, ohne dass das hierfür verbrauchte Datenvolumen auf das Tarif-Datenvolumen angerechnet wird.
Mehr Investitionen in Erhalt und Ausbau der Netzinfrastruktur notwendig
Um der wachsenden Nachfrage nach Datenvolumen nachzukommen, sind fortlaufende Investitionen in den Erhalt und Ausbau der Netzinfrastruktur nötig. Dem aktuellen Jahresbericht der BNetzA zufolge betrugen 2017 die Sachinvestitionen im Telekommunikationsmarkt 8,5 Milliarden Euro; 69 Prozent dieser Investitionen flossen in neue und 14 Prozent in den Erhalt bestehender Breitband-Netzinfrastrukturen. Die oben beschriebenen Entwicklungen spiegeln sich auch in der konsumierten Datenmenge wider: 2017 wurden in Deutschland knapp 19,9 Milliarden GB an Daten genutzt. 81 Prozent dieses Volumens entfallen auf den Konsum von Videos. Die meisten Daten, 7,2 Milliarden GB, wurden dabei über das Smartphone konsumiert. Dies entspricht einem Anteil von 36 Prozent der gesamten Datenmenge. Mehr als 30 Prozent machte auch der Anteil aus, der über Breitbandanschlüsse übertragen wurde.
Die weiterhin positive Entwicklung der Weltwirtschaft, das beständige Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von Deutschland sowie die zunehmende globale Vernetzung bieten ein Fundament für Investitionen und Innovationen.
Um den steigenden Anforderungen an die mobile Datennutzung, insbesondere aus dem Bereich des Internets der Dinge oder der Realisierung von Echtzeitanwendungen, gerecht werden zu können, arbeiten die Standardisierungsgremien schon seit 2012 an der Entwicklung und Einführung des Mobilfunkstandards 5G. Auch der Breitbandausbau mit herkömmlicher Funktechnik wird vorangetrieben. Ultrahochauflösende Videos oder Virtual-Reality-Anwendungen erhöhen schließlich permanent den Bedarf an leistungsfähiger mobiler Datenübertragung. Die neuen 5G-Netze ermöglichen es, diesen Bedarf zu decken, denn die erreichbaren Übertragungsgeschwindigkeiten liegen hier deutlich über den Geschwindigkeiten, die bislang mit der vierten Mobilfunkgeneration erreicht werden.
2018 wurde die Einführung der neuen Mobilfunkgeneration 5G weiter forciert. So will die BNetzA in einigen Frequenzbereichen die Nutzungsrechte versteigern, da mehr Frequenzen nachgefragt werden, als verfügbar sind. Die Vergabe soll an Ausbauauflagen gekoppelt werden, damit eine flächendeckende Bereitstellung schneller Netze sichergestellt wird. Die Auktion zur Vergabe der Frequenzen ist für Anfang 2019 geplant.
Im Netz der Deutschen Telekom in Berlin senden seit Mai 2018 die ersten 5G-Antennen unter realen Bedingungen. Hier wurde weltweit zum ersten Mal das Zusammenspiel zwischen technischen Komponenten verschiedener Hersteller und einem Netzbetreiber auf Basis des 5G-Standards erprobt.
Auch die Politik beschäftigt sich mit dem Netzausbau
Der im März 2018 zwischen CDU, CSU und SPD geschlossene Koalitionsvertrag enthält Regelungen zur digitalen Infrastruktur. Die Parteien haben sich darauf verständigt, bis 2025 einen flächendeckenden Ausbau mit Gigabitnetzen zu erreichen. Für die Umsetzung dieses Vorhabens wird ein öffentlicher Finanzierungsbedarf von 10 bis 12 Milliarden Euro prognostiziert, der in einem Gigabit-Investitionsfonds bereitgestellt wird.
In Nordrhein-Westfalen strebt die Politik ebenfalls den Netzausbau an. Im Juni 2018 schloss der Wirtschaftsminister dazu einen „Mobilfunkpakt“ mit den Netzbetreibern Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland. Der Pakt soll dabei helfen, Funklöcher in ländlichen Gebieten, an Autobahnen und an Bahntrassen zu schließen. Die Netzbetreiber erklärten sich bereit, bis 2020 neue Sendemasten zu errichten oder Masten zu modernisieren.
Mit der Vectoring-Technik können über das bestehende kupferbasierte Netz grundsätzlich Bandbreiten von bis zu 100 Mbit/s erreicht werden. In der ersten Hälfte 2018 versorgte die Deutsche Telekom rund 5 Millionen Haushalte mit diesen schnellen Internetanschlüssen; somit sind nun über 10 Millionen Haushalte angeschlossen. Die Deutsche Telekom investiert in Deutschland jährlich rund 5 Milliarden Euro in Infrastruktur und Technik, sodass auch die Einführung des Super-Vectoring unmittelbar bevorsteht. Damit können beim Download bis zu 250 Mbit/s erreicht werden. Zunächst werden diese Geschwindigkeiten in rund 8 Millionen Haushalten erreicht, bis Jahresende 2018 sollen dann schon bis zu 15 Millionen Haushalte angeschlossen sein und bis Ende 2019 sollen 95 Prozent aller Haushalte, die derzeit nur Geschwindigkeiten bis 100 Mbit/s erreichen, diese schnellere Verbindung nutzen können.
Wie dies weltweit der Fall ist, wird der Datenkonsum auch in Deutschland weiter zunehmen. Bis zum Jahr 2022 rechnen wir mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 23 Prozent. Der stärkste Anstieg wird im Zeitraum 2017 bis 2018 zu verzeichnen sein und 23,6 Prozent betragen.
Datennutzung nach Geräten in Milliarden GB
Die größten Datenmengen (mobiles Datenvolumen sowie WLAN) werden künftig über Smartphones genutzt. 2018 werden 9,6 Milliarden GB an Datenvolumen von rund 90 Millionen Smartphones in Deutschland verarbeitet. 2022 werden bereits 26,4 Milliarden GB über Smartphones konsumiert, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von fast 30 Prozent entspricht. Weder für den Datenkonsum über Tablets noch für die Breitbandanschlüsse erwarten wir ein ebenso starkes Wachstum. Beim Datenkonsum pro Smartphone erwarten wir für das Jahr 2022 bereits einen Wert von 273,7 GB, was im Vergleich zu 2018 einem Zuwachs von 166,6 GB und einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 26,2 Prozent entspricht.
Bei der Nutzung von Smartphones wird das größte Datenvolumen für das Herunterladen oder Streamen von Videoinhalten verbraucht. Die Deutsche Telekom bietet ihren Kunden mit dem Produkt MagentaMusik 360 Livestreams von Festivals und Konzerten. So konnten Fans das Festival Parookaville 2018 in einem 360-Grad-Livestream in Virtual Reality miterleben oder beim Kölner Rosenmontagszug 2018 die Band Querbeat verfolgen. Vodafone bietet mit der GigaTV-App die Möglichkeit über Smartphones oder Tablets mobil Fernsehprogramme abzurufen. Darüber hinaus kann mittels dieser App auf die Vodafone Videothek mit einer Vielzahl von Filmtiteln zugegriffen werden. Diese und andere umfangreiche Angebote sowie technische Weiterentwicklungen sorgen dafür, dass der Konsum von Videoinhalten ungebrochen hoch bleibt und weiter steigt. 2018 wird die über Smartphones für den Videokonsum genutzte Datenmenge 8,1 Milliarden GB betragen und 2022 werden es bereits 23,4 Milliarden GB sein.
Für andere Inhalte wie Spiele, Musik oder Kommunikation fällt deutlich weniger Datenvolumen an. Für Spiele werden es 2018 nur 100 Millionen GB, für Musik rund 332 Millionen GB und für Kommunikation 174 Millionen GB sein. Alle drei Inhalte erreichen nach unseren Einschätzungen bis 2022 durchschnittliche jährliche Wachstumsraten von über 20 Prozent. Der Bereich Spiele erreicht 22,8 Prozent, die Musik 23,7 Prozent und die Kommunikation sogar 25,7 Prozent.
Datennutzung über Smartphones in Millionen GB
Bis Ende 2018 werden in Deutschland rund 34 Millionen Tablets genutzt. Diese Zahl wird bis 2022 weiter steigen. Bis 2022 erwarten wir eine Nutzung von 35,7 Millionen Tablets.
Bis Ende 2018 wird die Menge der über Tablets genutzten Daten 2,9 Milliarden GB betragen, was 12 Prozent der insgesamt konsumierten Daten entspricht. Bis 2022 prognostizieren wir eine Datennutzung von 7,5 Milliarden GB. Dies entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 26,7 Prozent.
Der über Tablets konsumierte Inhalt mit der größten jährlichen Wachstumsrate – nämlich 32,8 Prozent bis 2022 – ist die Kommunikation. Zu diesem Bereich zählen wir E-Mails, Chats und die Sprach- und Videokommunikation. Der Anteil der verbrauchten Datenmenge wird mit 34,4 Millionen GB im Jahr 2018 zwar recht gering ausfallen, jedoch könnte diese Datenmenge bis 2022 nach unserer Einschätzung auf knapp 105 Millionen GB steigen. Insbesondere die immer noch kostenlosen Nachrichtendienste wie WhatsApp und Skype, die neben Chat- auch Sprach- und Videodienste anbieten, tragen zu diesem Wachstum bei.
Auch bei den Tablets wird 2018 der Konsum von Videoinhalten mit 2,6 Milliarden GB den größten Anteil an der insgesamt genutzten Datenmenge ausmachen. Im Vergleich mit der über Smartphones genutzten Datenmenge erreicht der Konsum über Tablets jedoch eine geringere Wachstumsrate. 2022 wird die Menge der mittels Tablets übertragenen Videoinhalte 6,5 Milliarden GB erreichen; dies entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 26,7 Prozent.
Auf den Datenkonsum durch Spiele, Musik und das Webbrowsing (z. B. auf Blogs oder Websites von Zeitungen) entfallen 2018 knapp 28,1 Millionen GB, 91,7 Millionen GB und 57,8 Millionen GB. Für diese Bereiche erwarten wir bis 2022 durchschnittliche jährliche Wachstumsraten von 27,6 Prozent, 26,1 Prozent sowie 14,4 Prozent.
Datennutzung über Tablets in Millionen GB
Mit einem prognostizierten Anteil von 27,9 Prozent wird auch der Konsum über Breitbandanschlüsse im Jahr 2018 mit einem recht großen Anteil zum gesamten Datenverbrauch beitragen: Über Breitbandanschlüsse werden 6,9 Milliarden GB an Daten genutzt. Nach unserer Prognose wird dieses Volumen bis 2022 auf 11,4 Milliarden GB steigen und erreicht eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 13,4 Prozent.
Insbesondere der Datenverbrauch für Spiele wird zunehmen und eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 16,7 Prozent erreichen. Zu diesem Trend trägt insbesondere die fortwährende Beliebtheit von Casual Games (einfachen elektronischen Spielen, die leicht zugänglich sind und schnelle Erfolgserlebnisse liefern), die weitere Entwicklung von vernetzten Spielekonsolen sowie ein immer umfangreicheres E-Sport-Angebot bei. Die zunehmende Bedeutung des E-Sports zeigt sich zum Beispiel darin, dass die Deutsche Telekom im Juni 2018 erstmals als Hauptsponsor eines E-Sport-Teams auftritt. Auch Technologieunternehmen wie Intel haben bereits professionelle E-Sportler unterstützt. E-Sport-Events locken zahlreiche Zuschauer in die Stadien und noch mehr vor die Bildschirme, auf denen per Livestream übertragen wird. Weitere Informationen zum Thema E-Sport können dem entsprechenden Kapitel oder dem kürzlich erschienenen PwC Digital Trend Outlook 2018: Warten auf die Revolution? entnommen werden.
Beim Konsum über Breitbandanschlüsse wird das größte Datenvolumen für das Betrachten von Videos verbraucht. 2018 werden dafür 4,8 Milliarden GB an Daten genutzt, 2022 wird das Volumen mehr als 8,1 Milliarden GB betragen, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 14 Prozent entspricht.
Für Musik, Webbrowsing und Kommunikation werden 2018 deutlich geringere Datenmengen verbraucht: 510 Millionen GB, 349 Millionen GB bzw. 159 Millionen GB. Die bis 2022 erzielbaren durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten liegen hier nur noch bei 11,7 Prozent, 2,8 Prozent und 11,6 Prozent.
Datennutzung über Breitbandanschlüsse in Millionen GB
Die detaillierten Zahlen des German Entertainment & Media Outlook 2018 - 2022 finden Sie hier.
Werner Ballhaus
Global Entertainment & Media Sector Leader und Leiter Technologie, Medien, Telekommunikation, PwC Germany
Tel.: +49 211 981-5848