25 Oktober, 2018
Von Sabrina Delp. Die Erlöse des Kinomarktes setzen sich aus den Einnahmen an den Kinokassen sowie den Erlösen aus der Kinowerbung zusammen. Einnahmen aus Merchandising und Verzehr wurden nicht berücksichtigt, um ein klares Bild des Marktes zu erhalten.
Im Jahr 2017 verzeichnete der Kinomarkt ein Umsatzwachstum von 3,4 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro, kommt damit jedoch nicht über das Rekordjahr 2015, in dem der Umsatz noch bei 1,3 Milliarden Euro lag. Dennoch kann sich die Branche über die Erfolge im vergangen Jahr freuen, da 2015 als Rekordjahr die Ausnahme in der jüngeren Vergangenheit bildet. 2017 lieferte einige Blockbuster, allen voran Fack ju Göhte 3, Ich – Einfach unverbesserlich 3 und Star Wars: Die letzten Jedi. Neben den leicht gestiegenen Preisen, die zum Umsatzanstieg beitrugen, verzeichnete das Jahr 2017 auch einen Besucheranstieg: Durchschnittlich ging jeder deutsche Einwohner 1,48-mal ins Kino.
Kinokasse
Auch wenn neun der ersten zehn Plätze im vergangenen Jahr von US-amerikanischen Filmen belegt wurden, hat es doch der deutsche Film Fack ju Göhte 3 auf den ersten Platz geschafft. Der Film startete am 26. Oktober 2017 und seit Kinostart sahen ihn insgesamt 5,95 Millionen Besucher. Der zweite Platz ging an den Animationsfilm Ich – Einfach unverbesserlich 3 aus den USA, der seit Kinostart am 6. Juli 2017 von 4,64 Millionen Kinogängern gesehen wurde. Dicht dahinter lag der neueste Teil der US-amerikanischen Star-Wars-Serie Star Wars: Die letzten Jedi, der erst kurz vor Weihnachten am 14. Dezember 2017 startete und dennoch auf ganze 4,4 Millionen Besucher im Jahr 2017 kam.
Der Kinobesucher hat in Deutschland die Wahl zwischen 1.672 Spielstätten an 899 Standorten.
Nordrhein-Westfalen schnitt am besten ab; hier wurden 20,1 Prozent aller Kinotickets gekauft. Insgesamt waren im vergangenen Jahr rund 37 Prozent der Bevölkerung ab zehn Jahren mindestens einmal im Kino. Hiervon zählen etwa 11 Prozent zu sogenannten Heavy Usern, sind also mindestens 7-mal im Jahr ins Kino gegangen. An Heavy User wurden 2017 etwa 42 Prozent der Tickets verkauft.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 122,3 Millionen Kinokarten verkauft und damit 1 Prozent mehr als im Vorjahr. Das durchschnittliche Kinoticket kostete 8,64 Euro und damit 2,2 Prozent mehr als 2016. Durch die Ticketverkäufe wurden somit insgesamt rund 1,1 Milliarden Euro umgesetzt. Der Wert liegt 3,2 Prozent über dem Vorjahr.
Entwicklung von Preis (Euro) und Kinobesuchern (in Millionen)
Kinowerbung
Auch die Werbespots, die vor den Trailern der bald startenden Filme und dem eigentlichen Kinofilm laufen, bringen den Kinos einen kleinen, aber nicht unbedeutenden Teil der Umsätze ein. Auch hier ist der Umsatz 2017 gestiegen: um 5,2 Prozent auf 92,8 Millionen Euro. Im Verhältnis zu den verkauften Tickets ergibt sich so ein Umsatz von 0,76 Euro pro verkauftes Ticket, der zusätzlich zum Ticketpreis durch die Werbeeinnahmen generiert wurde.
Der Kinobesuch ist weiterhin eine beliebte Form der Freizeitgestaltung. Dennoch stellen neue Player im Markt und der Fortschritt der Technik sowie äußere Gegebenheiten die Kinobetreiber vor immer neue Herausforderungen.
Auch weiterhin stellt der stark wachsende Video-on-Demand (VoD)-Markt eine große Konkurrenz für den Kinomarkt dar. Die bequeme und günstige Alternative, Blockbuster auch zu Hause ansehen zu können, senkt die Zahl der Kinobesuche perspektivisch. Andererseits beflügelt dieser weitere Absatzmarkt die Produktion kostspieliger und aufwendiger Filme, da die Produktionsfirmen hier einen Markt sehen, in dem sie mit den produzierten Filmen zusätzlich Umsatz generieren können. Durch den Vormarsch der VoD-Anbieter wie Netflix und Amazon Prime Video werden immer weniger Filme illegal gestreamt und Umsätze gehen somit hierdurch immer seltener verloren. Allerdings könnte die geplante europäische SatCab-Verordnung die Produzenten negativ beeinflussen. Hiernach würde den Rundfunkanstalten ermöglicht, ihre Sendungen über Onlinedienste auch in anderen europäischen Ländern zugänglich zu machen. Dadurch wäre den Produzenten die EU-weite Vermarktung nicht mehr wie bisher möglich, was dazu führen würde, dass eine aufwändige Filmproduktion weniger lukrativ wird. Das wiederum könnte zu relevanten Einnahmeeinbußen für die Kinos und Produzenten führen. Wie die EU entscheidet und inwiefern dies Einfluss auf den deutschen Kinomarkt haben wird, wird sich zeigen.
Den Kinobetreibern ist durchaus bewusst, dass sie sich gegen die wachsende Konkurrenz zum Teil neu aufstellen müssen. So wurden schon in den vergangenen Jahren viele Kinos modernisiert und dieser Trend setzt sich weiter fort. Hierbei geht es vor allem um besseren Sound, angenehmere Sitze und neue Leinwände, die ein besseres Bild bieten. All dies soll den Kinobesuch noch mehr vom heimischen Filme- Schauen abheben.
Zudem werden verstärkt verschiedene Sonderformen des herkömmlichen Kinoerlebnisses angeboten. So erleben beispielsweise die Autokinos eine kleine Renaissance: Mit einem Anstieg von 15,2 Prozent bei den Ticketverkäufen hat diese Sonderform die höchsten Zuwachsraten im Markt erzielt. Aber auch sporadische Open Airs und Filmfeste werden immer beliebter.
Ein weiterer Trend, dessen technische Entwicklung jedoch noch nicht ausgereift ist, ist das brillenlose 3-D-Kino. Die ersten Technologien, mit denen man ohne Brille einen Film in 3-D ansehen kann, sind zwar schon entwickelt worden, doch bis sich der Markt hierauf einlässt, dürften noch einige Jahre vergehen.
Das Kino ist für Besucher vor allem dann interessant, wenn Freizeitaktivitäten an der frischen Luft wegen kalten oder schlechten Wetters wegfallen: Ein sonniger Sommer schwächt den Kinomarkt, wohingegen schlechtes und regnerisches Wetter den Umsatz der Kinos ankurbelt. Im Jahresverlauf hat es das Kino deshalb in den Sommermonaten klassischerweise eher schwer und im letzten Jahresquartal steigen die Umsätze dann regelmäßig rapide an. Zudem hängt der Kinomarkt stark von alternativen Freizeitveranstaltungen ab. Diese Abhängigkeit sieht man im Jahresvergleich auf nationaler Ebene besonders stark an den Fußballeuropameisterschaften (EMs) und -weltmeisterschaften (WMs), die im Zweijahresrhythmus stattfinden. So schwanken die Besucherzahlen ebenfalls in diesem Rhythmus, weshalb sich regelmäßig ein Rückgang der Kinoumsätze in Europa- und Weltmeisterschaftsjahren beobachten lässt; in den Jahren zwischen diesen Großveranstaltungen kehrt sich dieser Trend tendenziell wieder um.
Allgemeine Entwicklung des Kinomarkts nach Saison (Tickets in Millionen)
Für das Jahr 2018 rechnen wir mit einem Rückgang des Kinoumsatzes um 1,7 Prozent. Dieser zeichnet sich aufgrund des guten Wetters, der Fußball-WM und auch der bisher bekannt gegebenen Zahlen der Branche ab. Somit liegt der Umsatz in diesem Jahr in der Prognose bei 1,1 Milliarden Euro. Hiervon werden voraussichtlich rund eine Milliarde Euro durch den Ticketverkauf umgesetzt und die verbleibenden 0,1 Milliarden Euro durch Werbung. Zwar ist zu erwarten, dass der durchschnittliche Preis für ein Kinoticket erneut um etwa 2,5 Prozent steigt, die Anzahl der verkauften Kinotickets jedoch um rund 4,5 Prozent zurückgeht. Die Einnahmen durch Kinowerbung werden voraussichtlich um 2,4 Prozent steigen. Wir erwarten, dass 2018 jeder Bundesbürger noch durchschnittlich 1,43-mal ins Kino geht.
In den nächsten fünf Jahren prognostizieren wir eine durchschnittliche jährliche Steigerung der Kinoumsätze um 1,2 Prozent, wodurch im Jahr 2022 ein Umsatz von 1,2 Milliarden Euro generiert werden wird. So werden jedes Jahr erwartungsgemäß zwar 1 Prozent weniger Tickets verkauft, allerdings steigt der Preis auch weiterhin um durchschnittlich 2,1 Prozent im Jahr. Bis 2022 rechnen wir mit einem Anstieg des durchschnittlichen Ticketpreises auf 9,59 Euro. Auch in den nächsten Jahren setzen sich die bisher zu beobachtenden Zweijahresschwankungen weiterhin fort. Einen besonderen Einfluss auf die Kinoumsätze 2022 dürfte die in Katar stattfindende WM haben. Aufgrund der extremen Wetterbedingungen in den Vereinigten Arabischen Emiraten wird die WM im November und Dezember stattfinden, die für den Kinomarkt mit die wichtigsten Monate sind. Der dementsprechend prognostizierte Besucherrückgang wird durch die steigenden Preise nicht vollumfänglich kompensiert werden können.
Auch bei den Einnahmen durch Werbung in den Kinos erwarten wir eine jährliche Steigerung um 2,7 Prozent, sodass im Jahr 2022 rund 106 Millionen Euro umgesetzt werden.
Umsatzentwicklung des Kinomarktes
Die detaillierten Zahlen des German Entertainment & Media Outlook 2018 - 2022 finden Sie hier.