25 Oktober, 2018
Von Stefan Brockmann. Der Musikmarkt umfasst die Konsumentenausgaben für Alben, Singles und Musikvideos auf DVD und Blu-Ray-Discs (physischer Musikvertrieb) sowie für digitale Musik und Musikstreaming (digitaler Musikvertrieb). Diese bilden zusammen mit den Einnahmen aus Leistungsschutzrechten und Synchronisation den Markt für aufgenommene Musik. Ferner wird der Markt für Livemusik einbezogen. Dieser umfasst Erlöse aus Ticketverkäufen und Sponsoring aller Arten von Musikevents und aller Musikrichtungen. Erlöse aus Merchandising werden in diesem Kapitel nicht betrachtet.
Der deutsche Musikmarkt bewegt sich im Jahr 2017 mit einem Gesamtumsatzvolumen von 3,8 Milliarden Euro auf dem Vorjahresniveau. Der physische Musikverkauf von CDs, Schallplatten und DVDs und der Verkauf digitaler Musik über Downloads sowie Streamingdienste erreichte im Jahr 2017 ein Umsatzvolumen von circa 1,6 Milliarden Euro. Nachdem der Umsatz aus dem Musikvertrieb vier Jahre in Folge mit Steigerungsraten zwischen 1,2 Prozent und 4,6 Prozent gewachsen ist, hat er sich im Jahr 2017 annähernd auf dem Niveau des Vorjahres stabilisiert (Minus 0,3 Prozent).
Das digitale Geschäft zeigte wiederum ein beachtliches Wachstum von 22,7 Prozent auf 741 Millionen Euro, vor allem aufgrund der deutlichen Steigerung der Einnahmen aus Audiostreamingdiensten um 42,8 Prozent. Obwohl der Verkauf von physischen Tonträgern seinen seit Jahren zu beobachtenden Trend rückläufiger Umsätze mit 14,3 Prozent auf 848 Millionen Euro im Jahr 2017 fortsetzte, hat er mit 53,4 Prozent noch den größten Anteil am Musikvertrieb. Die CD bleibt mit einem Anteil von 45,4 Prozent noch das stärkste Umsatzsegment, inzwischen aber an zweiter Stelle gefolgt von Audiostreaming mit einem Anteil am gesamten physischen und digitalen Musikvertrieb von 34,6 Prozent.
Deutschland im internationalen Vergleich
Im internationalen Vergleich zählt Deutschland trotz der positiven Entwicklung des digitalen Sektors mit einer Verdopplung des Digitalanteils am Umsatz in den letzten fünf Jahren auf 46,6 Prozent 2017 zu den Late Adoptern des zunehmend digitalen Musikkonsums. Immerhin lag der durchschnittliche digitale Anteil am Musikgeschäft 2017 international bei 54 Prozent, in Skandinavien aber bereits bei über 70 Prozent und in den USA sogar bei 80 Prozent.
Umsätze aus Synchronisation bleiben auf dem Vorjahresniveau
Zum Markt für aufgenommene Musik gehören neben dem physischen und digitalen Musikvertrieb auch die Umsätze aus Synchronisation, das heißt die Verwendung von Musik in TV, Film, Games oder Werbung, die mit 7 Millionen Euro in etwa auf Vorjahresniveau bleiben, sowie die Einnahmen aus Leistungsschutzrechten von ausübenden Künstlern und Tonträgerherstellern für die Nutzung von Musikaufnahmen. Letztere betrugen im Jahr 2017 242 Millionen Euro. Damit lagen sie, wie auch schon 2016, deutlich über denen der Vorjahre. Das ist auf eine 2015 erzielte Einigung zwischen der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL) und Tablet- sowie Smartphoneherstellern und -importeuren zurückzuführen. Diese müssen nun, rückwirkend für mehrere Jahre, pro verkauftem Gerät eine Abgabenpauschale von 5 Euro an die GVL zahlen. Grund dafür ist, dass viele Endverbraucher Privatkopien von urheberrechtlich geschütztem Material auf den entsprechenden Endgeräten nutzen. Diese Nachzahlungen werden von der GVL an die entsprechenden Rechteinhaber ausgeschüttet. Aufgrund der beschriebenen Sondersachverhalte in 2016 ist der Rückgang von 10,9 Prozent im Jahr 2017 auch nur bedingt aussagekräftig.
Livemusik weiterin mit steigenden Umsätzen
Die Umsätze aus Livemusik konnten 2017 weiter zulegen. So stiegen die Umsätze aus Ticketverkäufen um 2,3 Prozent auf 1.525 Millionen Euro, während die Umsätze aus Sponsoringaktivitäten nahezu unverändert bei 416 Millionen Euro lagen. Insgesamt konnte dieser Teilmarkt um 1,9 Prozent zulegen und weist somit ein stabiles, wenn auch moderates Wachstum auf.
Die wesentlichen Trends des Musikmarktes betreffen die weitere Entwicklung des Streamings als Haupttreiber für künftige Umsatzsteigerungen. Die optimistischen Wachstumserwartungen im Zuge des rasanten Wandels vom physischen Besitz zur jederzeitigen digitalen Verfügbarkeit von Musik gehen einher mit einem zunehmenden Wettbewerbsdruck innerhalb der Branche, vor allem durch die großen Player Spotify, Apple, Amazon und Google. Der künftige Erfolg wird auch von einer weiteren Personalisierung des Hörerlebnisses, einer Integration der Streamingangebote in andere reichweitenstarke Apps sowie der Kompatibilität mit Smart Devices und einer komfortablen Sprachsteuerung abhängen. Die Schließung des sogenannten Value Gaps durch eine mögliche Entwicklung hin zu kostenpflichtigen Videostreamingangeboten sowie politische Initiativen zur Beteiligung der Videostreaming-Plattformen an der Refinanzierung der Investitionen in neue Inhalte kann der Branche zu einem weiteren Aufschwung verhelfen. Auch der Livemusikmarkt profitiert von einer digitalen Integration der Ticketverkäufe.
Im Jahr 2017 ist die Zahl der bezahlten und werbefinanzierten Audiostreams um 20 Milliarden angestiegen und hat erstmals die Marke von 50 Milliarden Musikstreams überschritten. Mit den erreichten 56,4 Milliarden Streams hat sich die Anzahl in den letzten fünf Jahren nahezu verzehnfacht (2013: 5,9 Milliarden Audiostreams).
Spotify, der vor zehn Jahren gegründete Musikstreamingdienst, ist international mit einem Anteil von über 40 Prozent an den kostenpflichtigen Abonnements derzeit klarer Marktführer. Der Anteil von Apple Music beträgt noch unter 30 Prozent und die nächstplatzierten Wettbewerber Amazon Music, Deezer und Google Play Music haben momentan Marktanteile von 10 Prozent oder weniger. In Deutschland findet man eine andere Verteilung vor: Im Rahmen der PwC-Studie Nach Streaming kommt die Blockchain: Hype oder echte Chance für die Musikindustrie? wurden 2.200 Konsumenten gefragt, welche kostenpflichtigen Musikstreamingdienste sie nutzen: 21 Prozent der Befragten nutzen Spotify, das somit wenig überraschend die Nummer eins ist. Darauf folgen Amazon Music (Prime und Unlimited) mit 14,2 Prozent und YouTube Music mit 8,9 Prozent. Auf den Plätzen vier, fünf und sechs befinden sich Apple Music (6,6 Prozent), Google Play Music (5,5 Prozent) und Deezer (4,6 Prozent). Außerdem gaben die Befragten Auskunft über ihre Nutzungsgewohnheiten bezüglich kostenloser Musikstreamingdienste: 43,6 Prozent von ihnen nutzen YouTube mehrmals die Woche. An zweiter Stelle steht Spotify Free mit 15,1 Prozent. Darauf folgen unter anderem Google Play Music Free, SoundCloud und Deezer Free, alle mit weniger als 7 Prozent.
Der außerordentliche Erfolg des Börsengangs von Spotify Anfang April 2018 spiegelt auch die hohen weiteren Wachstumserwartungen für das Musikstreaming wider. Dabei wählte das Unternehmen mit dem Direct Listing, das ohne Unterstützung von Investmentbanken bei der Platzierung der Aktien auskommt, ein ungewöhnliches Verfahren für die Erstnotierung an der New Yorker Börse. Es soll dabei aber einen neuen Größenrekord für dieses Verfahren aufgestellt haben. Der Aktienkurs am Ende des ersten Handelstags lag bei 149,01 US-Dollar und somit deutlich über dem von der Börse angegebenen Referenzpreis von 132 US-Dollar. Dies führte zu einer Marktbewertung der Streamingplattform in Höhe von 26,5 Milliarden US-Dollar. Diese Bewertung ist umso beeindruckender, als Spotify bislang keine schwarzen Zahlen schreibt und nach Analystenschätzungen den Break Even frühestens in drei bis vier Jahren erreichen wird. Dabei gehen die Prognosen über diesen Zeitraum von mehr als einer Verdoppelung der Premiumabonnements aus.
Vor dem Hintergrund der positiven Aussichten im Musikstreamingmarkt ist zu erwarten, dass sich der Wettbewerbsdruck in den nächsten Jahren vor allem durch die Marktgrößen Apple, Alphabet/Google und Amazon weiter erhöhen wird. So hat Alphabet Ende Mai 2018 die neue Musikstreamingplattform YouTube Music gestartet, die inzwischen auch in Deutschland angeboten wird. Vergleichbar zu Spotify gibt es ein kostenloses werbefinanziertes sowie ein kostenpflichtiges werbefreies Angebot. Dadurch wird das bestehende Angebot von Google verstärkt, da die Abonnenten von Google Play Music über ihre App zu ihren bisherigen Preisen auch Zugang zum Premiumangebot der neuen Plattform erhalten. Ähnlich handhabt es Amazon, indem es Prime-Kunden kostenlosen Zugang zur Musikplattform des Unternehmens bietet.
Auffällig ist, dass Unternehmen versuchen, ihren Streamingdienst so in ihr Ökosystem zu integrieren, dass dem Kunden ein nahtloser Service geboten wird – mit der Konsequenz, dass sich so mancher Wettbewerber diesem Druck beugen muss. Lidl You, eine Kooperation von Lidl und Deezer, wurde Anfang 2018 beendet. Groove Music, der Streamingdienst von Microsoft, wurde 2017 eingestellt und der Anbieter Juke wird sich zukünftig ausschließlich auf Musikstreaming beschränken und keine Filme und Serien, eBooks, PC-Software sowie Computerspiele mehr anbieten, wie das Unternehmen mitteilte.
Ferner sind auch Anzeichen erster Konsolidierungen zu beobachten. Ende Dezember 2017 haben Spotify und die chinesische Tencent Music Entertainment Group sich gegenseitig Anteile übertragen. Durch diese Kooperation soll die Position der beiden Unternehmen jeweils im Markt des anderen und die Position gegenüber überregionalen Konkurrenten gestärkt werden.
Nutzer von Streamingplattformen wünschen sich zunehmend personalisierte Hörerlebnisse. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz soll zukünftig der Geschmack der Nutzer gezielter erfasst und der Nutzer durch ein besseres Hörerlebnis langfristig gebunden werden. Auch Spotify hat diesen Trend für sich erkannt und führt im SEC Filing von Februar 2018 an: „We are in the discovery business“ und die Plattform sei durch „data, analytics, and software“ getrieben. Vor diesem Hintergrund könnte vor allem der neue Dienst YouTube Music ein ernst zu nehmender Konkurrent für Spotify werden, da YouTube bereits über eine große Anzahl an Nutzern verfügt und Alphabet durch Google außerdem Zugriff auf eine Vielzahl von Nutzerdaten hat, die es dem Dienstleister ermöglichen könnten, das Musikerlebnis besser als andere Streamingplattformen auf die Vorlieben der Hörer abzustimmen. So sind beispielsweise standortabhängige Empfehlungen angedacht: Wartet der Nutzer am Flughafen, empfiehlt YouTube Music ein paar entspannende Töne. Im Fitnessstudio gibt es schnellere Rhythmen, die zum Training motivieren sollen.
Ferner erscheint es besonders wichtig, dass die Streamingdienste sowohl über andere Apps integrierbar als auch über Hardware bedienbar sind. Bei den Apps sind vor allem jene für die Anbieter von Bedeutung, mit denen die Nutzer viel Zeit verbringen, wie zum Beispiel Facebook mit im Schnitt mehr als 50 Minuten am Tag, da bei einem Zugang auch über diese Apps der Streamingdienst täglich deutlich länger als durch einen durchschnittlichen Nutzer in Anspruch genommen wird. Spotify ist beispielsweise inzwischen in die Apps Facebook, Uber, Runkeeper, Waze und Tinder integriert. Insbesondere Spotifys Kooperation mit Facebook verhalf der Plattform zu einem Popularitätsschub. Die im August 2018 bekannt gewordene Kooperation zwischen Samsung und Spotify dürfte zudem ein weiterer Meilenstein in der Verbreitung des Streamingdienstes sein: Die Spotify-App soll unter anderem auf Smartphones und Fernsehern des südkoreanischen Herstellers und Weltmarktführers bei Smartphones vorinstalliert sein.
Ähnlich verhält es sich mit der Kompatibilität der Streamingplattformen mit neuen Hardwareprodukten wie Smart Home Devices, insbesondere mit Smart Speakers. Die großen Streamingplattformen bieten ihren eigenen Smart Speaker und Sprachassistenten an: Amazon Echo mit Alexa, Apple Home mit Siri und Google Home mit dem Google Assistant. Ein Wettbewerb über die exklusive Kompatibilität des jeweiligen Streamingservices ist nicht ausgeschlossen. So lässt sich über Apple Home lediglich auf Apple Music zugreifen. In diesem Licht betrachtet verwundern Pressemeldungen nicht, Spotify experimentiere auch mit einem Voice-Control-Interface, vor allem zu Vorbereitungszwecken, um eventuell einen eigenen Smart Speaker einzuführen.
Über Videostreaming-Plattformen wie insbesondere YouTube erfolgen fast 50 Prozent des Musikstreamings in Deutschland. Deren Beitrag zum Branchenumsatz beträgt aber nur circa 1,9 Prozent, während Audiostreaming inzwischen einen Umsatzanteil von 34,6 Prozent am gesamten Musikvertrieb hat. Dieses Ungleichgewicht wird als Value Gap bezeichnet und seit Jahren vom internationalen Branchenverband und dem Bundesverband Musikindustrie (BVMI) bemängelt. Der Eintritt von YouTube in den kostenpflichtigen Musikstreamingmarkt könnte einen entscheidenden Beitrag zur Schließung des Value Gap leisten. Eine Umfrage von SevenOne Media zeigt, dass 75 Prozent der 14- bis 69-jährigen Deutschen YouTube mindestens selten nutzen. Gemäß der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) nutzen über 80 Prozent die Plattform für den Musikkonsum, damit ist YouTube ein Key Player im deutschen Streamingmarkt. Es ist zu erwarten, dass die Nutzer über die Zeit an das kostenpflichtige Angebot herangeführt werden und das sogenannte Freemium-Angebot somit zur Vorstufe der kostenpflichtigen Variante wird, wie es auch bei Spotify zu beobachten ist. Dort wurden bis Ende Dezember 2017 geschätzte 50 Prozent der aktiven monatlichen Nutzer innerhalb eines Zeitraums von 36 Monaten zu zahlenden Premiumkunden.
Auch die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag angekündigt, sich im Rahmen der Weiterentwicklung des Urheberrechts auf europäischer Ebene für einen fairen Ausgleich der Interessen und somit für eine Beteiligung der Plattformen an der Refinanzierung einzusetzen. Das Europaparlament hat einer entsprechenden Reform des EU-Urheberrechts nach kontroverser Diskussion des Gesetzentwurfs und zahlreichen Änderungsanträgen im September 2018 zugestimmt. Die Abstimmung ist allerdings noch nicht mit einer endgültigen Entscheidung gleichzusetzen. Ob und wie die Reform umgesetzt wird, könnte sich erst im nächsten Jahr entscheiden. Sollte eine finale Entscheidung zugunsten der Reform getroffen werden, könnten in Zukunft Betreiber großer Plattformen mit hohen Nutzerzahlen wie YouTube dazu verpflichtet werden, vor der Veröffentlichung Inhalte auf mögliche Urheberrechtsverletzungen zu prüfen. Um eine Haftung bei Verstoß zu vermeiden, müssen die Plattformbetreiber entweder Lizenzen zur rechtmäßigen Nutzung der Inhalte erwerben oder über sogenannte Uploadfilter sicherstellen, dass keine urheberrechtlich geschützten Inhalte durch die Nutzer der Plattform hochgeladen werden. Die Kritik an der Reform betrifft vor allem eine mögliche Bedrohung der Netzfreiheit. Es bleibt somit abzuwarten, ob die Gesetzentwürfe in ihrer derzeitigen Form zu geltendem Recht werden und daraus auch zusätzliche Einnahmen für Urheberrechte resultieren, die dem Musikmarkt zu einem weiteren Aufschwung verhelfen.
Auch wenn Musik mittlerweile mühelos legal online zur Verfügung steht, lässt sich das Konzerterlebnis nicht verdrängen. Die Ticketverkäufe können allerdings in das digitale Geschäft integriert und der Absatz gefördert werden, indem Streaminganbieter über Playlists und Künstler über eigene Internetseiten direkt Konzertkarten zum Verkauf anbieten.
Nach der Stabilisierung des Marktes im Jahr 2017 erwarten wir nach einer weiteren Seitwärtsbewegung 2018 ab dem Jahr 2019 wieder ein Wachstum. Insgesamt prognostizieren wir für die Jahre 2018 bis 2022 eine moderate durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 1,8 Prozent und ein Gesamtumsatzvolumen am Ende des Planungszeitraums von 4,1 Milliarden Euro.
Umsatzentwicklung des Musikmarktes
Aufgrund der skizzierten Entwicklungen im letzten Jahr und den wichtigsten Trends erwarten wir in den nächsten fünf Jahren ein Wachstum des digitalen Marktes um durchschnittlich 11,3 Prozent pro Jahr auf insgesamt 1,3 Milliarden Euro im Jahr 2022. Der Wandel hin zum digitalen Musikkonsum geht einher mit einem stetigen Rückgang des physischen Geschäfts. Hier prognostizieren wir einen Rückgang um durchschnittlich 15,4 Prozent pro Jahr in unserem fünfjährigen Betrachtungszeitraum. Bei den Leistungsschutzrechten gehen wir von einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 3,4 Prozent und im Bereich Synchronisation von 5,4 Prozent aus.
Das Wachstum des digitalen Segments wird den Rückgang im Bereich der physischen Tonträger über den Betrachtungszeitraum insgesamt leicht überkompensieren, sodass wir für den Musikvertrieb ein jährliches Wachstum von durchschnittlich 0,5 Prozent prognostizieren. In der Übergangsphase erwarten wir allerdings aufgrund eines deutlicheren Rückgangs des physischen Musikvertriebs im Jahr 2018 einen Umsatzrückgang des Musikvertriebs von 2,5 Prozent. Bis 2022 wird der Umsatz aus dem Musikvertrieb auf ein Volumen von circa 1,6 Milliarden Euro gewachsen sein. Zusammen mit den Einnahmen aus den Leistungsschutzrechten sowie den Synchronisationserlösen prognostizieren wir bei einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 0,9 Prozent ein Gesamtvolumen von 1,9 Milliarden Euro für die aufgenommene Musik.
Gegen Ende des Prognosezeitraums erwarten wir einen Anteil des digitalen Vertriebs am gesamten Musikvertrieb von circa 78 Prozent. Trotz des deutlichen Anstiegs des digitalen Anteils am Umsatz gegenüber 2017 mit 47 Prozent wird Deutschland im internationalen Vergleich auch weiterhin hinter den USA (93 Prozent) liegen.
Digitaler Anteil am Gesamtmarkt in den USA und Deutschland
Für den Livemusikmarkt prognostizieren wir einen leicht positiven Wachstumstrend. Mit einem jährlichen durchschnittlichen Wachstum von 2,6 Prozent wird das Gesamtvolumen 2022 circa 2,2 Milliarden Euro betragen.
Insgesamt stellt sich der Musikmarkt somit auch weiterhin als ein Zukunftsmarkt mit andauerndem Wachstum dar, in dem die Bedeutung digitaler Vertriebskanäle weiterhin zunehmen wird.
Der wesentliche Umsatzträger im physischen Musikvertrieb sind die Alben, hier hauptsächlich die CDs. 2017 hat sich der Rückgang der Stückzahlen gegenüber den Vorjahren mit 14,1 Prozent weiter beschleunigt. Bei nahezu konstanten Durchschnittspreisen resultiert hieraus auch im Wesentlichen der Umsatzrückgang für das gesamte Segment um 14,3 Prozent auf 848 Millionen Euro im Jahr 2017.
Umsätze im physischen Markt
Bis 2022 erwarten wir einen weiteren deutlichen Rückgang des physischen Musikmarktes. In der Kategorie der physischen Alben gehen wir von einer Fortsetzung des Rückgangs der letzten Jahre aus. Insbesondere für 2018 erwarten wir noch einmal eine Beschleunigung des Rückgangs mit einer Rate von 24,7 Prozent. Für das Jahr 2022 prognostizieren wir daher ein Gesamtvolumen von 346 Millionen Euro. Der Umsatz setzt sich zusammen aus 32,9 Millionen verkauften Einheiten zu einem im Rahmen des rückläufigen Trends angenommenen gesunkenen Durchschnittspreis von 10,50 Euro. Dies entspricht einem Umsatzrückgang von jährlich durchschnittlich 15,4 Prozent.
Mit einem jährlichen Umsatzrückgang von durchschnittlich 22,9 Prozent erwarten wir, dass der Verkauf von physischen Singles 2022 nur noch einen unwesentlichen Umsatz in Höhe von circa 1 Million Euro erzielt. Die Stückzahlen werden bei moderat steigendem Preisniveau bis 2022 weiter zurückgehen. Das Singlegeschäft spielt sich beinahe ausschließlich im digitalen Segment ab und ist auch dort stark rückläufig.
Ein weiterer Bestandteil des physischen Marktes ist der Vertrieb von Musikvideos auf Blu-Ray-Discs oder DVDs. In Verbindung mit stetig abnehmenden Stückzahlen (jährlich durchschnittlich 16,6 Prozent) und einem moderaten Preisanstieg erwarten wir 2022 einen Gesamtumsatz von etwa 20 Millionen Euro, was einem durchschnittlichen jährlichen Rückgang von 15,5 Prozent entspricht. Vor allem die starke Konkurrenz durch Videostreaming-Plattformen setzt dieses Marktsegment unter großen Druck. Insgesamt setzt sich der in den vergangenen Jahren beobachtete Abwärtstrend auch im Prognosezeitraum weiter fort. Im gesamten physischen Vertrieb werden die Stückzahlen jährlich durchschnittlich um 13,3 Prozent und die Preise durchschnittlich um 2,5 Prozent sinken. Zum Ende des Betrachtungszeitraums im Jahr 2022 wird der physische Markt ein Volumen von 366 Millionen Euro haben, was einem durchschnittlichen jährlichen Rückgang von 15,4 Prozent entspricht.
Der digitale Musikvertrieb umfasst den Download einzelner Musiktitel (Singles) sowie Alben in verschiedenen Formaten auf mobilen und stationären Endgeräten wie PCs und Smartphones, das Streaming von Musik über Onlineplattformen und die Kategorie Sonstiges, in der beispielsweise Einnahmen aus Cloud-Services ausgewiesen werden.
Umsätze im digitalen Markt
In den vergangenen Jahren waren besonders der digitale Markt oder vielmehr das Streaminggeschäft wesentlicher Wachstumstreiber der deutschen Musikindustrie. 2017 zeigte der digitale Musikmarkt wieder ein beachtliches Wachstum von 22,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Streaming hat bereits einen Anteil von 74 Prozent am digitalen Markt bzw. 34,6 Prozent am gesamten Musikvertrieb. Voraussichtlich wird 2018 allein das Streaminggeschäft den Umsatz des gesamten physischen Vertriebs schon deutlich übertreffen.
Innerhalb des Betrachtungszeitraumes wird das Streaminggeschäft weiter an Bedeutung gewinnen, bei weiterhin hohen, aber sich abschwächenden Wachstumsraten. Im Jahr 2022 werden Streaminganbieter mit ihren Diensten rund 1,1 Milliarden Euro Umsatz erzielen, was einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 15,8 Prozent entspricht. Der Aufstieg von Streamingdiensten wird begleitet von einem stetigen Rückgang der lizenzierten Downloads, denn wer Musik per Streaming hört, kauft diese nicht mehr in Form eines Downloads. Konnten durch lizenzierte Downloads 2017 noch 156 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet werden, so werden es 2022 nur noch 63 Millionen Euro sein, was einem durchschnittlichen jährlichen Rückgang von 16,5 Prozent entspricht. Getragen wird dieser Rückgang von einem durchschnittlichen jährlichen Rückgang der Downloads von 16 Prozent und der Durchschnittspreise um 0,6 Prozent.
Der digitale Musikvertrieb umfasst den Download einzelner Musiktitel (Singles) sowie Alben in verschiedenen Formaten auf mobilen und stationären Endgeräten wie PCs und Smartphones, das Streaming von Musik über Onlineplattformen und die Kategorie Sonstiges, in der beispielsweise Einnahmen aus Cloud-Services ausgewiesen werden.
Umsätze im Markt für Livemusik
Für die Umsätze aus dem Ticketverkauf prognostizieren wir ausgehend von der Wachstumsrate im Jahr 2017 einen leicht positiven Wachstumstrend, da sich bereits 2017 zeigt, dass Ticketverkäufe von der digitalen Integration profitieren. Auch für die Umsätze aus Sponsoring prognostizieren wir nach leichten Rückgängen in den Jahren 2014 bis 2016 und einer leicht positiven Wachstumsrate 2017 ein moderates Wachstum für die Folgejahre. Mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 2,9 Prozent erwarten wir im Jahr 2022 Erlöse in Höhe von 1,8 Milliarden Euro aus den Ticketverkäufen. Hier gilt trotz Digitalisierung des Musikkonsums das Motto: „Die Leute wollen unterhalten werden, und das geht nun mal gemeinsam und live besser als auf dem heimischen Sofa“, so Helge Leinemann vom Verband für Medien und Veranstaltungstechnik e. V. (VPLT), der die technischen Zulieferer aus der Medien- und Veranstaltungstechnik versammelt.
Bei den Umsätzen aus Sponsoring erwarten wir ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 1,1 Prozent. Danach werden die Umsätze aus Sponsoring im Jahr 2022 440 Millionen Euro betragen. Insgesamt wird der Livemusikmarkt im Jahr 2022 ein Umsatzvolumen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro haben und damit ein etwas höheres Volumen als der Markt der aufgenommenen Musik (physischer und digitaler Musikvertrieb zusammen mit Umsätzen aus Leistungsschutzrechten und Synchronisationserlösen).
Die detaillierten Zahlen des German Entertainment & Media Outlook 2018 - 2022 finden Sie hier.